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Titel: Hide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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als eine Telefonnummer stand. Und diese Nummer wollten wir jetzt anrufen.
    Ich tippte sie ein und hielt das Handy ans Ohr. Mein Herz schlug so laut, dass ich darüber fast das Tuten nicht mehr hören konnte. Trev war mal mein bester Freund gewesen. Mit ihm zu reden, war mir immer leichter gefallen als mit jedem anderen Menschen. Und jetzt fürchtete ich, brechen zu müssen, sobald ich seine Stimme hörte. Vielleicht lag es auch an meiner Angst davor, dass jemand anderes abheben könnte. Wenn die Sektion je herausfand, was er uns gegeben hatte, würden sie entweder seine Erinnerungen auslöschen oder ihn umbringen. Ganz egal, wie sauer ich auf ihn war, er verdiente weder das eine noch das andere.
    Cas zappelte vor Nervosität so ungeschickt, dass er gegen den Tisch stieß. Kaffee schwappte über den Rand seines Bechers und sammelte sich in einer Pfütze vor ihm.
    »Entschuldigung«, murmelte er im gleichen Moment, in dem die Verbindung hergestellt wurde und ich Trev am anderen Ende sagen hörte: »Hallo?«
    Ich warf einen Blick zu Sam, der die Stoppuhr an seiner Armbanduhr startete. Cas warf derweil einen Haufen Servietten auf den Kaffeesee vor sich.
    »Anna?«, stieß Trev hervor.
    Ich schloss die Augen. »Ja, ich bin’s.« Sag, was du willst, du hast nur zwei Minuten . »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
    Er erwiderte so lange nichts, dass ich dachte, die zwei Minuten wären längst vorbei. Dann holte er Luft, sagte aber immer noch nichts, bis er endlich fragte: »Was für einen Gefallen?«
    »Dani lebt, die Sektion hält sie fest und ich möchte wissen, wo.«
    »Wie bitte?« Ich hörte schlurfende Schritte, das Quietschen einer Tür und dann, wie sie geschlossen wurde. »Sie lebt noch? Woher weißt du das?«
    »Wir haben sie auf einem Überwachungsvideo gesehen.«
    »Und die Sektion …?«
    »Die haben sie aufgegriffen. Riley und ein Agent.«
    Trev fluchte. Wind blies in den Hörer. Außerdem war da ein knarzendes Geräusch wie von einer Autotür, die sich im Wind bewegt. »Gib mir eine Stunde. Seid ihr in Michigan?«
    Sam schüttelte den Kopf. Er musste Trevs Frage gehört haben.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Hat Sam dir geflüstert, dass du das sagen sollst?« Darauf erwiderte ich nichts. »Wir treffen uns in zwei Stunden bei der Windkraftanlage in Hart.«
    »Wir werden ihn nicht treffen«, sagte Sam.
    »Anna«, hörte ich Trev. »Ruf diese Nummer nie wieder an, hörst du? Die war nur zum einmaligen Gebrauch gedacht. Und komm nach Hart, ich schau mal, welche Informationen ich auftreiben kann.«
    »Wir werden ihn nicht treffen«, wiederholte Sam. Unsere Blicke trafen sich. Er schüttelte erneut den Kopf.
    »Also gut«, sagte ich zu Trev. »In zwei Stunden.«
    »Ich werde da sein.«
    Dann war die Verbindung tot.
    Sams Hände ballten sich zu Fäusten. »Verdammt noch mal, Anna! Wir werden ihn nicht treffen.«
    »Beruhig dich.« Ich stand auf. »Du musst ja nicht mitkommen. Ich wiederhole gern das, was ich schon Nick gesagt habe: Ich schaff das auch allein.«
    Nun stand auch Sam auf. Uns trennten vielleicht fünf Zentimeter. Ich konnte das Pfefferminzbonbon riechen, konnte förmlich das Feuer in seiner Stimme spüren. »Meinst du wirklich, wir lassen dich da allein hinfahren?«
    Nein, tat ich nicht. Wahrscheinlich kam daher auch mein Widerstand. Ich brauchte diese Informationen und war bereit, dafür auch eine ganze Menge aufs Spiel zu setzen.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Vielleicht.«
    Cas schnaufte. »Die versucht, uns zu ködern.«
    Sams Augen wurden schmaler. Er war sich dessen auch vollends bewusst. »Also gut«, sagte er. »Aber weil dies hier allein deine Mission ist, darfst auch du die schöne Aufgabe übernehmen, Nick darüber in Kenntnis zu setzen.«
    Er machte kehrt und verließ das Restaurant. Ich schaute ihm nach. Auf der anderen Seite des Tischs bebte Cas praktisch vor Lachen. »Boah, Nick wird so was von begeistert sein.«
    Ich folgte Sam brummelnd hinaus.
    * * *
    Nick nahm die Neuigkeiten nicht anders auf, als erwartet: Mit arroganter Verdrossenheit. Nun saß er schweigend auf der Rückbank, während wir unterwegs nach Hart, Michigan waren. Laut Navi lagen noch über zwei Stunden Fahrt vor uns, doch weil Sam konstant 120   km/h fuhr und die Schnellstraßen geräumt und gestreut waren, würden wir uns trotzdem nicht verspäten.
    Die Windräder tauchten, lange bevor wir unser Ziel erreicht hatten, vor uns am Horizont auf. Die Rotorblätter ragten weit über den kahlen grauen

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