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Titel: Hide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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»Wie lange brauchen wir?«
    »So um die drei Stunden.«
    »Super«, sagte ich, dabei wusste ich, dass drei Stunden niemals ausreichen würden, um mich auf dieses Zusammentreffen vorzubereiten. Was würde ich zu Sam sagen, wenn ich ihm gegenüberstand? Wie würde ich das Thema überhaupt anschneiden?
    Ich wollte so sehr, dass es nicht stimmte. Sam zu hassen wirkte noch viel schlimmer, als ihn zu verlieren. Und eigentlich schien mir beides unerträglich.
    * * *
    Wir fuhren nach Grand Rapids in Michigan, wo Sam, Cas und Dani allem Anschein nach in einem Wohnkomplex hausten, der bald zwangsversteigert werden sollte.
    Die Wohnung, die sie in Beschlag genommen hatten, war so luxuriös, dass sich meine Wut schlagartig verdoppelte.
    Nick und ich waren fast vierundzwanzig Stunden ununterbrochen unterwegs gewesen und hatten nur eine kurze Pause in einem mickrigen Sommerhäuschen gemacht, wo wir förmlich in Staub erstickt waren und wo es wie in einem schimmeligen Keller gerochen hatte. Und die ganze Zeit über hatte Sam es sich in einem Penthouse bequem gemacht, wo es drei Schlafzimmer, zwei Bäder und Zugang zu einem innenliegenden Pool gab, der zugegebenermaßen wahrscheinlich nicht funktionierte. Trotzdem.
    Was die ganze Sache weiter verschlimmerte, war, dass Dani noch viel schöner aussah als bei unserer Verabschiedung. Als hätte sie sich über Nacht in eine Göttin verwandelt. Sie trug eng anliegende Jeans und einen Pulli, der ihre schmale Taille betonte. Ihre Haare waren frisch und glänzend, meine fettig und verfilzt. Außerdem war da noch immer Blut auf meinen Klamotten und Dreck unter meinen Fingernägeln.
    Das fühlte sich einfach alles total verkehrt an.
    Alle starrten mich an, plötzlich herrschte Stille und ein unbehagliches Gefühl erfüllte das Zimmer.
    Nick stand direkt neben mir, Schulter an Schulter, und paradoxerweise machte mich das selbstsicherer, mutiger, weshalb ich mit nichts hinterm Berg hielt.
    »Na, ihr habt’s ja nett hier«, sagte ich. »Wenn ich gewusst hätte, dass ihr hier Luxusurlaub macht, hätte ich mich vorsorglich in einer von euren Reisetaschen versteckt.«
    Sam seufzte. »Ist das wirklich nötig?«
    Er stand an die Kochinsel gelehnt, mit ein paar schnellen Schritten war ich bei ihm und knallte die Liste auf die Granitarbeitsfläche. »Die habe ich beim Kontrollgang in unserem letzten Haus gefunden.«
    Er betrachtete das Papier mit ausdrucksloser Miene. »Was ist das?«
    »Verrat du’s mir.«
    Er nahm die Liste und meine Hand und führte mich in den Flur. Nick folgte uns. Vielleicht wollte er Sams Erklärung mit eigenen Ohren hören. Vielleicht hatte er Angst vor dem, was passieren würde, wenn Sam mir die Wahrheit sagte, wie immer sie auch lautete.
    Wir betraten ein leeres Schlafzimmer und Sam schloss die Tür hinter uns.
    »Hast du meine Eltern getötet?«, platzte es aus mir heraus.
    »Anna …«, setzte er an.
    »Hast du?«
    Er ließ die Schultern sinken. »Ich weiß es nicht.«
    »Ist diese Nacht in deinen Flashbacks aufgetaucht?«
    »Ja.«
    »Und an was kannst du dich erinnern?«
    Eine Vene trat pulsierend auf seine Stirn. »An dich, hauptsächlich.«
    »Und was mache ich?«
    »Weinen.«
    »Habe ich Blut an den Händen?«
    »Ja.«
    Ich atmete durch die Nase ein, während plötzlich ein Bild von mir mit zwölf Jahren vor meinem inneren Auge aufblitzte. Ich schaute auf meine Mutter hinunter, ihre Brust war blutgetränkt. War das Blut an meinen Händen etwa ihres? War die Erinnerung echt?
    »Hast du gesehen, wer sie umgebracht hat?«, fragte ich.
    Sam hielt meinem Blick stand, als er antwortete. »Nein, an den Teil konnte ich mich bisher nicht erinnern.«
    »Das müsste in deinen Akten stehen«, sagte Nick.
    Sam schüttelte den Kopf. »Ich habe alle Dateien über mich rauf und runter gelesen. Die Nacht wird dort nirgendwo erwähnt.«
    »Wo ist der Speicherstick und der Laptop?«
    »Ich hol sie, wartet hier«, sagte er und verschwand Richtung Wohnzimmer. Kurz darauf kam er zurück und hielt mir beides hin. »Wenn du was findest, melde dich.« Ich streckte die Hände danach aus, doch er ließ nicht los. »Bitte.«
    »Mach ich.«
    »Wir gehen in der Zwischenzeit in eine andere Wohnung«, sagte er. »Nur zur Sicherheit.«
    Er sah mich an, als würde er sich noch verlorener fühlen als ich, was mich schlagartig besänftigte. Ich wollte eine Hand nach ihm ausstrecken, ihn berühren. Ich wollte, dass nichts von alldem wahr war. »Ich rufe dich an, wenn ich was finde«, versprach ich,

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