Hide (German Edition)
O’Brien«, sagte er und machte eine einladende Geste.
Ich machte ein paar Schritte rückwärts. »Gehört das zur Sektion?«
Dani schaute mich an. »Hier bist du sicher, komm.«
»Nein, ich geh da nicht rein. Die lassen mich vielleicht nie wieder laufen.«
»Cal«, sagte Dani zu dem Agenten. »Hilfst du mal?«
Cal griff nach meinem Handgelenk und zog mich hinein, während Dani den Monitor wieder in die Wand schob, bis er einrastete.
Weiße Kugellampen waren alle paar Meter in die Wände des Korridors eingelassen, der vor mehreren Fahrstühlen endete. Die Türen standen offen, wartend.
Ich versteifte mich.
»Du musst dir keine Sorgen machen, Spatz, ich schwör’s dir.« Dani schaute mich an, ihr Gesichtsausdruck offen, lesbar. Ich glaubte ihr, dass sie mir nichts tun würde, zumindest nicht körperlich. Aber je tiefer wir in dieses Gebäude vordrangen, desto schwieriger würde sich meine Flucht gestalten. Der Korridor war schmal und einen anderen Ausgang schien es nicht zu geben. Der Agent trug ein Gewehr auf dem Rücken und eine Pistole am Gürtel. Außerdem war er groß genug, den gesamten Korridor allein mit seinem Körper zu versperren.
»Komm.« Dani drängte mich in den Aufzug.
Es gab nur einen einzigen Knopf auf dem Bedienfeld und Dani drückte nun mit ihrem Zeigefinger darauf. Das Labor befand sich also nur ein Stockwerk tiefer, vermutlich also nicht mal wirklich tief unter der Erde. Vielleicht gab es einen Lüftungsschacht, durch den ich entkommen konnte. Oder einen Versorgungseingang. Die konnten schließlich unmöglich sämtliche Laborgerätschaften durch diesen winzigen Flur bringen.
Die Türen schlossen sich und die Kabine setzte sich ruckelnd nach unten in Bewegung.
»Was passiert mit den Jungs?«, fragte ich.
Dani richtete sich auf, als der Aufzug anhielt. »Das weiß ich gar nicht, ehrlich gesagt. Zumindest noch nicht.«
Die Türen öffneten sich mit einem Pling und gaben den Blick auf ein geschäftiges Labor frei.
Ich verließ hinter Dani den Aufzug.
Eine Vielzahl von Labortischen dominierte diesen Teil des Raums, auf denen Mikroskope, Kolben und Reagenzgläser standen. An der Längsseite, geschützt von einer Glaswand, befanden sich mehrere Laufbänder, jedes von Monitoren umgeben.
Eine Reihe von Computern säumte den hinteren Teil, vor jedem saß ein Mitarbeiter in einem weißen Laborkittel.
Hier war es viel zu sauber, viel zu steril. Mir stellten sich alle Haare auf.
Dani schlängelte sich gekonnt durch den Raum und jede Person, der wir begegneten, blieb stehen, um sie zu begrüßen. Alle nannten sie ›Ms O’Brien‹, so als wäre sie jemand Wichtiges.
Wir passierten mehrere Tische, an denen Laborassistenten saßen, Notizen machten, Berichte lasen und ganz allgemein sehr beschäftigt aussahen.
Mitten im Labor begegnete uns ein dünner Mann mit Sommersprossen, massenweise Ordner im Arm. »Ms O’Brien«, sagte er. »Sie sind früh dran.«
Er war nicht viel älter als wir, dreiundzwanzig vielleicht. Er stolperte über eine Verteilerdose, rammte sich das Knie an der Kante eines Tischs an und biss die Zähne aufeinander.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich und da sah er mich zum ersten Mal an.
»Oh, Sie sind das.« Er nickte einmal. Zweimal. Schluckte. »Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen.« Er verlagerte alle Ordner auf einen Arm, damit er mir eine Hand entgegenstrecken konnte. »Ich bin Brian Lipinski.«
Ich starrte ihn einfach nur an. Ich war eine Gefangene oder etwa nicht? Ich würde hier sicher keinen auf lieb Kind machen.
»Hm … Verstehe.« Er ließ die Hand sinken. »Kein Händeschütteln, auch gut.«
Dani schnippte mit den Fingern. »Brian.«
»Oh. Ja? OB erwartet Sie hinten.«
OB . Das kam mir irgendwie bekannt vor.
Dani murmelte ein »Danke« und deutete auf eine Tür, leitete mich dann durch einen weiteren Korridor und in ein Büro.
Ich erstarrte, als ich Onkel Will erkannte.
Was machte er hier? Da sich keine weiteren Agenten im Zimmer befanden, deutete nichts darauf hin, dass er hier gegen seinen Willen festgehalten wurde.
Moment.
Alle meine Alarmglocken schrillten gleichzeitig los.
OB .
Das Kürzel hatte doch in Danis Akten gestanden. Es war um irgendeine Änderung im zeitlichen Ablauf gegangen, die ein OB angeordnet hatte.
OB . O’Brien.
Genauer gesagt: Will O’Brien.
»Oh, Gott.« Ich taumelte rückwärts, rammte gegen die Tür, fummelte hektisch auf der Suche nach dem Knauf, konnte ihn aber nicht finden. Drehte mich um, puhlte mit den
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