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kehrt und lief wieder ins Erdgeschoss.
Ich hielt die Zeichnung ins Licht. Sam hatte dazu bisher nichts gesagt. Er sprach grundsätzlich nicht oft von Dani, obwohl ich mir fast sicher war, dass mehr und mehr seiner Flashbacks sich um sie und ihr gemeinsames Leben vor der Aufnahme in das Programm der Sektion drehten. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er sich öffnete und mir seine Geheimnisse anvertraute, seine Gedanken und Sorgen.
Vorsichtig klemmte ich die Zeichnungen in mein Tagebuch und schob es in meinen Rucksack. Dann knöpfte ich mir die Kommode, den Schrank und die Nachttische vor. Meiner war leer, weshalb ich ums Bett zu Sams und davor in die Hocke ging, um besser hineinschauen zu können.
Auch darin war nichts, ganz wie ich erwartet hatte, doch als ich die Schublade zuschob, hörte ich leise Papier am Holz schaben.
Ich schaute noch einmal genauer hinein, aber weil ich trotzdem nichts entdecken konnte, zog ich die ganze Schublade heraus. Dabei flatterte ein gefalteter Zettel zu Boden. Ich stellte die Schublade beiseite und griff nach dem Stück Papier. Darauf war mit Bleistift eine Liste von Namen gekritzelt worden, eindeutig in Sams Handschrift. Ein paar waren überschrieben oder durchgestrichen, wieder andere waren mit einem Sternchen oder einem Fragezeichen versehen.
Anthony Romna
Joseph Badgley*
Sarah Trainor
Edward van der Bleek?
Die Liste war lang. Über eine Seite. Darauf standen mindestens dreißig Namen. Ich überflog sie, vielleicht kamen mir ja welche bekannt vor. Und ich fand zwei, ganz unten auf der Seite. Zwei Namen, die ich nur allzu gut kannte.
Melanie O’Brien?
Charles O’Brien?
Meine Eltern. Wieso standen die Namen meiner Eltern auf einer Liste, die Sam in seinem Nachttisch versteckt hatte?
»He, Anna!«, rief Cas.
Ich zuckte zusammen und steckte den Zettel schnell in die Gesäßtasche. »Ja?«
»Wir sind so weit und du warst noch nicht mal im Erdgeschoss«, schrie Nick.
»Bin schon unterwegs, nur die Ruhe.«
Obwohl uns ein ganzes Stockwerk trennte, konnte ich Nick zur Antwort grummeln hören.
Ich rammte die Schublade zurück an ihren Platz und hastete nach unten.
* * *
Als wir alle im SUV saßen, starrte ich durch die Windschutzscheibe auf unser drittes Zuhause innerhalb von zwei Monaten. Ich hätte gern gesagt, dass mir der Abschied schwerfiel, aber es war nicht leicht, eine emotionale Bindung zu einem Ort aufzubauen, an dem wir sowieso nie lange bleiben würden.
Sam startete den Motor und schon fünf Minuten später hatten wir das Haus weit hinter uns gelassen.
»Und jetzt?«, fragte Cas. »Dani lebt noch, Riley hat sie geschnappt und ganz offensichtlich wissen die von der Sektion, dass wir in der Nähe sind.«
»Die nutzen sie als Köder«, sagte Nick. »Denen war doch klar, dass wir uns Zugang zu den Überwachungsaufnahmen verschaffen, sobald wir Wind davon kriegen, dass sich jemand nach Anna erkundigt hat.«
Ich drehte mich um und starrte durch die Lücke zwischen den vorderen Sitzen. »Die konnten wohl kaum damit rechnen, dass du mit einer Kassiererin rumhurst, die auch noch zufällig mitbekommen hat, dass nach mir gefragt wurde.«
Cas kicherte. »Rumhuren? Das ist witzig.«
»Wie dem auch sei«, erwiderte Nick mit zusammengebissenen Zähnen, »die werden damit rechnen, dass du dich auf die Suche nach Dani machst, sobald du dir sicher bist, dass sie noch lebt.«
Ich drehte mich wieder nach vorn. Um ehrlich zu sein, hatte ich keinen blassen Schimmer, was unser nächster Schritt sein sollte. Wollte ich unsere Sicherheit riskieren, um eine Schwester zu finden, an die ich mich nicht mal erinnern konnte und die obendrein angeblich tot war?
Wie hatte sie überlebt?
Wieso suchte sie erst jetzt nach mir?
Bei dem Gedanken an die Schläge, die sie von Riley auf dem Parkplatz eingesteckt hatte, zuckte ich zusammen. Ich konnte mir nur zu gut ihre Schmerzen und Angst vorstellen. Und wenn sie bereit waren, in der Öffentlichkeit schon so weit zu gehen, was würden sie ihr dann erst hinter verschlossenen Türen antun?
»Sam?« Ich schaute ihn an. »Sagst du bitte auch mal was?«
Wir näherten uns einer roten Ampel, Sam lenkte den Wagen auf die Linksabbiegerspur. Nur das rhythmische Klicken des Blinkers brach die Stille im Fahrzeug. Sam holte Luft. »Nick hat recht.«
»Danke«, sagte Nick.
»Aber …« Sam richtete die Aufmerksamkeit kurz auf mich. »Sie ist deine Schwester. Wenn du das Risiko eingehen willst, auf der Suche nach ihr zu sterben, dann
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