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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Tasse Chico aus. »Ich war vorsichtig und bin nicht einfach in das Gebäude eingedrungen und habe jedem erzählt, daß ich von draußen komme. Jeder Mensch hat ein instinktives Mißtrauen gegenüber Fremden, und in den Projekten ist dieser Instinkt noch systematisch gefördert worden. Vielmehr habe ich mich heimlich hereingeschlichen, was für einen Mann, der kein Metall und keinen Strahlungsschirm am Körper trägt, kein Problem ist, und seit zwei Monaten wandere ich im Gebäude herum und versuche die Menschen in Gespräche zu verwickeln. Dabei versuche ich ihnen Zweifel über die Gefährlichkeit der Welt draußen einzuimpfen und hoffe, daß sich wenigstens einige bald Fragen zu stellen beginnen, wie das damals bei mir der Fall gewesen ist.«
    Zwei Monate! Nach seinen eigenen Worten hatte sich dieser Spion zwei Monate in unserem Projekt aufgehalten, ohne entdeckt worden zu sein. Eine derartige Ungeheuerlichkeit war mir in meinem ganzen Leben noch nicht zu Ohren gekommen, und ich hoffte sehr, daß ich so etwas niemals wieder hören mußte.
    »Die Sache entwickelte sich ganz nach Plan«, fuhr er fort, »bis ich heute irgend etwas Falsches sagte – ich weiß noch immer nicht, was – und sich mein Gesprächspartner umdrehte und Zetermordio zu schreien begann.« Er schlug mit der Faust auf die Sessellehne. »Aber ich bin kein Spion! Und ich sage die Wahrheit – die Menschen können wieder draußen leben!« Plötzlich blickte er zum Fenster hinüber. »Warum haben Sie den Stoff vorm Fenster?«
    »Weil das Glas defekt ist«, erklärte ich. »Es will nicht undurchsichtig bleiben.«
    »Es ist also durchsichtig? Gut!« Er erhob sich, trat ans Fenster und riß den improvisierten Vorhang herunter.
    Ich wich vor dem Sonnenlicht zurück und wandte mich ab.
    »Kommen Sie her!« befahl er. Als ich mich nicht bewegte, wurde seine Stimme schneidend: »Stehen Sie auf und kommen Sie her, oder ich erschieße Sie – das schwöre ich Ihnen!«
    Ich wußte, daß er seine Worte wahrgemacht hätte, erhob mich langsam und trat zitternd ans Fenster, die Augen im grellen Lichtschein zugekniffen.
    »Schauen Sie nach draußen«, befahl er. »Sehen Sie sich's an!«
    Und ich gehorchte.
     
     
    4
     
    Schrecken. Entsetzen. Schwindel und Übelkeit.
    Weite, endlose Weite. Das hohe Blau und der weit entfernte Horizont und die graue Schlacke, die sich tief unter uns erstreckte.
    »Sehen Sie es?« fragte er. »Schauen Sie nach unten! Wir sind so hoch, daß man es kaum erkennen kann, aber wenn man sich anstrengt, sind die grünen Stellen zu sehen. Wissen Sie, was das bedeutet? Wissen Sie, daß dort wieder Pflanzen wachsen? Die Vegetation beginnt wieder hervorzukommen! Die Strahlung ist verschwunden, und die Pflanzen kommen wieder!«
    Die Phantasie spielte mir einen Streich. Meine Sinne waren durch den schußbereit neben mir stehenden Mann und das gähnende Nichts unter dem Fenster außerordentlich geschärft. Ich bildete mir fast ein, daß ich tatsächlich einige grüne Flecken sah.
    »Sehen Sie es?« fragte er mich.
    »Warten Sie«, sagte ich und lehnte mich weiter vor, obwohl jeder Nerv in mir dagegen protestierte. »Ja! Ich sehe es. Grün!«
    Er seufzte erleichtert. »Dann wissen Sie also, daß ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe. Man kann wieder draußen leben.«
    Meine Lüge war erfolgreich. Zum erstenmal hatte seine Wachsamkeit nachgelassen.
    Ich wirbelte herum, sprang auf ihn zu und drehte ihm den Arm so heftig herum, daß er aufschrie und die Pistole fallen ließ. Das war ein Ringertrick. Dann wandte ich mich um, drehte mich, duckte mich und ließ ihn über meinen Kopf fliegen, so daß er zu Boden krachte. Das war Judo. Dann stieß ich mit steifem Zeigefinger gegen eine bestimmte Stelle an der Seite seines Halses und brachte das Blut in seinen Venen für immer zum Stillstand. Das war Karate.
    Als die Armeeleute mit ihrem Verhör fertig waren, war es fast drei Uhr nachmittags – fünf Stunden nach meiner Verabredung mit Linda. Die Soldaten bestätigten meine Annahme, daß es sich bei dem Mann um einen Spion gehandelt hatte, der offenbar während seiner Gefangenschaft in dem Fahrstuhl wahnsinnig geworden war. Man versicherte mir, daß es draußen noch immer gefährlich war und daß seine Behauptung, sich schon zwei Monate in unserem Projekt herumzutreiben, nicht stimmen konnte. In Wirklichkeit hatte er sich kaum zwei Tage bei uns aufgehalten. Nicht nur das – die Soldaten berichteten mir auch, daß man den strahlungssicheren Wagen gefunden

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