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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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hatte, in dem er gekommen war und den er zur Rückkehr in sein Projekt benutzen wollte, nachdem er unsere Verteidigungsgeheimnisse ausspioniert hatte.
    Trotz der Tatsache, daß ich eine handfeste Entschuldigung für mein Ausbleiben hatte, verzieh mir Linda nie. Als ich ihr meinen Heiratsantrag machte, weigerte sie sich, mir überhaupt zuzuhören.
    Aber zu meiner Überraschung kam ich über mein gebrochenes Herz sehr schnell hinweg. Dazu trug nicht zuletzt die Tatsache bei, daß es nach Bekanntwerden meines Abenteuers mehr als ein Mädchen gab, das gern meine Bekanntschaft machte – wozu auch die nette junge Dame aus dem Transitbüro gehörte. Immerhin war ich ein Held. Man verlieh mir sogar einen Orden.

Ein alter Wahn
    (AN ANCIENT MADNESS)
     
    DAMON KNIGHT
     
     
    1
     
    Die dreißig Schwestern, die sich wie ein Ei dem anderen glichen, saßen an ihren Webstühlen im Hof über der Galerie der Weberinnen. Im kühlen Schatten raschelten ihre weißen Kleider wie das Gefieder von Tauben, und ihre Stimmen wechselten zuweilen sehr schnell von leisem Gemurmel zu schrillem Geschrei. Die Decke des Hofes bestand aus grünem Glas, über dem die Sonne wie ein gold-grüner Fisch zu schwimmen schien. Zur Seite hin war der dunkelblaue Himmel und an einigen Stellen sogar das Schimmern des Meeres zu sehen.
    Die Schwestern hielten sich sehr aufrecht, hatten eine Haut wie Elfenbein und sehr starke Arme, und ihre Brauen erhoben sich in kühnem Schwung über ihre leuchtenden Augen. Einige Mädchen waren dicker als die anderen, aber auf allen Gesichtern strahlte das gleiche von Grübchen umrahmte Lächeln, und wenn sie lachten, warfen sie den Kopf mit der gleichen koketten Bewegung zurück. Sie waren wie eine Reihe von Spiegelbildern.
    Nur Mary, die jüngste, war anders. Zwar wies ihr Gesicht alle charakteristischen Züge des Klans auf, doch es war so hager und ernst, daß sie fast wie eine Fremde wirkte. Sie war zum Ersatz für die alte Anna-Eins geboren worden, die vor sechzehn Frühlingsperioden vom Aussichtsturm gefallen war und sich das Genick gebrochen hatte. Manche meinten, daß man damals zu hastig vorgegangen sei, daß Mary aus einem schlechten Ei stamme und man es niemals hätte zulassen dürfen, daß sie groß wurde. Es stimmte, daß sie durch das Hervorbrechen eines rezessiven Erbfaktors ein melancholisches und in gewisser Weise weltfremdes Kind geworden war, aber die Ältesten, die es eigentlich am besten wissen mußten, hatten beschlossen, ihr eine Chance zu geben.
    Denn auf der schwimmenden Insel Illiria gehörte das Glück zu den wichtigsten Dingen des Lebens, und jemandem das Recht auf Leben ganz vorzuenthalten, wurde als falsch angesehen.
    Auf der anderen Seite des Hofes blickte Vivana von ihrem Webstuhl auf und rief: »Ich habe gehört, daß gestern ein neuer Fischer vom Festland gekommen ist!« Sie war die älteste der dreißig Mädchen, eine plumpe, gutmütige Frau mit einem dröhnenden Lachen. »Wenn er hübsch genug ist, nehme ich ihn mir vielleicht – und gebe euch anderen meinen Tino. Rose, wie würde dir das gefallen? Tino wäre ein guter Mann für dich.« Ihr Webstuhl ratterte und begann einige Lagen Liase auszustoßen, ein künstliches Gewebe, das in der Maschine geformt, gesponnen, gewebt, gefärbt und bei seinem Austritt durch die Berührung mit der Luft gehärtet wurde. Ein Kanister des flüssigen Rohstoffs, der wie gefärbte Gelatine aussah, stand auf jedem Webstuhl – ein Produkt des Chemiker-Klans, der ihn auf geheimnisvolle Weise aus den Wassern des Meeres gewann.
    »Wie, wird er deiner schon überdrüssig?« rief Rose zurück. Sie war eine kleine, stämmige Frau mit einem Mondgesicht, deren starke, geschickte Finger über die Tastatur ihres Webstuhls tanzten. »Wahrscheinlich hast du ihm zu oft ins Gesicht geatmet.« Mit schriller Stimme übertönte sie das allgemeine Gelächter. »Hör zu, Vivana, wenn der neue Fischer wirklich so hübsch ist, nehme ich ihn vielleicht selbst und überlasse dir Mitri!« Eine Schicht apfelgrünes Gewebe senkte sich in einen Korb.
    Zwischen den beiden Mädchen arbeitete Mary mit gesenkten Augen. Sie lächelte nicht.
    »Gogo und Vivana!« rief jemand.
    »Ja – Gogo und Vivana! Wozu der Fischer?« Die Mädchen lachten und riefen durcheinander. Nur Mary schwieg und arbeitete geschäftig an ihrem Webstuhl.
    »Schon gut! Schon gut!« sagte Vivana atemlos vor Lachen. »Ich werd's mit ihm versuchen. Aber wer kriegt dann den Gunner?«
    »Ich!«
    »Nein, ich!«
    Gunner war

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