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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Ofen. Während er draußen mit dem Kanister Schnee gesammelt hatte, war eine Ecke des Kanisters dröhnend gegen die Kaffeekanne getroffen, die aus unerfindlichen Gründen vor dem Haus lag. Sink füllte sie ebenfalls mit Schnee. Er hatte den Eindruck, dass der letzte Bewohner der Hütte ziemlich sauer gewesen sein musste und seiner Wut auf Karok Luft gemacht hatte, indem er mit Kaffeekannen um sich warf und das ganze Feuerholz aufbrauchte. Vielleicht ein Wing-Cross-Cowboy.
    Der Kaffee war heiß und schwarz, doch als Sink Archie die Tasse brachte, trank der Junge einen Schluck, hustete und erbrach den Kaffee. Sink trank den restlichen Kaffee allein und aß einen Zwieback.
    Es war eine schlimme Nacht. Die Pritsche war zu eng, und der Junge war so heiß und zappelig, dass Sink immer wieder einschlief und aufwachte, bis er schließlich aufstand und auf dem Stuhl schlief, den Kopf auf der Tischplatte. Im Verlauf dieser Nacht fielen ein gewaltiger Blizzard und tödliche Kälte von der kanadischen Prärie ein, und als das Wetter zwölf Tage später umschlug, waren die Herden dezimiert, Kühe dutzendweise an Stacheldrahtzäunen erstarrt, Gabelantilopen zu Statuen vereist, Züge drei Wochen lang durch meterhohe Schneewehen aufgehalten und zwei Kuhhüter in einer Hütte zusammen in einem Büffelfell erfroren.
     
    Erst im Mai ritt Tom Ackler aus Texas zurück, wo er Herbst und Winter verbracht hatte. Trotz des kraftvollen Sonnenscheins lag der Schnee um seine Hütte noch hoch. An schneefreien Stellen sprießte helles Grün, durchsetzt von Distelnestern. Er fragte sich, ob Gold Dust den Winter überlebt hatte. Katzenspuren waren nicht zu sehen. Er zündete ein Feuer an, das er mit einer alten Zeitung entfachte, die auf dem Tisch lag; kurz bevor die Flammen aufloderten, sah er ein paar mit Bleistift gekritzelte Wörter und die Unterschrift »Arch McLaverty«.
    »Zu spät. Ich reite morgen hin und seh nach, wie es ihnen geht.« Dann packte er seine Satteltaschen aus und zerrte seine Decken aus dem Sack, der von einem Deckenbalken hing, damit die Mäuse nicht herankamen.
    Am Morgen stolzierte Gold Dust zwischen den Bäumen hervor; ihr Fell war dicht. Tom ließ sie herein und warf ihr ein leckeres Stück Speck hin.
    »Dir scheint es ja prächtig zu gehen«, sagte er. Die Katze schnüffelte nur an dem Speck, ging zur Tür, und als er sie öffnete, lief sie in den Wald zurück. »Hat sich wahrscheinlich mit einem Luchs zusammengetan«, sagte er, »und jagt jetzt selber.« Gegen Mittag sattelte er sein Pferd und machte sich auf den Weg zur Hütte der McLavertys.
    Aus dem Schornstein stieg kein Rauch. Vor dem Holzstoß lag ein Schneehaufen.Tom Ackler fiel auf, dass nur wenig Holz verbraucht worden war. Überall waren Wieselfährten zu sehen und führten bis unters Dach. Offensichtlich hatte das Wiesel den Weg ins Haus gefunden. »Sicher gemütlicher als ein Holzstoß.« Als er die Spuren näher betrachtete, sprang das Wiesel plötzlich aus einem Loch in der Dachrinne und sah ihn an. Es war weißer als der schmutzige Schnee, und sein Schwanz mit der schwarzen Spitze zuckte. Ein so großes und schönes Wiesel, mit glänzenden Augen und seidigem Fell, hatte er nie zuvor gesehen. Er dachte an seine Katze und sagte sich, wie gut doch wilde Tiere den Winter überstanden. Als er überlegte, ob Gold Dust mit einem Luchs Junge bekommen konnte, fiel ihm ein, dass Rose ein Kind erwartet hatte. »Sind wahrscheinlich zu der Station zurückgegangen.« Dennoch öffnete er die Tür, blickte in die Hütte und rief: »Rose? Archie?« Was er sah, ließ ihn im Galopp zur Postkutschenstation jagen.
     
    Auf der Station herrschte regelrechter Aufruhr; alle waren auf der staubigen Straße vor dem Haus der Dorgans, wo Mrs. Dorgan weinte, Queeda mit offenem Mund dastand und Robert F. Dorgan seine Frau beschimpfte und beschuldigte, ihn mit einem menschlichen Wrack betrogen zu haben. Fast niemand beachtete Tom Ackler, als er auf seinem schweißnassen Pferd angeprescht kam und rief, Rose McLaverty sei von den Utes vergewaltigt und ermordet und verstümmelt worden, irgendwann im Winter, Genaueres wisse er nicht. Nur Mrs. Buck Roy, die Ehefrau des neuen Frachtkutschers, die sich vor Indianern fürchtete, hörte ihm zu. Die Dorgans brüllten sich weiter an.Was sie beschäftigte, war der Selbstmord des alten Telegrafisten, der an diesem Morgen Lauge getrunken hatte, nachdem er wochenlang an einem Brief von vierhundert Seiten an Robert Dorgan geschrieben hatte, in dem

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