Heyne Galaxy 14
wieder einmal ähnlich – sich von einer Maus angreifen zu lassen! Es wurde sogar vorgeschlagen, daß Eakins künftig einen besonderen Schutzanzug tragen sollte, falls die Familie der Maus auf Rache sann.
Zwei Tage später beendeten Sorensen und Al Cable ihre Morgenarbeit bei Grube 4, die etwa zwei Meilen vom Lager entfernt war. Der Metalldetektor hatte an dieser Stelle einige interessante Werte angezeigt, doch inzwischen hatten sie schon zwei Meter tief gegraben und nichts zutage gefördert.
»Mit dem Detektor stimmt etwas nicht«, sagte Cable und wischte sich müde über die Stirn. Er war ein schwerer, rotgesichtiger Mann, der auf Vuanu schon zwanzig Pfund verloren hatte und nach einem schlimmen Anfall von Hitzeblattern von der Schatzsucherei ein für allemal genug hatte. Er wünschte sich sehnlichst zurück nach Baltimore, wo sein Gebrauchtwagenhandel auf ihn wartete.
Als Expeditionsmitglied war er ein Fehlschlag.
»Der Detektor ist in Ordnung«, sagte Sorensen. »Es muß an dem sumpfigen Boden liegen. Die Kiste wird gesunken sein.«
»Vielleicht liegt sie schon dreißig Meter tief«, sagte Cable und stieß ärgerlich mit seinem Spaten zu.
»Kaum anzunehmen«, sagte Sorensen. »In fünf bis sechs Metern Tiefe müßten wir eigentlich auf Lavagestein stoßen.«
»Fünf Meter? Wir könnten eine Planierraupe gebrauchen.«
»Könnte teuer werden«, sagte Sorensen leise. »Komm, Al, kehren wir ins Lager zurück.«
Sorensen half Cable aus der Grube. Die beiden Männer reinigten ihre Werkzeuge und näherten sich dem schmalen Pfad, der zum Lager führte. Abrupt blieben sie stehen.
Ein großer, häßlicher Vogel war aus dem Unterholz getreten und versperrte ihnen den Zugang zum Pfad.
»Was, zum Teufel, ist das?« fragte Cable.
»Ein Kasuar«, erwiderte Sorensen.
»Scheuchen wir ihn weg!«
»Vorsicht!« sagte Sorensen. »Wenn hier jemand gescheucht wird, sind wir es. Wir müssen uns langsam in die Büsche schlagen.«
Der Kasuar war fast anderthalb Meter groß, hatte mächtige Beine und besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Strauß. An jedem Fuß hatte er drei Zehen, die sich zu langen, scharfen Kanten krümmten. Er hatte einen knochigen, gelblichen Kopf und kurze Flügel, und an seinem Hals schillerte ein Hautbeutel in allen Farben.
»Ist er gefährlich?« fragte Cable.
Sorensen nickte. »Auf Neuguinea sind Eingeborene von solchen Vögeln schon totgetreten worden.«
»Warum haben wir sie noch nicht zu Gesicht bekommen?«
»Weil sie normalerweise sehr scheu sind«, erwiderte Sorensen.
»Der Bursche da scheint aber alles andere als scheu zu sein«, sagte Cable, als der Kasuar einen Schritt vorwärts machte. »Sollen wir losrennen?«
»Der Vogel kann schneller rennen als wir«, sagte Sorensen.
»Du hast wahrscheinlich keine Pistole bei dir, nicht wahr?«
»Natürlich nicht. Bisher gab es ja nichts, worauf wir schießen konnten.«
Sie gingen langsam rückwärts, die Spaten wie Speere erhoben. Es raschelte im Unterholz, und ein Ameisenbär wurde sichtbar, gefolgt von einem Wildschwein. Die drei Tiere näherten sich den Männern und trieben sie auf die dichte Mauer des Dschungels zu.
»Sie jagen uns!« sagte Cable, und seine Stimme kippte über.
»Ruhig, ruhig«, sagte Sorensen. »Uns kann eigentlich nur der Kasuar gefährlich werden.«
»Sind Ameisenbären nicht auch gefährlich?«
»Nur für Ameisen.«
»Wie tröstlich«, sagte Cable. »Bill, die Tiere auf dieser Insel scheinen wahnsinnig geworden zu sein. Erinnerst du dich an Eakins' Maus?«
»Allerdings«, sagte Sorensen. Inzwischen hatten sie das andere Ende der Lichtung erreicht. Langsam kamen die Tiere näher. Hinter den Männern lag der Dschungel.
»Wir müssen den Durchbruch wagen«, sagte Sorensen.
»Der verdammte Vogel versperrt den Zugang zum Pfad.«
»Wir werden ihn umrennen müssen«, erklärte Sorensen. »Du mußt nur auf seine Beine aufpassen. Los!«
Ihre Spaten schwingend, rannten sie auf den Kasuar zu. Der Vogel, der sich nicht sofort für eins der beiden Ziele entschließen konnte, wandte sich schließlich Cable zu. Sein rechtes Bein zuckte vor. Der durch den Spaten abgelenkte Tritt traf Cable mit dumpfem Geräusch in die Seite. Der Mann stöhnte auf und stürzte zu Boden.
Sorensen holte mit seinem Spaten aus und schlug dem Vogel fast den Kopf ab. Jetzt gingen auch das Wildschwein und der Ameisenbär zum Angriff über. Sorensen ließ seinen Spaten durch die Luft sausen und trieb sie zurück. Dann bückte er sich, hievte
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