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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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erinnern sollte, ebenso wie ich oft an diese Begegnung im Korridor zurückdachte.
    Aber ich vergaß ihn jetzt, als ich durch einen Torbogen in eine Art Studio trat und das sanfte Gesicht und das kurzgeschnittene Haar Padmas erblickte, der einen hellgelben Umhang trug.
    »Kommen Sie herein, Mr. Olyn«, sagte er und erhob sich. »Folgen Sie mir.«
    Er wandte sich um und trat durch einen Vorhang aus Waldrebenblüten in einen kleinen Hof hinaus, in dem die elliptische Hülle eines Luftwagens aufragte. Der OutBond stieg in einen der Sitze hinter den Kontrollen und hielt mir die Tür auf.
    »Wohin fliegen wir?« fragte ich und nahm neben ihm Platz.
    Er berührte die Kontrollen des Autopiloten, und das kleine Flugboot erhob sich in die Luft. Padma kümmerte sich nicht um die Navigation, sondern drehte seinen Sessel zu mir herum.
    »Wir fliegen zu Graemes Feldhauptquartier«, erwiderte er.
    Seine Augen waren haselnußbraun, doch sie schienen die durch das Verdeck des Luftwagens dringenden Sonnenstrahlen zu sammeln und verstärkt zurückzustrahlen, als wir jetzt an Höhe gewannen. Ich vermochte in diesen Augen nicht zu lesen, ebensowenig wie ich seinen Gesichtsausdruck deuten konnte.
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Natürlich weiß ich, daß ein Anruf schneller ist als ein Auto. Aber ich hoffe, daß Sie keine Dummheiten mit mir vorhaben. Ich habe besondere Neutralitätspapiere, die mich als Journalist beschützen, ganz zu schweigen von meinen Freundler- und Exotener-Vollmachten. Und ich möchte auch nicht für irgendwelche Rückschlüsse verantwortlich gemacht werden, die Graeme nach unserem Gespräch heute morgen vielleicht gezogen hat – nach einer Unterhaltung, die übrigens unter vier Augen stattfand.«
    Padma saß bewegungslos in seinem Flugsessel und blickte mich an. Er hatte die Hände im Schoß gefaltet. Sie hoben sich hell gegen den gelben Stoff ab, wirkten jedoch fest und stark.
    »Die Entscheidung, Sie mitzunehmen, wurde von mir getroffen und nicht von Kensie Graeme.«
    »Ich würde gern den Grund dafür wissen«, sagte ich gespannt.
    »Weil Sie«, sagte er langsam, »sehr gefährlich sind.« Unverwandt blickte er mich an.
    Ich wartete darauf, daß er weitersprach, doch er sagte nichts. »Gefährlich?« fragte ich. »Gefährlich für wen?«
    »Für unsere Zukunft.«
    Ich starrte ihn an und lachte dann. Ich war ärgerlich.
    »Lassen Sie die Spaße!« sagte ich.
    Er schüttelte langsam den Kopf, wobei er den Blick nicht von meinem Gesicht wandte. Seine Augen verblüfften mich. Sie waren offen und unschuldig wie die Augen eines Kindes, doch ich vermochte nicht durch sie hindurch zu schauen, vermochte nicht den Mann dahinter zu erkennen.
    »Gut«, sagte ich. »Warum bin ich gefährlich?«
    »Weil Sie eine ganze Rasse vernichten wollen. Und weil Sie genau wissen, wie Sie das anstellen müssen.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Der Luftwagen raste geräuschlos durch die Lüfte.
    »Das ist eine recht seltsame Vermutung«, sagte ich ruhig. »Ich möchte zu gern wissen, wie Sie darauf gekommen sind.«
    »Unsere ontogenischen Kalkulationen haben uns darauf gebracht«, erwiderte Padma ebenso sachlich. »Und es handelt sich nicht nur um eine Vermutung, Tam. Das wissen Sie selbst am besten.«
    »O ja«, sagte ich. »Die Ontogenie. Ich wollte eigentlich noch im Lexikon nachschlagen.«
    »Das haben Sie doch getan, Tam – oder etwa nicht?«
    »Habe ich das wirklich?« fragte ich. »Naja, vielleicht habe ich es getan, aber die Sache ist mir jedenfalls nicht recht klar geworden, soweit ich mich erinnere. Es muß mit der Evolution zu tun haben.«
    »Die Ontogenie«, erklärte Padma, »ist die Untersuchung der Wirkung der Evolution auf die aufeinander einwirkenden Kräfte der menschlichen Gesellschaft.«
    »Und ich bin eine solche einwirkende Kraft?«
    »Im Augenblick ja. Und auch in den letzten Jahren«, erwiderte Padma. »Und vielleicht auch noch in der Zukunft. Aber möglicherweise auch nicht.«
    »Das hört sich fast wie eine Drohung an.«
    »In gewisser Weise ist es eine Drohung«, sagte Padma, und in seinen Augen fing sich erneut das Licht. »Sie sind fähig, nicht nur andere, sondern auch sich selbst zu vernichten.«
    »Das wäre mir aber sehr unangenehm.«
    »Dann«, sagte Padma, »sollten Sie mir einmal gut zuhören.«
    »Aber natürlich«, sagte ich. »Zuhören ist mein Beruf. Erzählen Sie mir etwas über die Ontogenie – und über mich.«
    Bedächtig justierte er die Kontrollen und drehte seinen Sessel wieder zu mir

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