Heyne Galaxy 08
haben, er mußte Geld haben, er mußte … irgend etwas haben, dem er noch keinen Namen geben konnte, das aber trotzdem überaus wichtig für ihn war. »Ich gebe dir sechs Monate Zeit.«
Als das halbe Jahr vorüber war, äußerte Schiemann sein endgültiges Nein. Len erwiderte: »Auf Wiedersehen.«
Schiemann sagte: »In Ordnung, aber es wird dir noch leid tun – es wird uns allen leid tun.«
Also rüsteten sie die Valkyrie aus und starteten zusammen mit Balas in den Hyperraum. Len wußte genau, wohin er wollte, selbst wenn ihm keine Karten zur Verfügung standen. Der Durchbruch, den er ansteuerte, lag in ihrem Heimatsektor, und er hatte sich die Position genau eingeprägt.
Schiemann überließ ihm alle Einzelheiten, selbst die Auswahl der Fracht. Len entschied sich für Kohle. Er wußte, daß die Xhindi auf Materie aus dem Normalraum Wert legten, doch er hatte keine Vorstellung, auf welche Materie. Dabei spielte der Wert im Normalraum keine Rolle, denn Normalraum-Materie nahm in der Transition zum Hyperraum eine andere Identität an, und genau hier lag die Möglichkeit eines gewaltigen Profits. Etwas, das im Normalraum absurd billig war, konnte sich im Hyperraum in etwas überaus Seltenes und Kostbares verwandeln, und umgekehrt. Die Verteilung der Elemente war in den beiden Universen völlig verschieden; und jedes dieser Universen ergänzte das andere.
Einen Haken hatte die Sache jedoch. Eine beständige Materie konnte sich im Hyperraum als unbeständig erweisen. Ohne ein gewisses empirisches Wissen war es unmöglich vorherzusagen, ob eine Substanz beim Wechsel vom einen Universum in das andere ihre Beständigkeit behalten würde. Wenn nicht, konnte sie sich in ein Gas oder eine Flüssigkeit verwandeln, sie konnte zu Energie werden, die das Schiff in die Luft sprengte; sie konnte ihre Beständigkeit auf zahlreiche andere Arten verlieren.
Als ob das noch nicht schlimm genug war, konnte es auch geschehen, daß selbst eine Materie, die bisher in beiden Universen als beständig gegolten hatte, plötzlich unbeständig wurde, wenn nur die Spur eines unstabilen Fremdelements hineingeriet. Eine solche Vermischung konnte rein zufällig sein, wodurch die ganze Sache so überaus gefährlich wurde. In diesem Licht war das Verbot eines inter-universalen Handels durchaus berechtigt.
Der Grund, warum Len sich als erste Ladung für Kohle entschieden hatte, war einfach zu erklären. Irgendwo hatte er gelesen, daß Kohle und Diamanten verschiedene Formen ein und desselben Normalraum-Elements waren und er hoffte, daß sich diese Ähnlichkeit im anderen Kontinuum erhalten würde. Doch selbst mit einer Spezialausbildung hätte er nicht mit Sicherheit bestimmen können, welche Materie als Ladung am besten geeignet war. Die Xhindi hatten ihm natürlich mitgeteilt, was sie wußten, doch ihre Terminologie war unklar. Sie sprachen seine Sprache äußerlich korrekt, doch mit unvollkommenen Begriffsbestimmungen, während er die Sprache der Hyperwesen überhaupt nicht verstand. Vieles von dem, was sie wußten, schien vergessen oder überhaupt nur halb begriffen.
Es gelang ihnen jedoch, ihm klarzumachen, daß gewisse Materialien mit ziemlicher Sicherheit gefährlich waren; andererseits konnten sie ihm jedoch keine absolut sichere Ladung angeben, noch die Handelsgüter, an denen ihnen in ihrem Universum am meisten lag, mit verständlichen Namen belegen. Er entnahm ihren Reden schließlich, daß sie mit allem zufrieden sein würden, was irgendwie durchkam. Also fiel seine Wahl auf die Kohle, und jetzt hoffte er auf einen eindrucksvollen Start.
Die Valkyrie erreichte den Hyperraum und verlangsamte ihre Fahrt. Das Dröhnen ihrer klapprigen Maschinen erstarb zu einem Summen, das schließlich in der stillen Dunkelheit einer absolut fremden Zeit und eines absolut fremden Weltalls unterging. Wie erwartet, verwandelten sich Schiemann und Balas, doch er war auf den entsetzlichen Anblick vorbereitet. Die Kohle verwandelte sich in etwas Bleiches und Glitzerndes. Doch es schien sich nicht um Diamanten zu handeln.
Es blieb alles still. Die Instrumente des Schiffes zeigten keinerlei Temperaturveränderung an, doch es schien langsam immer kälter zu werden.
Plötzlich wußte Mattern Bescheid. Man hatte ihm eine Falle gestellt, in die er wie ein Tolpatsch hineingerast war. Und das beschämendste daran war, daß seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte – von den Xhindi absichtlich gefördert – das Lockmittel gewesen waren.
Er wollte sich an das
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