Hibiskusblüten
an den Kopf knallte.
Zwei Polizisten und ein Mann in Zivil standen draußen.
„Guten Morgen“, sagte ich höflich, „mein Pyjama hat zwar nur sechs Dollar gekostet, aber er ist noch ziemlich neu. Sollte er Ihnen nicht gefallen, müssen Sie mir fünf Minuten Zeit lassen, um mich anzuziehen.“
„Quatsch nicht“, sagte der baumlange Polizeileutnant und schob mich beiseite. Sie kamen in mein Büro, jeder einzelne eine verkörperte Behörde, schauten sich mit herabgezogenen Mundwinkeln um, rümpften die Nase, und dann schauten sie mich an.
„Sind Sie Allan Stretcher?“ fragte der Mann in Zivil.
„Ja“, sagte ich, „aber das hätten Sie eigentlich fragen müssen, ehe Sie hereinkamen.“
„Und Sie sind Privatdetektiv?“
„Ja.“
„Ihre Lizenz, bitte.“
Ich holte meine Papiere und gab sie ihm. Er studierte sie eine Weile, dann reichte er sie mir kopfschüttelnd zurück.
„Unglaublich“, sagte er, „was heutzutage alles unter dieser Flagge herumsegelt. Haben Sie viel zu tun?“
„Danke der gütigen Nachfrage, nicht gerade sehr viel. Aber wenn auch meine Zeit augenblicklich noch nicht besonders kostbar ist, würde es mich nun doch langsam interessieren, wofür ich sie jetzt gerade verschwenden muß.“
„Frech wird er auch noch“, bemerkte nun der zweite Polizist, ein kleiner, spitzmäusiger Kerl.
Ich hob die Arme, knöpfte meine Pyjamajacke auf und klopfte an mir herum.
„Die einzige Waffe, Sergeant“, sagte ich, „die ich im Augenblick bei mir habe, ist meine Frechheit. Meine Pistole liegt nämlich dort drüben auf dem Schreibtisch. Ich habe sie gestern abend auseinandergenommen und gereinigt. Ich besitze dafür einen Waffenschein und habe vor vier Monaten zum letztenmal damit geschossen. Die Kugel flog damals ungefähr dreißig Yards weit und blieb dann in einem Mann stecken, der Eddi Burns hieß. Einige Herren von der Polizei waren sehr erfreut darüber und schüttelten mir die Hand. Haben Sie von Eddi Burns schon mal was gehört?“
„Ach“, sagte die kleine Spitzmaus, „Sie waren das.“
Sie machten nun alle kein so unfreundliches Gesicht mehr.
Der Leutnant nahm meine Pistole vom Tisch, drehte sie in der Hand herum, roch an der Mündung und sagte zu dem Mann in Zivil:
„Es ist das gleiche Kaliber, Sir.“
„Ich glaube“, sagte der Zivilist mit einem dünnen Lächeln, „es wird hier etwas länger dauern. Können wir uns nicht ein bißchen setzen?“
Ich zeigte auf die Couch, meinen Schreibtischstuhl und den Besuchersessel.
„Bitte, meine Herren“, forderte ich sie auf, „machen Sie sich’s bequem. Wie lange wollen Sie bleiben? Wenn ich laut pfeife, bringt mir Mrs. Cumming eine neue Flasche Whisky herauf — ich kann Ihnen aber auch Kaffee kochen. Oder...“
„Nun halten Sie mal endlich die Luft an“, grunzte der lange Leutnant ärgerlich, „wo waren Sie denn gestern nachmittag?“
Ich zuckte die Schultern.
„Vorerst, meine Herren, besteht für mich noch keine Veranlassung, wildfremden Polizisten auf merkwürdige Fragen zu antworten. Wer sind Sie denn überhaupt?“ wandte ich mich an den Mann in Zivil.
„Staatsanwalt“, sagte er, „wollen Sie meinen Ausweis sehen?“
„Nicht nötig“, winkte ich ab. „Leute, die so aussehen wie Sie, sind immer Staatsanwalt und haben immer recht.“
Er verzog sein Gesicht säuerlich und wiederholte die Frage.
„Wo waren Sie gestern nachmittag?“
„Wozu wollen Sie das wissen?“ fragte ich zurück.
Es scheint eine internationale Vereinbarung zwischen sämtlichen Polizisten der Welt zu sein, unhöflich zu werden, sobald man sich im Recht glaubt.
„He, Schnuffi!“ schrie mich der lange Leutnant an, „die Fragen werden von uns gestellt!“
„Aber die Antworten gebe ich“, sagte ich, „und ich habe keine Lust dazu. Es dürfte sogar einem Staatsanwalt bekannt sein, daß ich nicht verpflichtet bin, auf Fragen zu antworten, die von der Polizei gestellt werden. Wenn ihr was wissen wollt, müßt ihr schon eine Klage erheben und mich vor einen Richter bringen. Aber wie gesagt — einen Whisky kann ich euch anbieten. Ich bin ein gastfreundlicher Mensch.“
Der dürre Staatsanwalt sprang auf.
„Das ist — doch...“
„...mein Recht“, unterbrach ich ihn. Man kann solchen Burschen nicht anders kommen, sonst ist man von vornherein schon unten durch. „Das wissen Sie so gut wie ich. Wenn Sie mir aber endlich sagen, worum es sich überhaupt handelt, dann werde ich vermutlich keinen Grund haben, Ihnen nicht zu
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