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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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gewesen, und man musste sich damit begnügen, eine Handvoll ordinäre Spatzen biologisch zu modifizieren und zu vergrößern. Und als sich herausstellte, dass diese Pseudo-Pterodaktylen keine richtigen Gebisse hatten, mussten sie zurückgerufen und überholt werden.
    »Das wollt ihr mir als Pterodaktylen verkaufen?«, tobte der Teufel, dem ein Bild des Fantasymalers Frank Frazetta mit haifischmäuligen fliegenden Unwesen unvergesslichen Eindruck gemacht hatte. »Die sehen ja aus wie Pelikane. Sorgt dafür, dass sie anständige Zähne bekommen.«
    Der Verwalter der Tierabteilung, der in der Oberwelt einen Streichelzoo geleitet hatte, sagte, seiner Ansicht nach sei Zahnlosigkeit der Naturzustand dieser Geschöpfe. »Zähne im engeren Sinn hatten die nicht, Sir.«
    »Das ist mir egal. Unsere Zahnärzte sollen Implantate machen. Ich will ZÄHNE sehen, bevor wir die Flugungetüme losschicken. Der Ornithologe Argos scheint zu denken, sie hätten riesige Zähne gehabt. Setzt ihnen welche ein.«
    Die meisten Zahnärzte hatten ihren Weg in die Unterwelt durch multiple Affären mit Rezeptionistinnen, Assistentinnen, Hygienikerinnen und Röntgenfachkräften gefunden. Dr. Mavis Brooms hatte jede Art von Angestellten vernascht und sich als Dessert den Paketboten gegönnt. Trotzdem war sie eine hervorragende Zahnärztin gewesen und freute sich darauf, Pterodaktylen mit Zähnen zu versehen. Am liebsten hätte sie das ganze Unternehmen mit Fotos begleitet, aufgeschrieben und der Zeitschrift Experimental Dentistry geschickt, was ein Ding der Unmöglichkeit war, denn die einzige Post, die in die Hölle kam, bestand aus Rechnungen für die Insassen, und hinaus gelangte überhaupt keine Post. Es gab Computer, doch die waren darauf programmiert, fünfmal in der Minute den Geist aufzugeben.
    Dr. Brooms plante ihr Vorgehen lange und sorgfältig. Da es in der Hölle kein Dentallabor gab, musste sie einen Hufschmied dazu bringen, die Implantate zurechtzuhämmern. Der Hufschmied war ein bessarabischer Kretin, der 1842 an einer Alkoholvergiftung gestorben war. Es war schwierig, ihm verständlich zu machen, was sie von ihm wollte. Alles, was über Hufeisen hinausging, schien seinen Horizont zu übersteigen. Zu guter Letzt klopfte er etwas mehr oder weniger Brauchbares zusammen, und Dr. Brooms ließ einen Kfz-Mechaniker die Implantate zurechtschleifen. Die Zähne waren eine Spur brauchbarer, fossile Haifischzähne, die aus der Sammlung eines Naturkundemuseums in Valparaiso entwendet worden waren.
    Die Pterodaktylen waren schwer zu bändigende Patienten und mussten am Behandlungsstuhl festgeschnallt werden. Sie wehrten sich wie die Berserker, und da es in der Hölle keine Anästhesie gibt, jammerten und stöhnten sie ganz schrecklich, aber Dr. Brooms war die Klagelaute gewöhnt, die in der Hölle aus allen Ecken und Enden ertönten. Das Ergebnis war nicht sehr überzeugend. Die Pterodaktylen kamen mit ihren Haifischzähnen nicht zurecht und bissen sich dauernd auf die eigenen Schnäbel. Zweige und Blätter blieben ihnen zwischen den Zähnen stecken. Der Teufel ordnete an, die Flugsaurier auf Fleischernährung umzustellen, und ließ ihnen die Pflanzennahrung wegnehmen.
    »Verpasst ihnen vierundzwanzig Stunden Training im Beutemachen«, rief der Teufel, »und schafft sie dann in den Naturpark, solange sie noch beißen können!«
     
    Die Parkoberaufseherin Amelia McPherson, sieben Biologen (darunter Ornithologe Argos), der Ranger und ein Unbekannter in Cowboystiefeln und Schnürsenkelkrawatte mit schwerem Sonnenbrand - wahrscheinlich ein Public-Relations-Mitarbeiter - versammelten sich am Rand des Sumpfs. Das Getöse, das die Zikaden veranstalteten, spottete jeder Beschreibung.
    »Was sagen Sie zu diesen Zikaden?«, brüllte Fong Saucer, der Wolfsbiologe, ein großer, behaarter Mann mit einer Nase wie eine Kumquat und einem blitzgelben Bart. »Was haben die hier zu suchen?«
    »Sie wurden vermutlich eingeschleppt«, sagte der Ornithologe und schenkte ihm einen giftigen Blick, »genau wie Ihre Wölfe.«
    »Dieser abscheuliche Sumpf«, jammerte Oberaufseherin McPherson. »Was ist mit meinen Seen passiert?« Auf einer gerade erst erstellten Luftaufnahme war ein ausgedehntes Sumpfgebiet zu sehen, aber nichts von einem See.
    »Was ist denn das?«, sagte derWolfsmann beim Anblick eines Pterodaktylus mit einer Flügelspannweite von neun Metern, auffällig rotem und grünem Gefieder, schwarz geränderten Schwungfedern und violetten Tupfen auf der Brust,

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