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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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»Ja, und neulich hat er es verloren. Die Pferde sind alle aus der Falle ausgebrochen, und jetzt wissen sie Bescheid.«
    Fenk senkte seine Stimme zu einem Alt und fügte hinzu: »Er ist tapfer herumgehopst, aber er war keine Hilfe.Wacky meint es immer gut, aber er hat immer Pech.« Er sah Hi an.
    Aber Hi sagte nur, er wolle darüber nachdenken. Henry und Buster kamen am Rand des von der Dürre verbrannten Weizenfelds in Sichtweite. Als sie sahen, wer in dem Auto saß, liefen sie herbei in der Hoffnung, ihre Cousins wären mitgekommen. Enttäuscht knufften sie ihre Schwestern und liefen weg.
    »Das lasst ihr besser bleiben«, sagte Helen.
     
    Zehn Tage später gab der alte schwarze Essex endgültig den Geist auf. Hi hatte im Lauf der Jahre unzählige Reparaturen vorgenommen und die reparierten Stellen wieder repariert, doch nun hatte der Motor schlappgemacht, und Hi wusste, dass es sich nicht lohnte, ihn auszutauschen. Geld hatte er sowieso keines, und deshalb hatte er sich auf Schusters Rappen zu Fenk und Verla aufgemacht und Fenk seine Mitarbeit zugesichert.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest«, hatte Fenk gemurmelt. »Morgen stellen wir eine neue Falle auf. Wir jagen die Pferde nicht - das dauert ewig, und dafür bräuchte man eine Menge Reiter. Das überlasse ich den Tolberts. Der alte Jim und seine sieben Söhne müssen nicht mal ein Wort wechseln, so gut wissen sie im Kopf des anderen Bescheid. Ich und Wacky, wir arbeiten lieber mit der Wasserfalle, kapiert? Letzten Monat haben wir eine Quelle am Arsch der Welt in unwegsamem Gelände entdeckt, mit jeder Menge Pferdefährten. Letzte Woche haben wir die Pfosten und Drähte hingebracht, und jetzt müssen wir das Gehege und die Einfriedungen bauen. Schlechtes Terrain zum Fahren da draußen. Der Wagen hat schwer was abgekriegt, und Verla war ganz schön wütend. Lauter Furchen und Steine, die für die Reifen pures Gift sind. Vielleicht sollte ich mir solche Reifen besorgen wie an den JO-Lastern. Und vielleicht sollte ich dem Wagen den Arsch absägen und eine Ladefläche dranhängen, kapiert? Du hast zur Zeit wohl kein Reitpferd, wie?«
    Hi schüttelte den Kopf. »Nur Old Bonnet. Den reiten die Kinder. Ist ungefähr hundert.«
    »Du kannst Big Nose oder Crabby haben.«
    Hi nickte.
     
    Es war ein ausnehmend schöner Tag, windstill, kühl und klar. Fenk und Wacky hatten in ungefähr drei Meilen Entfernung zu der Quelle, an der sie die Wasserfalle errichten wollten, ein Lager aufgeschlagen. Sie kamen am Spätnachmittag an; Fenks Sedan zog den Pferdetransporter und schwankte über Sandbänke und Schlaglöcher. Es war eine unwegsame Gegend voll Klippen und ehemaliger Flussläufe, die Hi zusagte. Das Zelt am Fuß eines Steilufers aus Sandstein war rot vor Sandstaub, und das Zeltinnere war mit Schlafsäcken, einem Ofen, einem schiefbeinigen Tisch und Vorratskisten vollgestopft. Der Ofen sandte Hitzewellen aus. Hi schmiss sein Arbeitszeug an die Zeltrückseite. Fenk lud Big Nose und Crabby ab und brachte sie zu den anderen Pferden in den Pferch. Wacky, der die ganze Woche im Lager geblieben war, hatte frischen Kaffee aufgebrüht, brutzelnde Antilopensteaks in der Pfanne und einen Topf Pellkartoffeln gekocht. Sie aßen draußen an einem Lagerfeuer, das Fenk aufgeschichtet hatte, und legten sich noch vor Einbruch der Dunkelheit aufs Ohr.
    »Morgendämmerung«, flüsterte Fenk, der Hi wachrüttelte. Wacky war bereits am Ofen, wo er Speck briet und den Sauerteig für die Pfannkuchen rührte. Sie tranken die Kaffeekanne aus, sattelten auf und ritten los. Die hundert Meilen weite Sicht lenkte Hi von seinen Geldsorgen ab.
    Als sie die Quelle erreichten, war die Sonne aufgegangen. Ringsum waren zahlreiche Hufspuren und frische Pferdeäpfel zu sehen.
    »Sie kommen ans Wasser, wenn es dunkel ist«, sagte Fenk mit seiner hohen Stimme, »und wenn ihnen vor Durst die Zunge raushängt. Kapiert? Nie bei Tageslicht.«
    Zu dritt brauchten sie den ganzen Tag, um die über einen Meter tiefen Gruben auszuheben, abgesägte einstige Telefonmasten als Pfosten aufzustellen und Kabel und Drähte zu spannen. Wacky und Fenk bauten die Falle, und Hi tarnte sie mit Wacholder und Beifuß.
    Am späten Nachmittag waren sie fertig, etwa drei Stunden vor Sonnenuntergang, als der Himmel sich mit bortengesäumten Wolken bedeckte, die in alle Richtungen wehten. Sie fuhren zum Lager zurück, um zu packen. Fenk flüsterte, sie würden nach Hause fahren, weil Regen bevorstand und er nicht wollte, dass der

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