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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Sink, als sie aufbrachen, doch der Junge schüttelte den Kopf. Eine halbe Stunde später öffnete er den Mund, als wolle er etwas sagen, wandte den Blick von Sink ab und zuckte leicht die Schultern.
    »Du hast was auf dem Herzen«, sagte Sink. »Mein Gott, raus damit. Oder kennst du mich auf einmal nicht mehr? Hast du etwa nicht gewusst, dass wir mit den Brandzeichen rummachen sollen? Bist du seit neuestem Moralapostel geworden?«
    Archie sah sich um.
    »Ich bin verheiratet«, sagte er. »Sie kriegt ein Baby. Schon bald.«
    »Ach, du Scheiße! Wie alt bist du?«
    »Siebzehn. Alt genug für das, was war und was sein muss. Wie alt bist du überhaupt?«
    »Zweiunddreißig. Alt genug, um dein Daddy zu sein.« Sie schwiegen eine halbe Stunde lang, dann fing Sink wieder an. »Du weißt, dass der alte Karok keine verheirateten Burschen behält. Wenn er das rauskriegt, setzt er dich an die Luft.«
    »Von mir kriegt er nichts raus. Und ich verdiene mehr als am Little Weed. Aber ich muss einen Weg finden, wie Rose mir Bescheid sagen kann.«
    »Ich bin kein Kindermädchen.«
    »Weiß ich.«
    »Ein Glück.« Saudummer Junge, dachte er; sein Leben war jetzt schon so schwierig, dass er es nicht meistern konnte; aber laut sagte er: »Also ich würde mich nie im Leben von einem nichtsnutzigen Weibsbild einfangen lassen.«
    In der Woche darauf ging die halbe Mannschaft in die Stadt, und Archie verbrachte eine ganze Stunde auf der Bank vor der Post damit, auf braunes Packpapier etwas zu schreiben, und adressierte die verunstaltete Botschaft an Rose in der Postkutschenstation, denn er dachte, dort halte sie sich auf.Was ist mit dem Baby?, schrieb er. Ist er geboren? Aber in der Post erfuhr er von dem glasäugigen Beamten mit Fingernägeln wie gelben Sticheln, dass die Gebühren erhöht worden seien.
    »Zum ersten Mal seit hundert Jahren. Kostet jetzt zwei Cent, einen Brief zu schicken«, sagte der Beamte und grinste schadenfroh. Archie, der nur einen Cent hatte, zerriss seinen Brief und warf die Fetzen auf die Straße. Der Wind verteilte sie in der Prärie, und seine Kälte kündigte einen strengen Winter an.
     
    Rose’ Eltern, die Mealors, zogen auf der Suche nach Remedur für Mrs. Mealors Siechtum im November nach Omaha.
    »Meinst du, du kannst lange genug nüchtern bleiben, um hinzureiten und Rosie und Archie zu sagen, dass wir wegziehen?«, flüsterte die Kranke Sundown zu.
    »Immer sachte, ich reite los, sobald ich den zweiten Stiefel finde. Mach dir keine Sorgen, das kriege ich schon hin.«
    Eine ganze Flasche Whiskey half ihm bis zur Furt über den Fluss. Berauscht und benommen ritt er zu der kleinen Hütte am Fluss, die er ohne Lebenszeichen und mit geschlossener Tür vorfand. Hin und her schwankend und mit dem Gefühl, als schlitterte die Landschaft um ihn herum, rief er ein paarmal, doch er konnte nicht vom Pferd steigen, und er wusste, dass es auch gar keinen Sinn hatte abzusteigen, weil er nie wieder hinaufgekommen wäre.
    »Schluss, zurück!«, sagte er zu Old Slope, und das Pferd machte kehrt.
    »Sie sind nicht da«, berichtete er seiner Frau. »Nicht da.«
    »Wo sollen sie sein? Hast du ihnen einen Zettel auf den Tisch gelegt?«
    »Hab nicht dran gedacht. Waren sowieso nicht da.«
    »Ich schreibe ihr aus Omaha«, flüsterte sie.
    Keine Woche nach ihrer Abreise kam als Nachfolger Buck Roy mit seiner dickleibigen Frau und einem Stall voll Kinder. Die Mealors, die es nicht einmal fertiggebracht hatten, auf dem Friedhof der Station begraben zu werden, wurden vergessen.
     
    Karoks Vieh suchte seinesgleichen, wenn es ums Streunen ging, und unter den Ranchern hieß es, dass es schon verblüffend sei, wo man überall auf seine Kühe stoßen konnte. Der Dezember war scheußlich, ein Sturm nach dem anderen fuhr herein wie eine Handvoll zornig geworfene Pokerchips, und der Januar war so kalt, dass die Vögel in der Luft erfroren. Vorarbeiter Alonzo Lago schickte Archie allein auf die Suche nach möglichst vielen verirrten Rindern in eine Senke, wo der Boden im Juni sumpfig war, um diese Jahreszeit jedoch aus zahllosen tiefen Löchern und gewundenen Rinnsalen bestand, die eine glatte Schneedecke verbarg.
    »Halt die Augen auf nach Tätowierkünstlern von der Wing Cross Ranch. Am besten nimmst du selber ein paar Stöcke und ein Brandeisen mit.« Archie begriff, dass er nach Wing-Cross-Vieh Ausschau halten und die Brandzeichen fälschen sollte. Da die Wing-Cross-Leute sich in dieser Hinsicht auch keinen Zwang antaten, dachte er

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