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Hide (German Edition)

Hide (German Edition)

Titel: Hide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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kein schlechtes Gewissen plagte.
    Bevor wir aus dem Hauptquartier der Sektion entkommen waren, hatte ich den Chef erschossen. Connor. Ihn zu töten, war mir nicht schwergefallen, die Qualen hatten erst danach eingesetzt.
    Ich sah noch immer fast täglich sein Gesicht vor meinem geistigen Auge. Ich fragte mich, wie lange ich wohl das Gesicht dieser Frau sehen würde.
    Vielleicht für immer.
    Ich erwog kurz, zu beten oder ein paar letzte Worte an die Tote zu richten oder wie um alles in der Welt man Toten Respekt erwies. Aber mir wollte nichts anderes einfallen als Danke für die Jacke . Deshalb flüsterte ich nur diesen Satz, bevor ich das Labor verließ.

12
    Ich hatte mich an das Leben in einem richtigen Haus gewöhnt, weshalb ich nicht gerade überwältigt war von dem Gedanken, in einem Motel unterzukommen. Die Ausstattung war völlig geschmacklos. Die Laken fleckig. Und die Fensterrahmen waren so oft übermalt worden, dass sich die Fenster nicht mehr öffnen ließen. Als ich Sam darauf ansprach, denn so hatten wir gar keine alternative Fluchtmöglichkeit, grummelte er, wir blieben ja auch nur vorübergehend hier.
    Er verteilte uns auf zwei Zimmer. Er, Dani, der Rothaarige und ich bezogen das erste, Cas, Nick und die verbleibenden beiden Jungs, Jimmy und Matt, das zweite.
    Der rothaarige Junge, sein Name war Greg, hatte auf einem Stuhl in der Ecke Platz genommen. Dani saß gegenüber von Sam und mir auf der Bettkante.
    »Erzähl uns alles, von vorn«, sagte Sam.
    Dani biss sich auf die Unterlippe. »Ich habe gedacht, ihr seid tot. Beide. Das habe ich ganz lange geglaubt.« Sie holte tief Luft, straffte die Schultern. »Nachdem du geschnappt wurdest, habe ich mich versteckt«, sagte sie an Sam gerichtet. »Die von der Sektion hatten mich auf dem Feld angeschossen und dann dort liegen lassen. Wahrscheinlich im Glauben, dass ich einfach verbluten würde. Aber ich habe überlebt. Und Anna …« Sie schloss die Augen und mehrere Tränen kullerten über ihre Wangen. Sie wischte sie schnell mit einem zierlichen Finger fort. »Ich dachte, sie haben dich umgebracht, als sie unsere Eltern getötet haben. Und dann erfuhr ich vor ein paar Monaten von einem alten Kontakt, den ich noch bei der Sektion habe, dass ihr beide wieder aufgetaucht seid. Dass ihr aus einer streng geheimen Einrichtung in New York ausgebrochen seid.
    Also habe ich ein paar weitere frühere Kontakte ausfindig gemacht und so lange gelöchert, bis ich ein paar Hinweise beisammen hatte. Und dann habe ich mich auf die Suche nach euch gemacht. Nur hat mich Riley zuerst gefunden. Ich glaube, die wollten mich als Köder einsetzen.«
    »Klingt plausibel«, sagte Sam.
    Sie nickte und lächelte. »Zum Glück habt ihr mich befreit, bevor sie ihren Plan umsetzen konnten.«
    Ich rutschte näher zu Sam. Ich hätte nur zu gern seine Hand genommen, um mich ein bisschen zu beruhigen, doch dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Wenn Dani noch nicht wusste, dass Sam und ich zusammen waren, konnte ich schlecht einschätzen, wie sie diese Neuigkeit wohl verkraften würde.
    »Und … Was haben sie mit dir gemacht?«, fragte Dani mich. »Da in dem Labor?«
    Das war eine ziemlich lange Geschichte und mir war nicht wirklich danach, sie jetzt in aller Ausführlichkeit zu erzählen.
    »Hm, ich habe erst vor ein paar Wochen von dir erfahren«, sagte ich. »Bis dahin wusste ich nicht, dass ich eine Schwester habe.«
    »Das heißt, sie haben an deinen Erinnerungen rumgepfuscht?« Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen. »Das tut mir so leid.« Sie rieb sich über das Gesicht. Als sie die Hände sinken ließ, sah sie mich direkt an. »Du erkennst mich also nicht? Ich könnte auch eine völlig Fremde sein?«
    Ich war mir nicht sicher, wie viel ich verraten sollte. Ich hatte hin und wieder Flashbacks, aber von denen hatte ich Sam bisher noch nichts erzählt. Und ich war mir obendrein nicht mal sicher, wie glaubwürdig sie überhaupt waren.
    »Ja, genau.«
    Sie presste die Lippen aufeinander, dann sagte sie: »Du wirst dich schon erinnern, irgendwann. Und ich fülle gern die verbleibenden Lücken mit meinen Erinnerungen auf, wenn du möchtest.«
    »Danke.«
    »Und jetzt zu dir«, sagte Sam und nickte zu Greg, der auf der ganzen Fahrt fast kein Wort von sich gegeben hatte. »Erinnerst du dich an die Zeit vor dem Labor?«
    Greg schüttelte den Kopf. »Keiner von uns.«
    »Wie lang wart ihr dort?«
    »Sechs Monate.«
    Das war nicht wirklich lang im Vergleich zu den vielen

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