Heyne Galaxy 14
müde, »aber wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben.«
»Aber Dublonen haben Sie noch nicht gefunden?« fragte der Skipper.
»Keine einzige«, erwiderte Sorensen. »Haben Sie Zeitungen mitgebracht, Skipper?«
»Natürlich – sie sind unten in der Kabine. Sie haben doch von der zweiten Marsexpedition gehört, nicht wahr?«
»Ja, über Funk. Die Ausbeute soll ja nicht gerade ergiebig gewesen sein.«
»Nein. Trotzdem muß man sich das nur mal vorstellen – zwei Schiffe waren schon auf dem Mars, und wie ich höre, bereitet man inzwischen eine Expedition zur Venus vor.«
Die drei Männer blickten sich um und grinsten.
»Na ja«, sagte der Skipper, »vielleicht ist das Raumfahrtzeitalter noch nicht bis in den südwestlichen Pazifik vorgedrungen. Hier ist jedenfalls noch nichts davon zu spüren. Los, löschen wir die Ladung!«
Die Männer befanden sich auf Vuanu, der südlichsten Insel der Salomon-Gruppe – einer Insel, die schon fast dem LouisadeAchipel zugerechnet werden konnte. Sie war mittelgroß – fast zwanzig Meilen lang und mehrere Meilen breit. Vor längerer Zeit hatte es etwa zwanzig Eingeborenendörfer auf Vuanu gegeben. Aber nach den Heimsuchungen der Sklavenhändler in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war die Bevölkerung zurückgegangen, und nach einer Masern-Epidemie blieben nur noch wenige übrig, die schließlich nach Neu-Georgia auswanderten. Während des Zweiten Weltkrieges war ein Beobachter auf der Insel stationiert, der jedoch kein einziges Schiff zu Gesicht bekam. Die japanische Invasion, die sich später hauptsächlich über Mikronesien, Neuguinea und die nördlichen Salomon-Inseln ergoß, berührte Vuanu nicht, und die Insel war bei Kriegsende noch immer unbewohnt. Sie wurde nicht zur Vogelinsel erklärt wie die Canton-Insel, sie wurde nicht zur Nachrichtenstation gemacht wie die Weihnachtsinsel, sie wurde auch nicht in ein Tabakdepot verwandelt wie Cocoa-Keeling. Man wollte nicht einmal ABC-Waffen auf ihr zur Explosion bringen. Vuanu war ein wertloses, feuchtes, vom Dschungel beherrschtes Stück Land, das jedem offenstand, der dafür Interesse hatte.
William Sorensen, Direktor einer Kette von Spirituosenläden in Kalifornien, war zu dem Schluß gekommen, daß er Interesse hatte.
Sorensens besondere Liebhaberei war die Suche nach alten Schätzen. Er war in Louisiana und Texas auf der Jagd gewesen nach Lafittes Schatz und hatte in Arizona nach dem Bergwerk des Verirrten Holländers gesucht – leider ohne Erfolg. Mehr Glück hatte er an der Goldküste gehabt, an der es von gesunkenen Wracks wimmelte, und bei einer Expedition nach Dagger Cay im Karibischen Meer, die ihm zwei Handvoll spanischer Münzen in einem zerfallenen Leinenstück einbrachte. Die Münzen waren etwa dreitausend Dollar wert. Die Ausrüstung der Expedition hatte ein Vielfaches dieser Summe gekostet, doch Sorensen fühlte sich ausreichend belohnt
Seit Jahren interessierte er sich schon für die spanische Schatzgaleone Santa Teresa. Nach alten Unterlagen war das Schiff mit schwerer Goldladung 1689 von Manila abgesegelt und bald darauf in einen Sturm geraten. Nach Süden abgetrieben, war es dort an einer Küste zerschellt. Den achtzehn Überlebenden gelang es, sich und den Schatz an Land zu retten. Sie vergruben ihn und machten sich in dem kleinen Rettungsboot auf den Weg nach den Philippinen. Nur zwei waren noch am Leben, als das Boot schließlich Manila erreichte.
Es wurde allgemein angenommen, daß der Schatz auf einer der Salomon-Inseln vergraben lag. Aber niemand wußte, um welche Insel es sich handelte. Schatzjäger versuchten ihr Glück auf Bougainville und Buka und Malaita, und selbst Ontong-Java wurde von einer Expedition heimgesucht. Doch der Schatz blieb unauffindbar.
Sorensen, der sich eingehend mit dem Problem beschäftigte, kam zu dem Schluß, daß die Santa Teresa die Salomon-Inseln durchsegelt haben mußte und erst dicht vor dem Louisades-Archipel an den Riffen Vuanus zerschellt war.
Sein Wunschtraum, nach dem Schatz zu suchen, wäre vielleicht niemals Wirklichkeit geworden, wenn er nicht mit Dan Drake zusammengetroffen wäre, der auch Amateur-Schatzsucher war und einen fünfzehn Meter langen Küstensegler besaß.
Bei einem gemütlichen Zusammensein wurde die Vuanu-Expedition geboren.
Die anderen Mitglieder der Gruppe waren schnell gefunden. Drakes Boot wurde seetüchtig gemacht und die nötige Ausrüstung besorgt. Schließlich beschaffte man sich noch ausreichend Freizeit und machte
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