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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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würdest du sehen, daß ich Sommersprossen und eine viel zu lange Nase habe, und daß ich jetzt auch schiele.“
    Sie fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare.
    „Du bist ein sehr kluger Dummkopf, Allan“, sagte sie zärtlich, „und ob du’s glaubst oder nicht: ich habe das alles schon gesehen, als es noch hell war.“
    Während wir zum Wagen gingen, stopfte ich mir wieder einen Kaugummi in den Mund. In diesem Augenblick erinnerte ich mich daran, daß ich vorhin das Papierchen von dem anderen achtlos irgendwo vor Dinahs Bungalow fortgeworfen hatte.
    Ich sagte es Muriel und erklärte ihr, ich würde nur noch rasch hinauffahren, um das Papierchen mitzunehmen. Sie könne mir aber ihren Wagen geben, und überhaupt könnten wir dann ja zusammen fahren.
    „Meinst du“, fragte sie zögernd, „daß das wirklich nötig ist? Ich möchte nicht mehr dorthin, Allan.“
    „Also gut, dann bleibst du da. Aber dein Wagen muß warm sein und auf der Straße stehen. Wenn sie von dir keine Spuren finden — ist auch egal. Dir können sie niemals was nachweisen, und in dieser Richtung werden sie gar nicht nachforschen. Also ruf jetzt an und kümmere dich nicht mehr um mich.“
    Ich brummte also den Weg wieder hinauf, drehte den Wagen an der gleichen Stelle um wie vorhin, fuhr zurück, und hielt vor dem Bungalow.
    Ich stellte den Motor ab und stand lauschend vor dem Haus. Ich hatte das unangenehme Gefühl, plötzlich nicht mehr allein hier oben zu sein. Ich lauschte mit offenem Munde. Es war alles ganz still, nur vom See herauf, weit, weit weg, hörte ich das leise Brummen eines Motorbootes.
    Wenn sich hier jemand verbergen konnte, dann nur in den Rhododendronbüschen. Meine Augen wanderten langsam über die dunkle Masse der Büsche. Ich hörte nur mein Herz laut klopfen; und trotzdem war jemand da, der mich beobachtete. Der Mörder? Wer sonst? Meine Gedanken überschlugen sich: ich brauche das Kaugummipapierchen, ich muß weg, ehe die Polizei kommt, und irgend jemand belauert mich. Oder bilde ich mir das nur ein, sind es nur meine überreizten Nerven, die mir diesen dummen Streich spielen?
    Ich stand fünf Schritte von meinem Wagen entfernt, dessen Motor leise blubberte. Ich hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet, um nicht zuviel Aufmerksamkeit hier oben zu erregen. Meine Pistole lag im Handschuhkasten — fünf Schritte entfernt! Sollte ich versuchen, zum Wagen zu gelangen? Ich mußte das Papierchen haben.
    Man hat im Magen kein gutes Gefühl, wenn man glaubt, von einem kaltblütigen Mörder beobachtet zu werden. Vielleicht war seine Pistole schon auf mich gerichtet?
    Ich stand immer noch regungslos. Da hörte ich ein ganz, ganz leises Knacken, wie es von einer Pflanze oder einem Tier hervorgerufen werden kann: es war ein metallisches Geräusch, das ich kannte.
    Ich schnellte mich nach vorn und hörte im selben Augenblick den Schuß, den kurzen bellenden Schuß aus einer Pistole.
    Mit drei langen Sätzen hatte ich das schützende Haus erreicht und lugte vorsichtig um die Ecke. Der Schuß war tatsächlich aus den Rhododendronbüschen gekommen.
    Man fühlt sich so elend hilflos, wenn nur der andere eine Pistole in den Fingern hat!
    Wieder lauschte ich, konnte aber nichts hören. Warum hatte jemand auf mich geschossen? Wenn es der Mörder war, weshalb nahm er es auf sich, einen zweiten Mord zu begehen?
    Das konnte doch nur jemand tun, der mich kannte, erkannte! Und der sich fürchtete, weil er annahm, ich sei ihm auf den Fersen.
    Mary-Ann Buttom? Oder Doktor Howard? Oder Franky Buttom? Oder jemand, der mich kannte, ohne daß ich es wußte? Der Gärtner? Der Sekretär McFellow?
    Egal wer es gewesen sein mochte — ich mußte hier weg! Muriel hatte die Polizei mobil gemacht, und es würde nun bald lebendig werden hier oben. Wenn ich nur das verdammte Papier gehabt hätte.
    Ich drückte mich eng an die Hauswand und ließ, aus dieser Deckung heraus, meinen Scheinwerfer über die Büsche gleiten. Ich rechnete damit, einen Schuß in die linke Pfote zu bekommen, aber es blieb alles still. Ich leuchtete den Boden ab und entdeckte das Papierchen. Unschuldig leuchtete es weiß und rot.
    Ich hatte eine Chance: der Schütze konnte nicht wissen, daß ich keine Waffe bei mir hatte.
    Ich ging ums Haus herum, um von der Rückseite, im tiefen Schatten, an die Rhododendronbüsche zu kommen. Schritt für Schritt arbeitete ich mich vorwärts.
    Dann hörte ich Motorengeräusch, und Lichtschein glitt über die Büsche. Die Polizei? So rasch schon?
    Ich

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