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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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also ein Rendezvous mit einem Fischer vom Festland?« fragte der Arzt jovial. Er hatte graue Augen und trug einen grauen Hut und einen lustigen gelben Umhang. Er ließ seine kleine Tasche aufspringen, nahm eine Pille heraus und reichte sie Mary. »Nimm das ein, meine Liebe.«
    »Was ist das, Doktor?« fragte sie errötend.
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Es würde dir doch nicht gefallen, wenn dir ein Baby im Bauch wüchse, nicht wahr? Ha, ha, ha – das schockiert dich, nicht? Aber du mußt wissen, daß auf dem Festland die Männer nicht sterilisiert sind, die dortigen Klan-Sitten lassen das nicht zu. Statt dessen werden die Frauen unfruchtbar gemacht. Wir müssen also vorsichtig sein, wir Ärzte, jaja. Schluck die Pille, sei ein braves Mädchen.«
    Sie nahm die Pille und trank dazu einen Schluck Wasser aus der Flasche, die er ihr reichte.
    »Gut – jetzt kannst du zu deinem Rendezvous gehen, ohne Angst zu haben.« Strahlend schloß er seine Tasche und ging.
    Auf der Brunnen-Plaza, von der man den Hafen und das Meer überblicken konnte, hatte man Köstlichkeiten aller Art zusammengetragen – Wein, Makrelensalate, Kaviar, Nudeln und eisgekühlte Süßigkeiten. Zwei kleine Orchester spielten, und die Paare tanzten auf dem alten Keramikpflaster; weiße Röcke wirbelten, und blondes Haar schwang frei in der klaren Luft. Weiter oben hatten Mary und der Fischer einen Platz gefunden, an dem sie allein sein konnten.
    In einer schattigen Laube lagen sie eng umschlungen Herz an Herz. In ihrer Ekstase wußte Mary nicht mehr, wo die Trennung zwischen ihren Körpern war.
    »Oh, ich liebe dich. Ich liebe dich«, sagte sie leise.
    Er bewegte sich, sein Kopf neigte sich zurück, und er blickte sie an. In seinen grauen Augen stand eine unausgesprochene Frage. »Ich wußte nicht, daß du zum erstenmal…«, sagte er langsam. »Warum hast du so lange gewartet?«
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte sie leise, und es schien ihr, als wäre es wirklich so. Ihre Arme legten sich fest um ihn, und sie wollte ihn nie wieder loslassen.
    Aber er lehnte sich weiter zurück und blickte fragend auf sie herab. »Ich verstehe dich nicht«, sagte er. »Wie hast du wissen können, daß ich kommen würde?«
    »Ich wußte es«, sagte sie nur. Schüchtern begannen sich ihre Hände über die langen, weichen Muskeln seines Rückens zu bewegen, über die Haut, die sich so sehr von der ihren unterschied. Trotzdem schien es ihr, als ob ihn ihre Fingerspitzen genau kannten.
    Er erstarrte, und seine Augen schlössen sich halb. »Oh, Mary …«, sagte er, und dann waren sie sich wieder ganz nahe, und er küßte sie.
    Später begann sie zu weinen, und die Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie in seinen Armen lag und er besorgt fragte: »Ist alles in Ordnung, Liebling? Was ist denn?« Und sie konnte es ihm nicht erklären, sondern klammerte sich nur fester an ihn und weinte.
    Dann gingen sie Hand in Hand die weißen Stufen zu den Kais hinab.
    Hier waren zahlreiche Netze zum Trocknen aufgehängt, deren gläserne Schwimmer in den Sonnenstrahlen funkelten. Überall lagen Segel, Leinen und anderes Fischereigerät herum. Zwei einsame Fischerboote schaukelten am Schwimmpier – die übrigen waren draußen dicht unter dem Horizont. Schwarze Punkte auf der schimmernden See.
    Im Osten waren der kahle Streifen des Festlandes und die Häuseransammlung Portos zu sehen. »Dort lebst du also«, sagte sie staunend.
    »Ja.«
    »Was machst du dort?«
    Er blieb stehen und blickte sie an. Wieder stand die namenlose Unruhe in seinen Augen. Nach kurzem Zögern zuckte er die Schultern. »Ich arbeite, trinke ein wenig und liebe. Was sollte ich sonst tun?«
    Ein dumpfer Schmerz legte sich auf ihr Herz und wollte es nicht wieder freigeben. »Hast du viele Frauen geliebt?« fragte sie mühsam beherrscht.
    »Natürlich. Mary, was ist denn los?«
    »Du gehst nach Porto zurück. Du wirst mich verlassen.«
    Die Unruhe in seinen Augen verwandelte sich in offene Ungläubigkeit. Er nahm sie bei den Armen und drehte sie zu sich herum. »Was sonst?«
    Eigensinnig senkte sie den Kopf und ließ ihn an seine Brust sinken. »Ich möchte bei dir bleiben«, sagte sie undeutlich.
    »Aber das geht doch nicht! Du bist eine Inselbewohnerin, und ich bin vom Festland.«
    »Ich weiß.«
    »Warum dann der Unsinn?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wortlos verließen sie die Promenade und tauchten in den Schatten eines Lagerhauses am Kai. Die Türen waren offen und ließen den Geruch von Teer und

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