Hi, Society
verstanden hatten, dass das Habsburgerreich seit beinahe einem Jahrhundert nicht mehr existierte und bunte Socken zu Anzügen einfach nur lächerlich waren. Er war aufdringlich, ungehalten und einfältig, aber er kannte Gott und die Welt, und wenn er getrunken hatte, konnte man so einiges erfahren, was schon bald darauf erfolgreich zu Geld gemacht werden konnte. Einige seiner VIP-Auskünfte hatten es auf die schlagzeilenträchtigen Titelseiten so mancher österreichischen Tageszeitung geschafft und Katharina weite Teile ihres Schauspielstudiums mitfinanziert. Den Inhalt eines Gesprächs jedoch hatte sie für sich behalten, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, dass diese Information Jahre später keine Schlagzeile, sondern vielmehr die völlige Vernichtung bedeuten würde und zwar jene eines Hollywoodstars.
Dr. Michael Häupl
Bürgermeister der Stadt Wien
Lichtenfelsgasse 2, Stiege 5, 1. Stock
1010 WIEN
Dr. Elisabeth Weitzman
Habsburgergasse 9/11
1010 Wien
Wien, am 16.7.2009
Betreff: Ihr Schreiben vom 1.6.2009
Sehr geehrte Frau Dr. Weitzman,
ich bedauere sehr, dass Sie mit dem Absatz Ihrer High Heels im Kopfsteinpflaster des Stephansplatzes hängen geblieben sind und dabei ein schwerwiegender Materialschaden an Ihrem linken Stiletto entstanden ist. Wie aufmerksam von Ihnen, eigens ein Foto zur Verdeutlichung des Schadens beizulegen sowie die Rechnungskopie Ihres Schuhmachers.
Haben Sie auch herzlichen Dank für die umfassenden Vorschläge zur stilettofreundlichen Umgestaltung des Straßenpflasters, welche ich bereits an die zuständige Magistratsabteilung weitergeleitet habe.
Als Bürgermeister der Stadt Wien bin ich dankbar für solch engagierte Bürger wie Sie, welche sich nicht scheuen, auch auf äußerst seltene Missstände unserer schönen Stadt hinzuweisen und sie damit noch liebenswerter zu gestalten. Bestimmt haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihre entstandenen Kosten nicht ersetzen können.
Vielen Dank für Ihre Tatkraft und ein freundliches Servus!
Ihr Bürgermeister
Dr. Michael Häupl
Nicht vergessen: JEDE STIMME ZÄHLT am 23.10.2009
Finanzamt Wien I/23
Team 8/Gruppe 4b
Elisabeth Weitzman
Habsburgergasse 9/11
1010Wien
Wien, am 20. 7. 2009
Betreff: Ihr Kirchenbeitrag
Sehr geehrte Frau Weitzman,
es freut mich zu hören, dass Sie sich Ihrem »Glauben derart zugewandt fühlen« und wie Sie schreiben »so viel Kraft aus Ihren regelmäßigen Besuchen im Tempel schöpfen.« Da es sich bei Prada in der Singerstraße weder um ein Gotteshaus im engeren Sinn handelt noch die dort erworbenen Flammen-Pumps ein allgemein übliches Glaubenssymbol darstellen, auch wenn mir der Zusammenhang mit dem Höllenfeuer plausibel erscheint, müssen wir Ihren Antrag auf Anerkennung Ihrer Rechnung als Kirchenbeitrag im Rahmen des § 18 EstG ablehnen.
Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, finden Sie in der Anlage das Informationsblatt: Kirchenbeitrag
Mit freundlichen Grüßen
Maria Molart
Beilage:
1 Rechnung
1 Informationsbroschüre
KAPITEL 3
L
imonengelbe Seide aus Indien – handgenäht«, erklärt mir Madame Assistent am nächsten Morgen mit stolz geschwellter Brust, während sie die beiden Kunstwerke ehrfürchtig vor meinen Füßen abstellt. Direkt neben dem bereits etwas unübersichtlichen Turm an pink glänzenden, von schwarzen Satinschleifchen gezierten Kartons, an welchen sich eine bunt durcheinandergewürfelte Menge an märchenhaft-bezaubernden Fuß-Meisterwerken reihen.
»Sie wurden eigens für die Hochzeit der Tochter des Maharadschas von Jaipur gefertigt«, führt sie weiter aus, während sie ein Paar Two-Tone-Pumps in Größe 39 aus der Schachtel hervorzieht und mir lächelnd entgegenstreckt. Ich nicke anerkennend höflich, in der Hoffnung, sie weiter positiv zu stimmen, schließlich warten wir auf die Bride-to-be nun schon beinahe eine Stunde, ehe sich Madame Audrey erneut auf ins Lager macht, um mir schwarz-glänzende Pailletten-Peeptoes zu bringen, welche extra für die Sopranistin der Opera Garniér in der Rolle der Manon gefertigt worden waren. Die Tür ins Lager fällt mit einem sanften Klack ins Schloss, während ich die kobaltblauen Kalbslederpumps an meinen Füßen abstreife, als mein iPhone auf einmal losträllert.
»Hi! Was macht die Rettung der Welt?«, zwitschere ich erfreut ins Telefon, als die Verbindung hergestellt
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