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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Sie nahm sich vor, nie wieder ein Wort mit ihm zu wechseln.
    Sie mieteten sich nicht in Superior ein, sondern Hi fand Arbeit in den Union-Pacific-Bergwerken in Rock Springs. Obwohl die Unterkunft, die ihnen die Firma zur Verfügung stellte, eher eine Hütte als ein Haus war, gefiel Helen der städtische Komfort, Strom und fließendes Wasser. Die Kinder konnten zu Fuß zur Schule gehen. Es gab Nachbarn in Hülle und Fülle, Klatsch und Tratsch, Geselligkeit und bequeme Einkaufsmöglichkeiten. Die Freude darüber wurde getrübt, als Little Riffie an Kinderlähmung erkrankte und an die eiserne Lunge angeschlossen werden musste. Der Arzt erklärte Helen, die Ursache sei das Leben in der Stadt und der Verkehr mit anderen Kindern in der Schule, denn Kinderlähmung sei ansteckend, und in ihrem alten Zuhause am Rand der Wüste wäre das Kind wahrscheinlich verschont geblieben. Helen war dem Arzt dafür böse, nicht der Stadt.

1940
    Die Arbeit im Kohlebergwerk war schwer, wenn man sein eigener Herr gewesen war und immer im Freien gearbeitet hatte. Hi stellte überrascht fest, dass ihm das Pferdefangen mit Fenk fehlte und wie sehr er die Ritte über das kühle Wüstenhochplateau vermisste, durch das graugrüne Beifuß- und Fettholzgestrüpp, wo die Salzsträucher Steppenhühner, Gabelantilopen und bisweilenWapitihirsche beherbergten, die Ritte auf Bergkämme und Mesas hinauf, um Herden von Wildpferden auszuspionieren, das mühsame Stapfen durch Sanddünen, den Anblick von Höhleneulen, die eine verlassene Präriehundsiedlung übernommen hatten, von rostbraunen Habichten und Adlern mit ausgebreiteten Schwingen, einer einsamen Elster, die wie eine Nadel über den gescheckten Himmel flog, und der vereinzelten Klapperschlange, die davonkroch. Die versteckten Flussläufe und Wasserlöcher hatten Hi ein privates, einzelgängerisches Vergnügen verschafft, das er mit niemandem teilen konnte. Nicht einmal Helen konnte verstehen, was ihn in die unbewohnte Wüste hinauszog. Und obwohl er Fenks Methoden gründlich verachtete, wusste er, dass Fenk die Wildnis liebte, und das verband sie miteinander. Aber in einem Metallkäfig mit Männern in wochen- oder monatelang ungewechselter, stinkender Arbeitskleidung ins Erdinnere zu fahren und sich auf beengtem Platz bei schwachem Licht über die Arbeit zu beugen, das war ein Jammerleben. Er schleppte sich spät nach Hause, mit Kohlenstaub verschmiert. Helen hatte eine Wanne voll heißem Wasser für ihn vorbereitet, was ein großer Luxus war. Der neue Krieg in Europa - er wurde als Zweiter Weltkrieg bezeichnet, was den großen Krieg zum Ersten Weltkrieg herabminderte - sicherte die Arbeitsplätze; Hi sprach nur noch wenig und ging jeden Tag wie ein Automat in die Arbeit. So vergingen zwei quälend lange Jahre.
    Helen bedauerte die Trennung von ihrer Schwester, doch der Gedanke an Fenk war ihr zuwider. Die Kinder maulten und meckerten, weil sie ihre Cousins sehen wollten. Verla schrieb Helen oft und warb um Verständnis, schilderte einen Fenk, den Helen nicht kannte, einen empfindsamen, »tiefgründigen« Fenk. Es dauerte seine Zeit, doch zu guter Letzt gab Helen nach und überzeugte Hi davon, dass sie um der Kinder und um Verlas willen Nachsicht üben mussten. Man einigte sich auf Thanksgiving für die offizielle Versöhnung.
    Am Vormittag des Thanksgiving-Fests kamen Verla, Fenk und ihre vier Kinder in ihrem 1939er Crosley angefahren, und selbst Fenk, der etwas kurz angebunden war, aber lauthals verkündete, er sei nicht nachtragend, hatte gute Laune.Verla hielt einen gefüllten Korb auf dem Schoß, und die Mädchen waren mit Kartons voller Kuchen und Süßigkeiten beladen. Die Cousins aus Stadt und Land rannten als Erstes zu den Bahnschienen, um die Landstreicher in ihren schäbigen Lagern und die großen schnaubenden Lokomotiven mit Steinen zu bewerfen. Die Gleise, die so strahlend schimmerten, als würden sie jeden Tag gewienert, weckten in den Fipps-Cousins ehrfürchtige Bewunderung.
    »Hat einer von euch einen Penny?«, fragte Buster. Die Cousins schüttelten ihr hinterwäldlerisches Haupt.
    »Schade. Wenn man nämlich einen Penny auf die Schienen legt und der Zug kommt, dann klopft er ihn flach und dünn.«
    »Ja«, sagte Henry. »Und das ist noch nicht alles. Ein Junge aus unserer Schule, Warren McGee, hat sich die Beine abschneiden lassen. Er war auf den Schienen unterwegs, und dann kam der Zug, und seine Schwester hat ihm zugerufen, dass er runterkommen soll, aber er ist ausgerutscht,

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