Hide (German Edition)
Unterlippe zitterte. »Bist das wirklich du?«
»Öffnen Sie diese Zelle«, verlangte Sam.
»Ich bin ja dabei. Tut mir leid«, sagte der Projektleiter. »Sie ist erst seit gestern hier, ich kann den Code noch nicht auswendig.« Er tippte eine Zahlenfolge ins Steuerpult.
Ich blieb zögernd in der Mitte des Labors stehen, halb aus Angst, dass ich träumte, dass dies ein Flashback war.
»Da, jetzt geht’s«, sagte der Mann, auch diese Glastür öffnete sich und Dani schoss heraus, Tränen strömten ihr über die Wangen. Sie stürzte sich auf mich, schlang mir ihre zarten Arme um den Hals. Ein schwacher Seifengeruch umgab sie.
Langsam, wie benommen, erwiderte ich die Umarmung und hielt die zitternde Dani im Arm. »Das bist wirklich du, ich kann es nicht fassen«, sagte sie schluchzend. »Ich suche schon so lange nach dir.«
Sie schluchzte immer heftiger.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, um sie zu trösten.
Irgendwann löste sie sich von mir und legte mir die Hände ans Gesicht. Sie war ein paar Zentimeter größer als ich und mindestens fünf Kilo leichter.
»Geht es dir gut?«, fragte sie. »Bist du …« Sie sah über meine Schulter, ich konnte nur ahnen, dass sie dort Sam erblickte. Ihr kamen erneut die Tränen, sie ließ mich los und ging zu Sam, um ihn ähnlich herzlich und heftig in die Arme zu schließen.
»Du hast sie gefunden. Danke. Danke, dass du dich um sie gekümmert hast.«
Sie lockerte die Umklammerung und küsste ihn sanft auf die Wange. Sam schaute sofort zu mir, wollte meine Reaktion sehen.
Ich wich seinem Blick aus.
»Wir sollten von hier verschwinden«, sagte ich.
Ausnahmsweise war Nick mal meiner Meinung. »Absolut. Die schicken sicher Verstärkung, sobald auffällt, dass dieses Team hier sich nicht rechtzeitig zurückgemeldet hat.«
Cas sammelte nützliche Dinge von den toten Männern und Frauen. Hauptsächlich Pistolen und Ersatzmagazine.
»Nehmen wir die mit?«, fragte Nick und machte eine Kopfbewegung zu den drei Jungs, die wir befreit hatten.
»Erst mal schon«, antwortete Sam. »Zumindest, bis sie allein klarkommen.«
Und wir sie gründlich ausgehorcht hatten.
Cas stand plötzlich neben mir. »Hier«, sagte er und hielt mir eine schwarze Lederjacke hin. »Sieht ganz so aus, als hättest du ein Bad genommen.«
Ich blickte ihn finster an. »Nicht freiwillig.« Ich nahm die Jacke entgegen und schaute sie prüfend an. »Einschusslöcher oder Blut?«
»Hab weder das eine noch das andere gefunden.«
Die Vorstellung, dass ich mir hier gerade was von einer Toten mopste, war einfach zu haarsträubend. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, während ich mich aus meinem klitschnassen Mantel schälte und in die Lederjacke schlüpfte. Sie war mit Fleece gefüttert, der bis zu den Strickbündchen reichte, und tailliert. Eine schwere, übergroße Kapuze hing nun über meinen Rücken. Der überwältigende Geruch von Leder gemischt mit dem süßen, klaren Duft eines Parfums umfing mich und ich fragte mich, welcher Frau diese Jacke wohl gehört hatte, stellte mir vor, wie sie sich heute parfümiert hatte, ohne zu ahnen, dass sie noch vor Sonnenaufgang tot in einem Keller liegen würde.
Der Rothaarige trat vor. »Was passiert mit Thomas?«
Es dauerte einen Moment, bis wir verstanden, dass er damit den Projektleiter meinte. Nachdem Danis Zelle aufgegangen war, hatte Thomas sich so klein und unauffällig gemacht wie eben möglich. Er stand mit erhobenen Händen in der hintersten Ecke des Labors.
»War er gut zu euch?«, fragte Sam.
Der Junge zuckte mit den Schultern. »Schätze schon. Er hat uns nichts angetan, wenn es das ist, was du meinst.«
Sam zeigte auf Cas. »Bring ihn in eine der Zellen.«
Thomas ließ sich nur zu bereitwillig in die vierte Zelle bringen. »Danke, dass ihr mich verschont«, sagte er, als Sam den Knopf drückte, der seine Zelle verschloss.
»Das heißt noch lange nicht, dass Ihnen nichts passieren wird«, sagte Sam. »Schwer vorauszusehen, was Riley mit Ihnen anstellen wird, wenn er erfährt, dass seine Einheiten weg sind.«
Thomas sackte in sich zusammen, als ihm bewusst wurde, was das heißen konnte. Riley war nicht gerade der nachsichtige Typ.
»Dann los«, sagte Sam.
Ich warf einen Blick zu der Frau, deren Jacke ich nun trug. Ich hatte mich damit abgefunden, Menschen das Leben zu nehmen, die für die Sektion arbeiteten. Diese Menschen wussten, worauf sie sich einließen, als sie diesen Job annahmen. Das hieß aber noch lange nicht, dass mich
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