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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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dass er Church eingestellt hat. Macht einen rasend, wenn man erleben muss, dass sie einen Halbidioten vorziehen.«
    Helens Magen schmerzte.Was sollten sie nur tun? Sie konnte nicht verstehen, warum die Depression Männern, die arbeiten wollten, das Brot aus dem Mund nahm. Irgendwie musste man doch an Geld kommen.
     
    Aus dem Fenster sah Mina eine zitternde Staubwolke durch die Hitze den Hügel heraufkommen. Als die Wolke langsamer wurde, wusste sie, dass sie zu ihnen abbiegen würde.
    »Ma! Ein Auto!«
    Helen wischte sich die Hände an der Schürze ab, zog die Schürze aus und ging zur Verandatür. Ein schwerer Sedan kroch die Auffahrt entlang. Der Wagen war so staubig, dass sie keine Farbe erkennen konnte. Eine Art Dunkelbraun, dachte sie. Das Auto hielt auf dem einzigen schattigen Flecken unter der Pappel. Das Beifahrerfenster wurde heruntergekurbelt, und ein Gesicht erschien.
    »Verla!«, rief Helen und lief die Treppe hinunter. Den Mädchen rief sie zu: »Eure Tante Verla!« Die Mädchen kamen vorsichtig barfuß über den Kies, gefolgt von einem jungen Hund, der nach ihren Kleidersäumen schnappte. Henry und Buster waren eine Meile weit weg und schossen mit Schleudern auf Präriehunde. Verla und Fenk Fipps blieben im Wagen sitzen und kurbelten nur die Fenster herunter. Auf Fenks verkniffenem Gesicht mischten sich Mitesser und Bartstoppeln. Er hatte ein hinterhältiges Lächeln und dunkle ausdruckslose Augen wie eine Marionette. Helen wusste, dass er seine Kinder mit dem Riemen schlug und dass er Verla wiederholt verprügelt hatte. Es schauderte sie bei dem Gedanken, dass sich diese hölzernen Augen voller Bosheit auf ihre Schwester heften konnten.
    »Kamen gerade vorbei und wollten nachsehen, ob du zu Hause bist«, flüsterte Fenk, mit dessen Stimmbändern etwas nicht in Ordnung war und der eine hohe Falsettstimme hatte. Deshalb flüsterte er lieber. Meistens überließ er Verla die Konversation. Es hieß, er hätte sich als Junge zu erhängen versucht und dabei seinen Kehlkopf beschädigt. »In einem gewissen Alter werden sie schrecklich launisch«, hatte seine Mutter als Erklärung gesagt, doch sein alter Vater wusste, dass es vermutlich mit etwas jenseits der großen Wasserscheide zu tun hatte, die zwischen dem Wissen von Männern und Frauen über sexuelle Dinge verläuft. Er hatte den Rest einer gehässigen Bemerkung über das erste, zweite oder dritte Geschlecht mitbekommen, als er die Schmiede aufsuchte, die der inoffizielle Treffpunkt der örtlichen Farmer war. Ray Gapes, der Schmied, besaß eine große Kaffeekanne, und irgendein rußfarbenes Gebräu war immer für denjenigen da, der es zu trinken wagte.
    Helen lehnte sich in das Beifahrerfenster, die Arme auf dem heißen Rahmen, und der leichte Wind, der immer um die Pappel herum blies, bewegte den Saum ihres Baumwollkleids.
    »Wo habt ihr den schönen Wagen her?«, fragte sie. Beim Abkühlen gab der Wagen die verschiedensten Klick- und Klirrlaute von sich. Die Mädchen kamen näher, Mina mit über der flachen Brust gekreuzten Armen, Riffie, die sich an dem Türgriff festhielt, um zu schaukeln, während die Frauen sich unterhielten. Auch die Mädchen trugen Baumwollkleider, aber mit Puffärmeln, und Riffie hatte einen kleinen spitzengesäumten Kragen, den Helen selbst geklöppelt hatte. Ihre Beine waren so blass wie Weidenstecken.
    »Fenk verdient richtig gut mit dem Einfangen von Wildpferden«, sagteVerla. »So kommt es auch zu unserem Besuch.« Sie sah nicht ihre Schwester an, sondern Fenk, und wartete darauf, dass er nickte.
    Hi kam hinter dem Haus hervor, wo er Beifußgestrüpp gerodet hatte. Helen wünschte sich einen Kräuter- und Gemüsegarten, und den Boden herzurichten war harte Arbeit. Hi stellte sich neben Fenks Wagenfenster.
    Verla sagte an Fenks Stelle: »Fenk hätte Hi gern mit dabei. Die Pferde bringen fünf bis acht Dollar ein, und er hat ziemlich viele eingefangen.«
    Hi schüttelte den Kopf. Seine von der Arbeit breit gewordenen, schmutzverkrusteten Hände hingen an ihm herunter. »Habe ich noch nie gemacht«, sagte er.
    Fenk musste selbst etwas sagen. Er flüsterte: »Ist gute Arbeit. Die einen jagen sie wie die Tolberts, die anderen scheuchen sie in einen Canyon ohne Ausgang, aber wir legen nachts Fallen an Wasserstellen an. Auf diese Weise hat man nicht so viele Verluste von Pferden, die ausbrechen. Kapiert? Gute Bezahlung. Ich habe mit Wacky Lipe gearbeitet.«
    »Wacky Lipe! Der hat doch ein Holzbein!«
    Verla mischte sich ein.

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