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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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sondern sie wird sterben. Und wenn die Menschheit wieder zu einem Ganzen verschmilzt, wird ihr dieses wertvolle Element fehlen.«
    »Vielleicht wäre es kein großer Verlust«, sagte ich leise.
    »Es wäre ein unersetzlicher Verlust«, sagte Padma. »Ich kann es Ihnen beweisen. Als volltalentierter Mann haben Sie ein Element jeder Splitterkultur in sich. Sie könnten sich also auch mit jenen identifizieren, die Sie vernichten wollen. Ich habe Beweise. Werden Sie sich diese Beweise ansehen?«
    Das Luftfahrzeug setzte auf, und die Tür neben mir öffnete sich. Ich stieg aus und sah mich dem wartenden Kensie gegenüber.
    Ich blickte von Padma zu Kensie, der mich ausdruckslos musterte. Seine Augen waren anders als die seines Zwillingsbruders, doch aus irgendeinem Grunde brachte ich es nicht über mich, ihrem Blick zu begegnen.
    »Ich bin Journalist«, sagte ich. »Ich verschließe mich keiner neuen Erkenntnis.«
    Padma wandte sich um und ging auf das Hauptquartier zu. Kensie folgte uns, und ich hatte das Gefühl, das sich auch Janol und einige andere Söldner unserer Gruppe anschlossen – aber ich sah mich nicht um. Wir gingen in das Büro, in dem ich Graeme kennengelernt hatte – Kensie, Padma und ich. Auf dem Tisch lag ein Aktendeckel, Kensie entnahm der Akte die Fotokopie eines Schriftstücks und reichte sie mir über den Tisch.
    Ich nahm das Papier. An seiner Echtheit konnte kein Zweifel bestehen.
    Es handelte sich um einen Befehl von Bright, dem führenden Ältesten der Harmony-Regierung, und war an den Oberbefehlshaber der Freundler-Armee im Verteidigungszentrum auf Harmony gerichtet. Die Schriftzeichen waren in Molekular- Spezialpapier eingebrannt, das eine nachträgliche Änderung unmöglich machte.
    Seid unterrichtet, in Gottes Namen –
    daß, da es nicht der Wille des Herrn zu sein scheint, unsere Brüder auf St. Marie siegen zu lassen, hiermit der Befehl ergeht, ab sofort keine Truppen und Vorräte mehr zu entsenden. Denn wenn unser Lenker uns den Sieg zugedacht hat, werden wir ihn ohne weiteren technischen Aufwand erringen. Und wenn es Sein Wille ist, daß wir nicht siegen, müßte es als gottlos angesehen werden, uns gegen diesen Willen zu richten und die Substanz der Kirchen Gottes zu opfern.
    Es sei ferner angeordnet, daß unseren Brüdern auf St. Marie dieses Wissen erspart bleibe, damit sie ihren Glauben wie stets im Kampfe beweisen können.
    Im Namen des Herrn.
    Bright, Ältester der Auserwählten.
    Ich blickte von dem Schriftstück auf. Padma und Graeme beobachteten mich.
    »Wie sind Sie daran gekommen?« fragte ich. »Nein – Sie werden es mir natürlich nicht sagen.« Meine Handflächen waren plötzlich feucht, so daß mir das glatte Papier aus den Fingern zu gleiten drohte. Ich griff fest zu und sprach hastig weiter, um von meiner Erregung abzulenken. »Aber warum das? Der Tatbestand war uns schon bekannt. Jeder wußte, daß Bright seine Truppen hier im Stich gelassen hat. Das ist der Beweis. Warum machen Sie sich noch die Mühe, ihn mir zu zeigen?«
    »Ich dachte«, sagte Padma, »daß er Sie vielleicht ein wenig berühren würde. Vielleicht genug, um Ihren Standpunkt zu ändern.«
    »Ich habe das nicht von vornherein ausgeschlossen«, erwiderte ich. »Ich sagte Ihnen ja, daß ein Journalist stets aufgeschlossen sein muß. Wenn ich …« Ich wählte meine Worte mit Bedacht. »Wenn ich mich damit beschäftigen könnte …«
    »Ich hatte gehofft, daß Sie das Papier an sich nehmen würden.«
    »Wie?«
    »Ja, befassen Sie sich damit und versuchen Sie zu verstehen, was Bright eigentlich meint – dann haben Sie vielleicht auch ein gewisses Verständnis für die Freundler.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Aber …«
    »Ich bitte Sie nur um das eine – nehmen Sie das Schriftstück mit.«
    Ich antwortete nicht sofort. Padma stand unbeweglich vor mir; Kensie ragte riesig hinter ihm auf. Ich zuckte die Schultern und steckte die Fotokopie ein.
    »Gut«, sagte ich. »Ich werde sie mit in mein Quartier nehmen und darüber nachdenken.«
    »Mit dem Bodenwagen kommen Sie hier nicht durch«, sagte Kensie. »Wir gehen gerade in Stellung, und die Freundler beziehen ebenfalls Position. Es geht bald los.«
    »Nehmen Sie meinen Luftwagen«, sagte Padma. »Die Diplomatenflaggen werden Ihnen nützlich sein.«
    »Gut«, sagte ich.
    Wir verließen gemeinsam das Büro und näherten uns dem Luftfahrzeug. Im Vorraum kam ich an Janol vorüber, der meinen Blick kalt erwiderte. Ich konnte es ihm nicht verübeln.

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