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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Sie sich«, sagte Pinski.
    Die kleinen Silberkugeln begannen zu kreisen, in den Spiegeln glitzerte ein seltsames Licht, und ich hörte Pinskis Stimme, die zuerst ganz nahe klang und dann aus immer größerer Entfernung zu mir drang, bis sie schließlich wie ein Echo verhallte.
    Nach einer unbestimmten Zeit hörte ich seine Stimme:
    »Wachen Sie auf, Newsam! Wachen Sie auf!«
    Ich hob den Kopf; ich hatte keinerlei Kopfschmerzen. Pinski musterte mich mitleidig.
    »Da hat man Sie aber schön hereingelegt«, sagte er. »Was für ein Pech!«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich etwas ausgeplaudert hatte, aber im Grunde machte ich mir keine Illusionen. Wahrscheinlich hatte ich nichts verschweigen können.
    »Ich beklage mich nicht«, erwiderte ich.
    »Leider gibt es keine Möglichkeit, einen Mann, der einmal verbannt worden ist, wieder zu reklassifizieren. Es tut mir wirklich leid, denn vielleicht hätten wir diese Ausnahme bei Ihnen machen können. Aber wie die Dinge liegen … Jedenfalls können Sie Ihre Verbannung in der befriedigenden Gewißheit auf sich nehmen, daß Sie dem Direktorat noch einen letzten Dienst erwiesen haben. Die Sache mit dem Kreuzer war uns völlig neu.« Er schwieg einen Augenblick. »Das Boot wartet draußen. Viel Glück, Newsam.«
    Er schüttelte mir die Hand, und die Wachen brachten mich durch die Luftschleuse zur Hauptrampe. Ich warf einen letzten Blick auf den Archimedes-Krater und betrat das Boot.
    Während des Starts und der darauffolgenden dreistündigen Reise hatte ich Muße zum Nachdenken. Matthews Plan war schiefgegangen; der Kreuzer würde in einen Hinterhalt geraten. Was für ein Wahnsinn, es mit dem Direktorat aufnehmen zu wollen! Und was die Besiedlung der Erde anging, war ich jetzt ganz auf mich gestellt, wobei mir nur Larry und dieser Bessemer helfen konnten. Wenn ich sie überhaupt fand.
    Das Boot trat in eine Kreisbahn ein, und man begann den Absprung vorzubereiten. In einem Punkt hatte Matthews wenigstens recht gehabt; man ließ die Ausgestoßenen nicht beliebig springen, sondern berechnete den Landepunkt genau. Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, stieg ich in den Sprunganzug.
    Der Kapitän des Bootes, ein kleiner, verdrießlicher Mann, gab mir letzte Anweisungen.
    »Die fünf Düsen gehen automatisch los. Nach der fünften wird sich der erste Fallschirm öffnen, zehn Sekunden später der zweite.« Er lächelte traurig. »Wenn nach fünfzehn Sekunden nichts passiert ist, können Sie wetten, daß mit dem Schirm etwas nicht stimmt. Machen Sie sich dann auf einen angenehmen Tod gefaßt. Absolut schmerzlos.«
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    »Klagen sind uns bisher nicht zu Ohren gekommen – aber das wäre ja wohl auch nicht zu erwarten. Sie werden dort landen, wo wir bisher sämtliche Ausgestoßenen abgesetzt haben. Das Direktorat ist so großzügig, Ihnen ein gutes Jagdgebiet zuzuweisen, und wenn Sie lange genug am Leben bleiben, können Sie sogar Landwirtschaft treiben. Ist auch nicht weit vom Meer entfernt. Die Gegend hieß früher New Hampshire.«
    »Proviant?«
    »Nahrungsmittelkonzentrate für eine Woche. Und eine Klaberg-Pistole mit hundert Schuß Munition. Ich würde mich an Ihrer Stelle sorgfältig um die Waffe kümmern. Zum Glück bin ich nicht an Ihrer Stelle.«
    Er blickte auf die Stoppuhr in seiner Hand und schob mich in die Sprungschleuse. Ich wartete nicht auf den Luftzug, sondern sprang aus eigener Kraft. Ich überschlug mich mehrere Male in der Luft und sah das Boot hinter mir kleiner werden – wie ein Ballon, aus dem die Luft gelassen wird. Jetzt war ich allein auf mich gestellt.
    Als die fünfte Bremsrakete aufröhrte, kam mir ein Gedanke, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Matthews und seine Gruppe waren über verschiedene Dinge nicht informiert gewesen – vielleicht hatten sie noch eine Kleinigkeit übersehen. Vielleicht war die Bemerkung des Kapitäns über den Fallschirm, der sich nicht öffnete, mehr als ein grausamer Scherz gewesen …
    Wer würde davon erfahren, wenn der Absprung mit dem Tode endete? War das Direktorat vielleicht der Meinung, daß ein so schneller Tod nur recht und billig sein konnte?
    Der erste Fallschirm öffnete sich programmgemäß, und ich begann langsam zu zählen.
    Bei fünfzehn wußte ich, daß ich recht hatte. Ich stürzte immer schneller durch die dünne Luft. Der Tod raste auf mich zu.
    Mit gewaltigem Ruck öffnete sich bei zwanzig der Hauptfallschirm. Der Scherz des Kapitäns war grausamer gewesen, als

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