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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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bitte!«
    Sein Gesicht erstarrte. Seine Hände bewegten sich über ihren Rücken. »Man hat nach mir geschickt, damit ich mit dir spreche«, sagte er. »Man glaubt, daß du auf mich hören wirst. Ich soll dich heilen.«
    »Von der Krankheit, dich zu lieben?« lachte Mary. Unwillkürlich verkrampften sich seine Hände auf ihrem Rücken. »Wie närrisch der Gedanke ist, Klef!«
    »Mary, wir haben nur wenige Minuten«, sagte er.
    Sie beugte sich etwas zurück und blickte ihn an. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich soll mit dir sprechen und muß dann zurückfahren. Nur deshalb bin ich hier.«
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber du hast mir gesagt …«
    »Mary, hör zu. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Absolut nichts.«
    »Nimm mich mit, Klef. Ich möchte nur bei dir sein. Nimm mich mit.«
    »Und wo willst du wohnen? Im Fischerhaus zusammen mit vierzig anderen Männern?«
    »Ich kann überall wohnen, auch auf der Straße. Es macht mir nichts aus …«
    »Das würde man niemals zulassen, und das weißt du auch, Mary.«
    Sie weinte und klammerte sich zitternd an ihn. »Sag das nicht, bitte nicht. Selbst wenn es wahr ist, kannst du nicht so tun, als ob … Halt mich, Klef! Sag mir, daß du mich liebst.«
    »Ich liebe dich.«
    »Sag mir, daß du mich nicht wieder allein lassen wirst – was die anderen auch sagen.«
    Er schwieg. »Es geht nicht«, sagte er schließlich.
    Sie hob den Kopf.
    »Versuch es doch zu verstehen«, sagte er. »Es ist eine Krankheit, von der du dich heilen mußt.«
    »Dann bist du auch krank«, sagte sie.
    »Vielleicht, aber ich werde mich wieder erholen, weil ich weiß, daß es anders nicht geht. Und auch du mußt dich davon befreien. Vergiß mich. Geh wieder an deinen Webstuhl.«
    »Nie«, sagte sie.
    »Du mußt. Das mußt du mir versprechen.« Seine Umarmung verstärkte sich. »Verstehst du mich? Es ist wichtig für mich. Ich muß es wissen, ehe ich dich verlasse. Ich muß wissen, daß du dich nicht mehr wehren wirst. Wenn nicht…«
    »Wenn nicht…?«
    »Ich könnte es nicht ertragen«, sagte er.
    Sie legte die Wange an seine Brust und blickte über das schimmernde Meer. »Ich möchte nur einen Augenblick hier mit dir stehen«, sagte sie. »Ich werde nicht mehr weinen. Klef …?«
    »Ja?«
    »Ist das alles, was du mir zu sagen hast?«
    »Es darf nicht mehr sein.« Er schloß die Augen und öffnete sie wieder. »Mary, ich habe mich gegen das Gefühl gewehrt, denn es darf nicht sein. Es ist falsch und schmerzt. Du mußt mir versprechen, ehe ich gehe, daß du dich nicht wehren wirst, wenn man dich davon heilen will.«
    Sie machte sich frei und fuhr sich über die Augen. Dann blickte sie auf. »Ich werde mich nicht wehren«, sagte sie.
    Sein Gesicht verzerrte sich. »Danke. Ich werde jetzt gehen, Mary.«
    »Noch einen Kuß!« rief sie hastig. »Noch einmal!«
    Er küßte sie und machte sich gewaltsam frei.
    Laura-Eins und Vivana erhoben sich und kamen näher, während er Mary auf Armeslänge von sich abhielt. »Ich gehe jetzt wirklich«, sagte er rauh. »Leb wohl, Mary.«
    »Leb wohl, Klef.«
    Über ihren Kopf blickend, wartete er, bis Vivana das Mädchen zur Seite führte. Dann wandte er sich um und verschwand auf der Treppe.
    »Jetzt wird es dir bald besser gehen«, sagte Vivana unsicher.
    Mary schwieg. Regungslos lauschte sie auf die Geräusche, die von der Treppe heraufklangen – leiser werdende Schritte, Stimmen.
    Plötzlich wurde es unten lebendig. Hastige Schritte kamen näher, und Klef erschien. Er atmete schwer. Seine Augen leuchteten. Er nahm Mary bei den Händen und sagte: »Hör zu! Ich bin verrückt, und du bist verrückt! Wir werden beide sterben.«
    »Das ist mir egal«, sagte sie und blickte ihn strahlend an.
    »Ich habe gehört, daß einige Flüsse in den Bergen schon wieder sauber sind und sogar Fische haben. Das Wild soll auch schon zurückkommen. Wir werden dort leben, Mary, nur wir beide. Verstehst du mich?«
    »Ja, Klef – Liebling!«
    »Dann komm!«
    »Wartet!« rief Laura-Eins schrill hinter ihnen her, als sie die Treppe hinabrannten. »Wie wollt ihr leben? Was wollt ihr essen? Überlegt doch, was ihr tut!«
    Doch sie erhielt keine Antwort. Gleich darauf begann ein Motor zu surren.
    Vivana trat neben die alte Frau, und sprachlos beobachteten sie das kleine, dunkle Boot, das aus dem Schatten des Hafens in die Helligkeit hinausglitt. Am Ruder sahen sie die beiden Gestalten, die dicht nebeneinander standen. Langsam bewegte sich das Boot auf das Festland zu, und die

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