Hier hat s mir schon immer gefallen
Wagen stecken blieb; die Pferde sollten sich eine Zeitlang an die veränderte Umgebung gewöhnen, und dann würden sie herkommen, sich vor Einbruch der Dunkelheit auf die Lauer legen, warten, bis es Nacht war und die Pferde zum Trinken kamen, und dann die Falle ruckzuck zuschnappen lassen. Die Pferde sollten so viel trinken, wie sie konnten. Dann wären sie am nächsten Morgen leichter zu handhaben, wenn sie sie einfingen und ihnen die Füße fesselten und sie zum Rangierbahnhof im dreißig Meilen entfernten Wamsutter trieben.
»Und wohin kommen sie dann?«, fragte Hi, der annahm, dass die Pferde für Rodeos gebraucht wurden.
Fenk kicherte. »Nerzfarmen. Hundefutterfabriken in Kalifornien. Hühnerfutter. Kapiert?«
Zehn Tage später fingen sie siebzehn Pferde. Fenk sagte, die Falle sei gut und man könne nicht voraussagen, wie lange sie sie benutzen konnten - monatelang, wenn sie Glück hatten. Am schwersten war es, die Pferde zur Straße und in den heißen, stickigen Transporter zu treiben. In diesen Transportern roch es nach Tod, und Hi drehte sich der Magen um. Immer wieder gingen Pferde in die Falle, und in den Wartezeiten suchten die Männer nach neuen Quellen und Wasserlöchern.
Fenk hatte alle möglichen Tricks und Kniffe, um das künftige Hühnerfutter unterwegs mürbe zu machen. Er fing zum Beispiel ein Pferd ein, schlitzte ihm einen Nasenflügel auf, zog eine Peitschenschnur hindurch und band sie fest, so dass das Tier weniger Sauerstoff einatmete. Oder er band zwei Pferde aneinander oder ein Wildpferd mit einem Reitpferd zusammen. Einigen wurden schwere Metallbolzen in den Pony geflochten, die bei jeder Bewegung so schmerzhaft gegen die Stirn schlugen, dass die Pferde automatisch langsamer gingen. Pferde, die mit gefesselten Vorderfüßen noch immer zu schnell liefen, bekamen seitliche Fesseln. Und Pferden, die so störrisch waren, dass sie trotz aller Maßnahmen bockten und sich loszureißen versuchten, schoss er in den Bauch.
»Fenk, verdammt, was soll das!«, rief Hi, als Fenk das Gewehr anlegte und einen Hengst, der sich aufbäumte, in die Gedärme schoss. Zwei Tage lang trabte das Tier teilnahmslos hinter den anderen her, und als sie den Verladebahnhof erreichten, war es immer noch auf den Beinen.
»Die bleiben lange genug am Leben«, murmelte Fenk ungerührt. »He, aus denen wird doch sowieso Hundefutter, kapiert? Also, was soll’s? Die bringen immer noch fünf oder sechs Dollar ein.«
Aber Hi fand das Ganze so abstoßend, dass er Fenk erklärte, er steige aus, als Fenk ihn aufforderte, zwei aufsässige Pferde in den Bauch zu schießen. Er sagte es spontan, ohne zu überlegen.
»Gut, dann geh zu Fuß nach Hause. Viel Spaß. Ich wein dir keine Träne nach.« Fenk zog die Augenbrauen zu einem schwarzen haarigen Strich zusammen. Seine flüsternde Stimme kratzte wie eine Feile. »Du hast doch von Anfang an nur halbherzig mitgemacht, stimmt’s? Du bist so ein hasenherziger Weichling, dass du jetzt auf einem schönen langen Spaziergang darüber nachdenken kannst.«
»Ich habe drüber nachgedacht.« Er ging drei Meilen zu ihrem Lager, nahm seinen Schlafsack und seine Sachen und ging in der Dunkelheit zu der alten Postkutschenstraße, wo er frühmorgens von Isidore, dem jüdischen Hausierer, mitgenommen wurde; er saß hinten im Wagen des Hausierers und sah zu, wie eine Handvoll Elstern die Luft in schwarze und weiße Blitze zerteilte.
Helen behandelte die Blasen an seinen Füßen mit Mercurochrom und verband sie.
»Ich kann nicht verstehen, warum du abgehauen bist«, sagte sie. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Machen, dass wir aus dieser Scheißgegend wegkommen. Was Fenk betrifft, bin ich für alle Zeiten kuriert. Für die Bankschulden hätte das Geld sowieso nicht gereicht. Ich sag dir lieber gleich, dass sie uns das Haus wegnehmen. Wir ziehen nach Rock Springs oder nach Superior. Mieten uns was. Ich such mir Arbeit im Kohlebergwerk. Da hat man seinen sicheren Monatslohn und muss keinen Tieren in den Bauch schießen.« Er erzählte Helen, wie Fenk mit den Wildpferden umsprang.
»Die armen Tiere«, sagte sie, denn sie hatte ein weiches Herz. »Vermutlich hat Fenk eine fiese Ader.«
»Ich glaube, es ist das Geld. Er ist einer von denen, die für Geld alles tun würden. Du müsstest sehen, wie er das neue Auto zugerichtet hat. Denkt sich wahrscheinlich, dass er im Handumdrehen ein neues kaufen kann.«
»Vielleicht kann er das«, sagte Helen. Fenk war in ihren Augen ein herzloses Ungeheuer.
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