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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Farbe, und in den Schubladen stapelten sich fein säuberlich gefaltete federlose Flügel, darunter vergrößerte Fledermausflügel aus rostfreiem Stahl, aus Vinyl oder leimgestärkter Sackleinwand. In einer verschlossenen unteren Schublade, zu der nur er einen Schlüssel hatte, ruhte, eingeschlagen in einen Gazeschleier, das einzige Relikt seiner himmlischen Vergangenheit in Form eines Paars bezaubernder Schmetterlingsflügel. Zwei Maler - Hieronymus Bosch und Breughel d.Ä. - hatten sie nicht erblickt, aber malend erträumt. Jackson Pollock hatte die Flügel des Teufels auch geträumt, doch sein Bild ist verloren.
    Die Tagesausbeute an E-Mails zwischen isländischen Ornithologen war eher mager, aber dafür entschädigte reiche Ernte aus dem Westen der Vereinigten Staaten. Die meisten Nachrichten hatten mit einer bevorstehenden Konferenz zum Thema der Evolution verzögerter Gefiederentwicklung zu tun. Die Augen des Teufels funkelten, denn neben Modenschauen, Rockkonzerten undVergnügungsparks (er hatteViliumas Malinauskas die Idee zu dessen »Stalin-Welt« eingegeben) liebte er Konferenzen. In seinem Kalender machte er sich eine Notiz.
    Sein Blick fiel auf den Brief eines Biologen in einem Naturpark, der sich Argos nannte. Der Teufel erinnerte sich an Argos, den Hund des Odysseus, der als Einziger den Dulder nach dessen zermürbenden Irrfahrten wiedererkannte. Und er wusste, was die meisten menschlichen Historiker nicht wussten: dass Argos, der seinen Herrn Odysseus nie hatte leiden können, ihn nicht etwa schwanzwedelnd mit Freudengebell begrüßte, sondern zähnefletschend und knurrend.
    Der Vogelkundler Argos schrieb an jemanden namens James Tolbert:
    »Jim, alter Freund, wie geht’s? Hier ist es lausig. Burton würde ich am liebsten ungespitzt in den Boden rammen. Komme von einer verdammten dreistündigen Management-Sitzung. Die anderen behandeln mich, als wäre ich ihr Hausmeister. Burton scharwenzelt um den Wolfsbiologen herum, um den Pumabiologen und den Bärenfritzen. Ich? Ich bin bloß der Vogeltrottel, kein Glamour, kein Schwung. Wer hier zählt, das sind die mit den großen Raubtieren. Ich müsste mit einem gefährlichen Riesenvogel aufkreuzen. Für einen Pterodaktylus würde ich meine Seele verkaufen. Du kannst Gift drauf nehmen, dass sie mich dann anders behandeln würden, vor allem wenn er erst ein paar Touristen verschleppt hätte.«
    »Carpe diem!«, sagte der Teufel. »Duane!«
    »Ja, Sir?«
    »Was weißt du über Pterodaktylen?« Das P sprach er deutlich aus.
    »Ich glaube, das waren Flugsaurier, Sir, lebten in der Jurazeit, wenn ich mich recht erinnere.«
    »So ist es. Tolle Zeit, die Jurazeit. Such Hintergrundinformationen zusammen. Hatten wir den Pterodaktylen schon Federn wachsen lassen?«
    »Da bin ich überfragt, Sir. Das war vor meiner Zeit.«
    Die Recherchenabteilung der Hölle schickte einen dicken Umschlag, und der Teufel blätterte in dem Stapel Fotos von Skeletten und Rekonstruktionen.
    »Der da sieht aus, als könnte er mein Vetter sein.« Er warf einen Blick auf sein Spiegelbild in dem reflektierenden Aschenbecher. »Hm, hm. Vielleicht gebe ich diesem Argos ein paar Pterodaktylen. Vielleicht erst mal vier Flugechsen. Hol mir eines von den Frauenzimmern, die diese Naturkundefilme für die BBC gemacht haben, damit wir rauskriegen, wovon Pterodaktylen sich ernähren. Am Ende müssen wir die Lebensbedingungen in Argos’ Naturpark ein bisschen verändern.«
    Die Fernsehfilmerin Malvina Sprout kam eilig herbei. Sie roch nach verbrannten Haaren, und ihre Hände und Arme waren rußgeschwärzt.
    »Sir?«
    »Wissen Sie, was Pterodaktylen fressen?«
    »Pterodaktylen? Soll das ein Test sein? Bekomme ich am Flammenwerfer Zeit gutgeschrieben, wenn ich die richtige Antwort gebe?«
    Der Teufel starrte sie finster an, und die Frau schrak zurück.
    »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht Pteridophyten - Farne? Oder Farnpalmen, Zykadeen? Ich glaube, Zykadeen.«
    »Fressen sie kein Fleisch?«
    »Das glaube ich eher nicht. Aber es ist lange her, und ich habe keine Unterlagen zur Hand. Mit Pterodaktylen haben wir uns nicht viel beschäftigt.«
    »Okay. Zurück zum Flammenwerfer, meine Werteste.« Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch und rückte seine Krawatte aus Kettengliedern zurecht. »Duane!«
    »Ja, Sir?«
    »Sieh nach, ob wir irgendwelche Dinosaurierspezialisten hier unten haben. Besorg mir einen. Und sieh im Tierbestand nach, ob zufällig ein Pterodaktylus dabei ist.« Er stärkte sich

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