Hier hat s mir schon immer gefallen
sich, dass es nur ausgleichende Gerechtigkeit wäre.
Das Pferd scheute vor dem sumpfigen Labyrinth zurück. Es war einer der typischen warmen Tage zwischen zwei Stürmen, und der Schnee war weich. Archie stieg ab und führte sein Pferd, hielt sich am Rand des Sumpfs und watete stundenlang durch nassen Schnee. Die Anstrengung brachte ihn zum Schwitzen. Nur zwei Kühe ließen sich aus der Senke hinaustreiben, die anderen verzogen sich in das Dickicht aus Kojoten-Weiden hinter dem Sumpf. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, in diesem trüben, halbvereisten Universum aus Brackwasser und zertrampeltem Gestrüpp ohne Hilfe Brandzeichen anzubringen. Archie sah zu, wie die Kühe in einem Bogen in den Hintergrund verschwanden. Der Wind stieß herab und brachte kalte Luft mit. Das Wetter schlug um. Als Archie vier Stunden nach Einbruch der Nacht die Arbeiterunterkunft erreichte, war das Thermometer auf null Grad gefallen. Seine Stiefel waren gefroren, ihm war kalt bis ins Mark, und er schlief ein, ohne gegessen oder mehr als die Stiefel ausgezogen zu haben.
»Mach dich auf die Socken und komm nicht ohne die Kühe zurück!«, zischte Alonzo Lago ihm zwei Stunden später ins Gesicht. »Steh auf und mach, dass du fortkommst! Wird’s bald! Mr. Karok will die Kühe haben.«
»Scheißkurze Nächte auf dieser Scheißranch«, brummte Archie und zog seine nassen Stiefel an.
Als er den Sumpf erreichte, machte sich das erste Licht bemerkbar wie graue Politur auf der kalten Welt; die Luft war so unbewegt, dass Archie das winzige Wölkchen Atemluft eines Finken auf einem Weidenzweig sehen konnte. Unter der Eiskruste schwamm schwabbeliger Schnee. Archies neues Pferd war Poco, der keine Sümpfe kannte. Poco stolperte voran, strauchelte, als er in eine unsichtbare Doline trat, und riss Archie tief mit hinein. Schnee rutschte ihm in den Kragen, in die Ärmel, in die Stiefel, füllte Augen, Nase und Ohren und verklebte seine Haare. Beim Aufstehen trat Poco auf seinen Hut und stampfte ihn in den Schlamm. Seine Körperwärme schmolz den Schnee, und als er in den Sattel zurückkletterte, gefror der Wind, der mit dem blassen Sonnenlicht aufgekommen war, seine Kleidung zu Eis. Es gelang ihm irgendwie, acht verirrte Wing-Cross-Kühe aus dem Sumpf zu jagen und auf festen Boden zu bugsieren, doch seine Streichhölzer ließen sich nicht entzünden, und während er sich damit abmühte, Feuer zu machen, rannten die Kühe davon. Er konnte sich kaum noch rühren, und als er zu der Unterkunft zurückkam, war er im Sattel festgefroren und zwei Männer mussten ihn vom Pferd holen. Er hörte Stoff zerreißen.
Sink dachte bei sich, dass der Junge eine Menge Mumm hatte, und während er brummte, er sei kein Kindermädchen, zog er ihm die vereisten Stiefel aus, knöpfte Jacke und Hemd auf, schleppte ihn zu seiner Pritsche und holte zwei heiße Steine unter dem Ofen hervor, mit denen er aufgewärmt werden sollte. John Tank, ein Herumtreiber aus Texas, sagte, er habe einen alten Overall, den Archie haben könne, alt und geflickt, aber noch ganz brauchbar.
»Scheiße auch, immer noch besser, als im Januar mit nacktem Arsch draußen rumzureiten.«
Aber am nächsten Morgen konnte Archie nicht aufstehen, weil ihm sofort schwindelig wurde. Sein Blut kochte, seine Wangen färbten sich feuerrot, seine Hände brannten vor Fieber, und rasselnder Husten schüttelte ihn. Sein Kopf schmerzte, die Unterkunft schaukelte vor und zurück, als säße sie auf Kufen. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten, und sein Atem ging so keuchend wie der Blasebalg eines Schmieds.
Sink sah ihn an und dachte sich, dass das schwer nach Lungenentzündung aussah. »Du siehst ganz schön übel aus. Ich werde Karok Bescheid sagen.«
Als er eine halbe Stunde später wiederkam, brannte Archie vor Fieber.
»Karok sagt, ich soll dich wegschaffen, aber der Saukerl rückt den Wagen nicht raus. Sagt, er hätte ein Krebsgeschwür im Bein und bräuchte den Wagen selber, damit der Doc im Fort es ihm rausschneiden kann. Lon baut uns eine Art Trage. Seine Ma hatte Indianer in der Familie, deshalb kennt er sich mit so was aus. Manchmal ist er ganz okay. Wir bringen dich nach Cheyenne, dann kannst du mit dem Zug zu deiner Mutter oder zu deinen Leuten fahren, nach Rawlins oder wohin auch immer. Sagt Karok. Und er sagt, dass du gefeuert bist. Ich musste sagen, dass du verheiratet bist, damit er dich weglässt. Er war ganz versessen darauf, dich in unserer Unterkunft sterben zu lassen. Wir finden einen
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