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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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wie viele schwarze Chevrolets es in Los Angeles gibt — aber einer davon gehört tatsächlich mir.“
    „Sie hatten es schon gewußt, Allan“, sagte sie, „irgendwelche Leute unten am See haben ausgesagt, du hättest nach Dinah Clearney gefragt. — Allan? — Allan, hörst du mich noch?“
    „Ja, ja“, sagte ich, „das tut mir leid, Muriel. Jetzt hab’ ich dich in eine dumme Sache hineingerissen. Was hast du ihnen gesagt?“
    „Es war gut, daß ich nicht zögerte, denn hinterher merkte ich, daß sie sogar deine Wagennummer wußten. Ich hab’ ihnen erzählt, du seist bei mir gewesen. Ich sagte ihnen fast die Wahrheit, aber nur fast, Allan! Ich erzählte ihnen, du hättest Dinah sprechen wollen, und wir seien zusammen hinübergefahren. Als wir dann aber sahen, daß sie nicht da war, sind wir wieder zu mir zurück, und dann bist du heim. So hab’ ich es ihnen erzählt. War das recht?“
    „Mehr als recht!“ rief ich erleichtert. „Das war großartig. Sie können uns nicht beweisen, daß es anders war. Schade ist nur — ja, sie werden mich jetzt am Wickel kriegen und ausquetschen. Sie werden vor allem wissen wollen, was ich bei Dinah zu suchen hatte. Ich muß ihnen dann die Hibiskusgeschichte erzählen, und dann...“
    „Du, hör’ mal“, unterbrach sie mich eifrig, „das brauchst du wirklich nicht. Ich habe ihnen nämlich gesagt, Dinah hätte ihren Bungalow aufgeben wollen. Ich hätte dir das gesagt, und du wolltest ihn dir anschauen. Ich habe ihnen natürlich auch erklärt, daß wir uns schon lange kennen. — Seit wann, meinst du, kennen wir uns?“
    „Seit ein paar hundert Jahren, Muriel.“
    „Nein, im Ernst. Wir müssen das genau vereinbaren.“
    Wir einigten uns darauf, daß wir uns vor vier Monaten im Griffith-Park kennengelernt hatten.
    „Was machst du morgen?“ wollte sie noch wissen.
    „Als erstes“, sagte ich, „kaufe ich mir ein paar Nummern vom Hollywood Magazin. Ich will feststellen, ob deine Kriminalgeschichten genauso klug und großartig sind wie du.“
    „Bist du sehr in mich verliebt?“
    „Viel zu sehr“, stöhnte ich, „so sehr, daß es mir schwerfällt, ein guter Detektiv zu sein.“
    „Was wärst du denn lieber?“
    „Ein Gemüsehändler mit einem normalen Familienleben.“
    „Schade“, sagte sie, „ich könnte nie in meinem Leben einen Gemüsehändler mit einem normalen Familienleben heiraten.“
    „Und einen Privatdetektiv, Muriel?“
    „Schon eher. Gute Nacht, Allan.“
    Sie hängte ein. Nachdenklich legte auch ich den Hörer auf. Dann zog ich andere Schuhe an, wickelte die getragenen mit den Gummisohlen in ein Papier und ging mit ihnen hinunter. Ich war besessen von der Idee, die Polizei dürfe keine Spur von mir finden.
    Unten warf ich das Papier in einen der Müllbehälter, die jeden Tag automatisch und maschinell ausgeleert werden; niemand würde die Schuhe finden können.
    Als ich dann oben gerade dabei war, mich auszuziehen, merkte ich, daß ich schon ganz durchgedreht war: die Polizei konnte, nein, mußte sogar meine Spuren finden, denn Muriel hatte ja gesagt, daß sie mit mir bei Dinah gewesen war.
    Ich fuhr also nochmal ‘runter und holte meine Schuhe wieder. Alter Freund, sagte ich mir, während ich mit meinem Schuhpaket wieder hinauffuhr, alter Freund, für zwei Berufe ist die Liebe ein Gift, und zwar ein tödliches: für die Verbrecher und die Detektive. Ich fühlte aber, daß die Vergiftung bei mir schon zu weit fortgeschritten war, als daß man etwas dagegen hätte tun können.
    Weil ich mich vorher derartig mit Kaffee und Schlaflosigkeit vollgepumpt hatte, nahm ich eine Schlaftablette, legte mich ins Bett, und als mir mein Kriminalroman zum erstenmal auf die Nase gefallen war, löschte ich das Licht aus.
    Ein wütendes Gepolter an meiner Bürotüre weckte mich am nächsten Morgen aus einem bleischweren Schlaf.
    In solchen Situationen erkennt man klar, wie vorteilhaft es ist, ein ordentlicher Mensch zu sein. Wenn man’s aber nicht ist, nimmt man sich vor, es künftig zu werden. Da ich leider nie weitergekommen bin, als bis zu diesem Vorsatz, fand ich natürlich in der Eile meinen Hausmantel nicht. Ich hüpfte also im Pyjama zur Tür, an die immer noch gepoltert wurde. So was von Lärm können sich nur Polizisten erlauben.
    Ich machte die Tür nur einen Spalt breit auf. Das heißt, ich wollte sie nicht weiter aufmachen; aber kaum hatte ich den Schlüssel umgedreht und die Klinke heruntergedrückt, als mir die Türe förmlich entgegenflog und

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