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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Einbahnstraße
    (WAITING PLACE)
     
    Harry Harrison
     
     
    Als Jomfri den Schirm des Materie-Transmitters verließ, wußte er, daß hier etwas nicht stimmen konnte. Nicht nur, daß in seinem Kopf ein Schmerz wütete, der ihm fast die Besinnung raubte – das klassische Symptom für einen MT-Fehler –, es war auch auf den ersten Blick zu sehen, daß diese graue und staubige Kammer nicht sein Bestimmungsort sein konnte. Er war auf dem Heimweg gewesen. Jomfri hob schützend den Arm und tastete sich vorsichtig zu der Bank, die eine Wand des kleinen Raumes einnahm. Er setzte sich und wartete, den Kopf in die Hände gestützt, auf das Nachlassen des Schmerzes.
    Das Schlimmste schien überstanden zu sein. Jomfri konnte sich glücklich schätzen, daß er überhaupt noch am Leben war. Er wußte eine ganze Menge über die Katastrophen, die sich beim MT-Verkehr ereignen konnten, denn obwohl sie zum Glück recht selten waren, erfreuten sie sich einer großen Beliebtheit bei 3V-Drehbuchautoren. Es brauchte nur ein mikroskopisch kleiner Stromkreis zu versagen, und schon wurde der unglückliche Reisende in einem Empfänger abgesetzt, den er gar nicht programmiert hatte; gleichzeitig wurde sein Nervensystem gehörig durcheinandergeschüttelt, was sich in einem unangenehmen Kopfschmerz niederschlug. Bei einem solchen ›leichten Versagen‹ – wie es die Techniker nannten – wurde allerdings kein weiterer Schaden angerichtet; wenn der Schmerz abgeklungen war, konnte das Opfer zur nächstgelegenen Notstation springen, dort den Fehler melden und seinen Weg fortsetzen. Es gab allerdings auch schlimmere Zwischenfälle, die man sich am besten nicht weiter ausmalte; Menschen, die unvollständig oder völlig entstellt ihren Zielort erreichten. Oder überhaupt nicht. Jomfri machte sich klar, daß er sich im Grunde nicht beklagen konnte. Die Hände gegen den Kopf gepreßt, richtete er sich auf.
    Vorsichtig öffnete er die Augen. Das Licht schmerzte. Er erhob sich, doch seine Knie zitterten, und er konnte kaum etwas sehen. Er brauchte dringend Hilfe. In der Notstation gab es bestimmt Medikamente, die seine Schmerzen lindern würden. Und er mußte den gestörten Transmitter melden, damit die Gefahr sofort beseitigt wurde. Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang. Er suchte die Kontrolltafel.
    »Das ist doch unmöglich!« sagte er und öffnete die schmerzenden Augen. »Es muß eine Kontrolltafel hier sein!«
    Doch es war nichts zu sehen. Er befand sich offenbar in einer Station, die nur auf Empfang eingerichtet war. Es war natürlich theoretisch denkbar, daß ein MT-Schirm nur in einer Richtung funktionierte, aber er hatte es nicht für möglich gehalten, daß so etwas tatsächlich existierte. »Draußen«, sagte er und verließ die leere und unheimliche Kammer.
    Auf unsicheren Beinen durchschritt Jomfri einen kahlen Korridor, der sich nach rechts wendete und der zu einer staubigen Straße hin öffnete. Ein Stück Plastikabfall wirbelte vorüber. Die Luft war warm und trocken.
    »Je eher ich hier wegkomme, desto besser«, sagte Jomfri. »Ich muß einen Transmitter finden.« Im nächsten Augenblick fuhr ihm das Licht wie mit Dolchstößen in die Augen. Er stöhnte auf, hob die Hände schützend vor das Gesicht und versuchte sich durch einen winzigen Spalt zwischen den Fingern zu orientieren. Vorsichtig setzte er sich in Bewegung. Tränen rannen ihm über die Wangen, und verzweifelt hielt er Ausschau nach dem vertrauten roten MT-Pfeil. Doch nur nackte graue Wände starrten ihn an. In einem Hauseingang saß ein Mann, das Gesicht im Schatten.
    »Helfen Sie mir doch«, sagte Jomfri. »Ich bin verletzt. Ich suche die MT-Station. Ich muß sie finden. Wo ist sie?« Der Mann zog die Füße an, ohne etwas zu erwidern. »Können Sie mich nicht verstehen?« fragte Jomfri ungeduldig. »Ich habe Schmerzen. Es ist Ihre Pflicht als Bürger …«
    Schweigend hakte der Mann einen Fuß um Jomfris Knöchel und den anderen hinter sein Knie. Jomfri stürzte zu Boden, und der andere erhob sich. »Dreckiger Fangner«, sagte er, versetzte Jomfri einen Tritt in den Unterleib und ging davon.
    Lange Zeit krümmte sich Jomfri stöhnend am Boden und wagte sich nicht zu bewegen, als ob er ein beschädigtes Ei wäre, das bei der ersten Berührung zerbrechen würde. Als er sich schließlich aufrichtete, stellte er fest, daß in der Zwischenzeit mehrere Leute an ihm vorübergegangen waren, ohne sich um ihn zu kümmern. Diese seltsame Stadt gefiel ihm

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