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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Siedlungen auf der Venus, auf den Asteroiden und den Monden des Jupiter, des Saturn und des Uranus gegründet. Es hatte keinen Sinn, auf eine Erde zurückzukehren, die von radioaktiven Gasen und Strahlungskrankheiten verseucht war. Die einzige Alternative war eine Ausdehnung nach draußen – zu den anderen Sonnensystemen hin.«
    »Und«, fügte Matthews hinzu, »dann gibt es das Protokoll.«
    Das Protokoll konnte man meiner Meinung nach als die Grundlage unserer Erziehung auf allen Gebieten bezeichnen. Es bestimmt, daß wir das Alte und Überlieferte hinter uns lassen sollen, daß sich die Menschheit größeren Aufgaben zuwenden und sich für alle Ewigkeit von der Welt des Leides abkehren soll, an die sie so lange gefesselt war. Es gab noch zahlreiche andere Grundsätze – doch sie waren nicht ganz so wichtig. Alle Kinder lernten das Protokoll auswendig.
    »Ja, das Protokoll«, sagte ich. »Das Protokoll hat sich aus den damaligen Verhältnissen ergeben.«
    »Aus den damaligen Verhältnissen«, sagte Matthews. »Aber Verhältnisse können sich ändern, während das Protokoll offenbar immer gelten soll.«
    »Und warum nicht?«
    »Nun, können Sie sich vorstellen, daß es das Schicksal der Menschheit sein soll, von einem künstlich geschaffenen Lebensraum in den nächsten zu ziehen? Daß es unsere Pflicht ist, einem derart fruchtbaren Planeten einfach den Rücken zu kehren?«
    »Das ist doch nur eine vorübergehende Phase. Das Sirius- Projekt …«
    »… ist ein Fehlschlag«, unterbrach mich Matthews. »Man wird uns offiziell darüber erst unterrichten, wenn ein neues Projekt in Vorbereitung ist – eine andere Mohrrübe, die dem Esel vor die Nase gehängt werden soll. Aber das Projekt ist und bleibt ein Fehlschlag. Zwei Planeten, von denen keiner bewohnbar ist oder zu machen ist.«
    Ich sagte langsam: »Vielleicht können Sie mir endlich sagen, was das alles mit Larry Gains zu tun hat?«
    Matthews erhob sich und trat vor den Teleschirm. Er berührte einen kleinen Hebel, und augenblicklich erschien ein wildbewegtes Muster aus kreisenden Linien auf dem Schirm – ein Beobachteralarm. Wenn jemand unser Gespräch mitzuhören versuchte, wurden die Kreise sofort unterbrochen. Matthews kam zurück und setzte sich wieder.
    »Während seiner Genesung hatte Gains viel Zeit. Er kam endlich einmal dazu, über die allgemeine Situation nachzudenken. Er stieß zufällig auf einen Mann aus unserer Gruppe. Um es kurz zu machen – er wurde Mitglied bei uns!«
    »Ihre Gruppe? Mitglied? Was soll das?«
    »Wir sind Stellvertreter einer Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Protokoll außer Kraft zu setzen. Wir wollen zur Erde zurückkehren, wollen sie wieder kolonisieren und vor der Barbarei bewahren. Gains hat diese Ziele anerkannt.«
    »Sie sind ja wahnsinnig! Was bringt Sie zu dem Glauben, daß Sie die Lage besser beurteilen können als das Direktorat? Von Jahr zu Jahr verbessern sich die Lebensbedingungen auf den Planeten. Die neue Kuppel am Langen Kanal bedeckt schon eine Fläche von über vierzig Quadratkilometern!«
    »Größere Kuppeln können wir bauen«, sagte Matthews, »aber eben nur Kuppeln. Es besteht nicht die geringste Aussicht, daß wir jemals wieder in einer natürlichen Umgebung leben.«
    »Und Larry! Sie haben zugelassen, daß er gefangengenommen wurde?«
    »Er hat Pech gehabt.«
    »Pech?«
    »Er und ein anderes Mitglied unserer Gruppe waren nicht vorsichtig genug. Ihr Gespräch wurde abgehört, und so wurden sie verhaftet. Glücklicherweise kannten beide nur sehr wenige andere Mitglieder, und die meisten konnten sich in Sicherheit bringen. Für Gains und Bessemer konnten wir allerdings nichts mehr tun. Sie wurden zu streng bewacht.«
    »Also ist er wirklich auf der Erde. Sind Sie sicher, daß er nicht noch irgendwo hier im Gefängnis sitzt?«
    »In diesem Punkt können wir unseren Informationen trauen. Man hat sie auf dem nordamerikanischen Kontinent abgesetzt – den man fast schon den Kontinent der Verbannten nennen könnte.«
    In diesem Augenblick erkannte ich den Grund für die Unruhe, die mich seit einiger Zeit plagte.
    Ich sagte: »Nun, jetzt habe ich also die Information, an der ich interessiert war. Aber gleichzeitig beginne ich mich zu fragen, warum Sie sie mir anvertraut haben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich für Sie als Mitglied Ihrer Gruppe in Frage komme, nur weil Larry mein Freund ist, nicht wahr? Und doch haben Sie mir eine Menge Einzelheiten mitgeteilt, die ich an Ihrer Stelle

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