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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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tischte Speck, gebratene Eier, Pellkartoffeln, Brot aus dem Supermarkt, Marmelade und ab und zu ein Hühnerragout auf. Der Chef war davon überzeugt, dass die Ödnis der Beifußsteppe und die monotone Küche schuld daran waren, dass so viele Arbeiter bei Nacht und Nebel verdufteten. Die Firmenleitung erlaubte ihm, einen anderen Koch einzustellen, einen ehemaligen Bohrarbeiter und Methanschnüffler, dessen Kochkünste sich auf Dosenbohnen und Sauerkonserven beschränkten.
    Nach drei Wochen wurde Mrs. Quirt zurückgeholt; man drückte ihr ein Kochbuch in die Hand und forderte sie auf, neue Rezepte auszuprobieren. Das hatte fatale Folgen. Mrs. Quirt stieß auf komplizierte Rezepte für Bœuf Bourguignon, Pastinakengnocchi, mit Schalotten gefüllte Bananen, Grünkohlklöße mit Kalbfleischsorbet. Wo die Zutaten fehlten, tat sie, was sie auf der Ranch auch immer getan hatte, sie ersetzte sie durch das, was zur Hand war: Speck, Eier, Marmelade. Nach einer befremdlichen Mahlzeit mit Muscheln aus der Dose, Wackelpudding mit Erdbeergeschmack und altem, abgepacktem Brot ging eine Reihe Männer ins Freie, um sich in das Beifußgestrüpp zu erleichtern. Nicht alle kamen zurück, und das führte zu dem Gerücht, die anderen wären per Anhalter vierzig Meilen bis zu der Stadt mit dem Motel und seinen warmen Betten gefahren.
    Die Firmenleitung, die sich eingestehen musste, dass Produktion, Umsatz und Gewinne zurückgingen, stellte einen Koch ein, der in einem italienischen Restaurant gearbeitet hatte. Die Qualität des Essens verbesserte sich dramatisch, aber die Abwanderung der Arbeiter hielt an. Der Koch bestellte exotische Zutaten, die mit einem riesigen Kühllaster geliefert wurden. Nachdem der Fahrer die Kartons mit Sauce und Pilzen abgeliefert hatte, parkte er im Schatten des großen Beifußstrauchs, um sein mittägliches Mortadellasandwich zu essen, ein Kapitel aus Ambush on the Pecos Trail zu lesen und ein kurzes Nickerchen zu halten. Den Bohrarbeitern, die von der Tagesschicht kamen, fiel der Lastwagen auf, der im Schatten stand. Am nächsten Morgen fiel er ihnen auf dem Weg zur Arbeit wieder auf. Das Kühlaggregat war noch in Betrieb. Drei Tage später rief die Lieferfirma an, um zu erfahren, ob der Fahrer gekommen war. Als sich herausstellte, dass der Lastwagen noch immer im Gebüsch stand, schaltete sich die Staatspolizei ein. Nachdem Blut auf dem Fahrersitz und Kampfspuren im Wageninneren gefunden wurden (ein staubiger Stiefelabdruck innen an der Windschutzscheibe), begannen die Polizisten, Wagen und Beifußstrauch mit Absperrband zu markieren.
    »Kellogg, mach endlich, dass du fertig wirst, und komm da hinten raus«, rief ein Sergeant dem saumseligen Polizisten hinter dem Beifußstrauch zu. Das dichte Gewirr aus Zweigen und Blättern verdeckte den Polizisten, das Absperrband lag auf dem Boden. Kellogg reagierte nicht. Der Sergeant ging um den Strauch herum. Niemand war zu sehen.
    »Verdammt noch mal, Kellogg, hör mit dem Blödsinn auf!« Der Sergeant lief zum Lastwagen, bückte sich und sah unter dem Wagen nach. Er richtete sich auf, hielt sich die Hand über die Augen und blickte blinzelnd in die wabernde Hitze. Die zwei anderen Polizisten, Bridle und Gloat, standen mit offenem Mund neben ihrem Einsatzfahrzeug.
    »Habt ihr gesehen, wohin Kellogg verschwunden ist?«
    »Vielleicht zu dem Wohnheim? Um zu telefonieren oder so?«
    Aber Kellogg war nicht in dem Behelfslager und war dort auch nicht gesehen worden.
    »Wo zum Teufel ist er bloß? KELLOGG!«
    Abermals durchsuchten sie das Gebiet um den Lastwagen herum; diesmal drangen sie tiefer in das Beifußgestrüpp vor, kehrten dann langsam zu dem Lastwagen zurück. Noch einmal suchte Bridle unter dem Lastwagen, und diesmal sah er neben dem hinteren inneren Reifen etwas liegen. Er griff danach.
    »Sergeant Sparkler, das hier habe ich gefunden.« Er hielt dem Sergeanten einen kleinen Fetzen zerrissenen Stoff hin, der genauso aussah wie seine braune Uniform. »Habe ich vorhin nicht gesehen, weil es sich fast nicht vom Boden unterscheidet.« Irgendetwas berührte seinen Nacken, und er sprang beiseite und schlug nach dem unsichtbaren Etwas.
    »Scheißgroßer Beifußstrauch«, sagte er und blickte zu dem Strauch hinauf. Tief in den Zweigen sah er ein leises Blinken und die Buchstaben OGG.
    »Jim, da drinnen ist sein Namensschild!« Sparkler und Gloat kamen näher und spähten in das schattige Innere des knorrigen Beifußriesen. Sergeant Sparkler griff nach dem metallenen

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