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bevor er das Zimmer verließ.
23
Als die anderen fort waren, machte ich es mir in einem der kleineren Schlafzimmer mit Blick auf die Straße bequem. Ich setzte mich in eine Ecke, den Laptop auf dem Schoß, und fing an zu lesen.
Ich überflog alle Dateien, die ich schon gelesen hatte. Viele waren Scans medizinischer Untersuchungen und anderer Protokolle, ganz ähnlich denen, mit denen wir damals im Labor gearbeitet hatten. Sams Namen handschriftlich auf ihnen zu sehen, beschwor ein paar Erinnerungen herauf.
Ich hatte es geliebt, diese Protokolle auszufüllen. So sehr, dass ich letztes Jahr sogar an meinem Geburtstag ins Labor gegangen war, um dort meiner Arbeit nachzugehen. Außerdem gab es keinen Ort, an dem ich lieber gewesen wäre.
Aber die Jungs hatten andere Pläne. Sie schmissen eine Überraschungsparty für mich, was ein ziemliches Kunststück war, schließlich konnten sie ihre Zellen nicht verlassen. Sie hatten die Deko und das Essen ausgesucht und Dad hatte alles besorgt, selbst die sehr persönlichen Geschenke, um die die Jungs ihn baten.
Das war das erste Mal gewesen, dass jemand etwas Besonderes für mich gemacht hatte, an das ich mich erinnern konnte.
Als ich das Labor betrat, war es dunkel. Dad war eine Stunde vor mir hinuntergegangen, was darauf hinwies, dass etwas nicht stimmte. »Dad?«, rief ich.
Dann ging das Licht an. »Überraschung!«, schrien sie alle, also abgesehen von Nick, der es eher verdrossen grummelte.
Die Glasfronten der Zellen waren mit Luftschlangen geschmückt, überall flogen Ballons herum, selbst in den Zellen der Jungs. Auf einem kleinen Klapptisch in der Ecke des Labors stand ein Kuchen, auf den mit pinkfarbigem Zuckerguss HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH , ANNA geschrieben worden war.
Zuerst brachte ich kein Wort heraus, weil ich fürchtete, in Tränen auszubrechen, sobald ich zu sprechen versuchte.
Als ich mich endlich unter Kontrolle hatte, fragte ich: »Wer hat sich das denn einfallen lassen?«
Sam, direkt hinter der dicken Plexiglasscheibe, sagte: »Das war eine kollektive Entscheidung«, doch Cas und Trev schüttelten die Köpfe.
»Das war Sams Idee«, sagte Cas grinsend und Sam schaute auf den Boden, damit ich seine Augen nicht sehen konnte.
Deshalb ging ich zuerst zu ihm. In meinem Bauch flatterten Schmetterlinge. »Wirklich?«
Er hob den Blick, sein Gesichtsausdruck wärmer und heiterer, als ich je zuvor erlebt hatte. »Das ist ja das Mindeste, du machst schließlich so viel für uns.«
Später, nach Eis und Kuchen und nachdem mein Vater sich aus Müdigkeit nach oben verabschiedet hatte, gaben mir die Jungs ihre Geschenke.
Von Cas bekam ich ein Buch über eine paranormale Liebesgeschichte. »Das wird sogar verfilmt«, sagte er. »Es muss also ganz gut sein, nicht wahr?« Ich brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass ich das Buch bereits gelesen hatte. Inklusive Fortsetzung.
Trev schenkte mir neue Buntstifte, und zwar genau die, auf die ich schon eine ganze Weile ein Auge hatte. Nicks Geschenk war ein Schal, dazu murmelte er, dass ich aufpassen solle, mich damit nicht zu erhängen.
Sam hatte mich gebeten, als Letztes zu ihm zu kommen. Er hatte etwas in die Durchreiche gelegt, die ich nun von meiner Seite her öffnete. Es war nicht eingepackt, aber dann wiederum passte Geschenkpapier auch nicht gerade zu Sams Stil. Ich spürte so etwas wie einen Buchdeckel, zog es heraus und erkannte dann, was es war: Ein blanko Notizbuch.
Zu dem Zeitpunkt hatte er noch nichts vom Tagebuch meiner Mutter gewusst oder zumindest keine Details darüber. Ich hatte es nur dann und wann mit ins Labor gebracht, um zu zeichnen oder mir Stichworte zu machen, aber er hatte unmöglich wissen können, was es mir bedeutete.
»Irgendwann«, sagte er, »ist dein anderes Notizbuch voll, da wollte ich sicher sein, dass du Nachschub hast.«
Es war ein schlichtes Buch, der Deckel mit schwarzem Stoff bezogen, ohne Schriftzug. Ich klappte es auf. Die Seiten waren aus weichem, handgeschöpftem Papier, das sich dick zwischen meinen Fingern anfühlte.
Ich wollte es gerade wieder zuklappen, als mir eine Widmung auf der ersten Seite auffiel.
Für Anna , stand da.
Weil du am glücklichsten bist, wenn du zeichnest.
Sam
Damals hatte ich mich zum ersten Mal durch die Augen eines anderen gesehen. Und mir war zum ersten Mal bewusst geworden, dass Sam mich beobachtete, wenn ich in etwas anderes vertieft war. Dass er in mir etwas anderes sah als Dads Laborassistentin.
Damals hatte ich zum ersten
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