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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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entschied und die How-2-Gesellschaft ihr Eigentum zurückverlangte, befand er sich im Mittelpunkt der phantastischsten Auseinandersetzung, die die Menschheit jemals erlebt hatte. Er versuchte sich die Anklage vorzustellen, die gegen ihn eingebracht werden konnte, wenn es tatsächlich zu einem solchen Krieg kam. Bewaffneter Aufstand, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Anstiftung zum Aufruhr – um Begründungen war man bestimmt nicht verlegen. Allerdings brauchte er sich darum erst Sorgen zu machen, wenn er mit dem Leben davonkam.
    Er schaltete das Fernsehgerät ein und lehnte sich zurück.
    Ein pickelgesichtiger Fernsehjournalist arbeitete sich gerade in eine kameragerechte Begeisterung hinein. »… ist das wirtschaftliche Leben heute fast zum Stillstand gekommen. Viele große Industriefirmen fragen sich, ob ihnen – falls Knight heute gewinnt – langwierige Verfahren bevorstehen, in denen sie beweisen müssen, daß es sich bei ihren automatischen Anlagen nicht um Roboter, sondern um Maschinen handelt. Es kann kein Zweifel bestehen, daß ein Großteil der Automation im industriellen Bereich unter den Begriff ›Maschine‹ fällt, aber fast überall befinden sich intelligente Robotereinheiten in den Kontrollpositionen. Wenn diese Einheiten als Roboter eingestuft werden, sieht sich die Wirtschaft vielleicht schwerwiegenden Anschuldigungen gegenüber, die sich auf die illegale Einschränkung persönlicher Freiheiten beziehen können.
    In Washington befinden sich die Regierungsgremien in ständiger Konsultation. Das Finanzministerium ist beunruhigt über den möglichen Steuerausfall, aber in diesem Zusammenhang erheben sich auch andere Regierungsprobleme, die weitaus schwerwiegender sind. Der Begriff des Staatsbürgers zum Beispiel müßte möglicherweise auf alle Roboter erweitert werden. Soll dieser Schritt automatisch erfolgen? Man steht vor einer Vielzahl von Fragen.
    Auch die Politiker haben ihre Sorgen. Sie würden sich einer völlig neuen Kategorie von Wählern gegenübersehen, und es hat niemand eine rechte Vorstellung davon, wie in einem Wahlkampf die Sympathien der Roboter zu gewinnen wären.«
    Knight schaltete das Gerät ab und widmete sich intensiv einem zweiten Krug Bier.
    »Gut?« fragte der Bierroboter.
    »Ausgezeichnet«, sagte Knight.
    *
    Mehrere Tage vergingen. Die Spannung stieg.
    Lee und die Juristen-Roboter wurden unter polizeiliche Bewachung gestellt. In einigen Landstrichen rotteten sich die Roboter zusammen und flohen aus Angst vor Übergriffen seitens der Menschen. Ganze Automatenstraßen traten in den Ausstand und verlangten die Anerkennung. Die Gouverneure mehrerer Staaten verhängten den Ausnahmezustand. Ein neues Musical mit dem Titel Bürger Robot hatte Premiere am Broadway und wurde von den Kritikern verrissen, während die Karten bald für ein Jahr im voraus ausverkauft waren.
    Schließlich kam der Tag der Entscheidung.
    Knight saß vor seinem Fernsehgerät und wartete auf das Erscheinen des Richters. Hinter ihm waren die allgegenwärtigen Roboter eifrig an der Arbeit. In ihrem Studio sang Grace glücklich vor sich hin. Er fragte sich, wie lange ihre Begeisterung für das Malen noch anhalten mochte; sie hatte es bereits sehr lange an ihrer Staffelei ausgehalten Noch vor zwei Tagen hatte er sich mit Albert darüber unterhalten, daß sie eine Galerie für ihre Bilder brauchte, damit das Haus etwas entlastet wurde. Auf dem Bildschirm erschien der Richter. Nach Knights Auffassung wirkte er wie ein Mann, der einem Geist begegnet war, obwohl er nicht an Gespenster glaubte.
    »Das heutige Urteil fällt mir schwerer als alle anderen Urteile, die ich in meinem Leben gefällt habe«, sagte er müde, »denn wenn ich hier dem Buchstaben des Gesetzes folge, muß ich befürchten, seinen Sinn zu verfälschen.
    Nach langer und eingehender Überlegung und unter Beachtung der Gesetze und der in diesem Prozeß vorgebrachten Beweise fälle ich mein Urteil zugunsten des Angeklagten Gordon Knight.
    Und obwohl sich das Urteil auf diese Feststellung beschränken muß, bin ich der Meinung, daß es meine eindeutige Pflicht ist, auch zu den anderen Fragen, die in diesem Prozeß aufgeworfen wurden, Stellung zu nehmen. Im Grunde geht die Entscheidung von der Tatsache aus, daß es der Verteidigung gelungen ist, die Rechtspersönlichkeit der Roboter zu beweisen – und daß Roboter aus diesem Grunde grundsätzlich kein Eigentum sein können und es dem Angeklagten daher unmöglich gewesen ist, einen Roboter zu

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