Hier kommt Hoeneß!
geben. »Ich möchte, dass die Spieler mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen. Und sich darüber im Klaren sind, dass sie nicht nur auf der Sonnenseite, sondern auf der Sonnen-Sonnen-Seite stehen.« Seine Einstellung betont er immer wieder: »Der Fußball hat mir all das ermöglicht, was ich heute bin. Ich bin immer gesund geblieben, mein Leben hat sich traumhaft gestaltet. Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Ich verspüre große Freude, wenn ich anderen helfen kann.«
Hoeneß hat zahlreiche Ehrungen erhalten. 2006 etwa wurde ihm der Bayerische Sportpreis in der Kategorie »Hochleistungssportler Plus« verliehen. Mit größerem Stolz erfüllen ihn die Auszeichnungen als Manager, als Geschäftsmann. Der Fachverband für Sponsoring FASPO ernannte Hoeneß 2009 zur Sponsoring-Persönlichkeit des Jahres. Noch prestigeträchtiger zwei weitere Ehrungen: Die Marketingzeitschrift »Horizont« kürte den Fußballer von einst im Jahr 1999 zum »Unternehmer des Jahres«. Das »Manager-Magazin« hat ihn gar auf den Titel eines Heftes genommen – mit der Würdigung »Was die Wirtschaft vom FC Bayern lernen kann«. Da platzte er beinahe vor Stolz: »Das hat mich sehr gefreut und sehr stolz gemacht, weil ich nicht aus der Wirtschaft, sondern aus dem Sport komme.«
Aber Hoeneß fühlt sich wohl in diesen Kreisen. Man muss sich nur die Zusammensetzung der obersten Gremien des FC Bayern anschauen. Im Aufsichtsrat des Vereins, hochkarätiger besetzt als so mancher Dax-Konzern, sitzen folgende Herren: Helmut Markwort, Mitglied der Geschäftsleitung der Hubert Burda Media Holding GmbH & Co. KG; Unternehmensberater Herbert Henzler, ehemals Deutschlandchef von McKinsey; der Vorstandsvorsitzende der Adidas AG, Herbert Hainer; der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Martin Winterkorn; der Finanzvorstand der Deutschen Telekom, Karl-Gerhard Eick, sowie der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Unicredit Group, Dieter Rampl. Allein diese vier letztgenannten Manager repräsentieren einen Börsenwert von fast 200 Milliarden Euro und reiche Erfahrung im Unternehmensmanagement.
Seit Beginn seines neuen Lebensabschnitts Tribüne statt Trainerbank genießt Hoeneß die Anwesenheit der Industriegrößen bei den Spielen. »Da kann man in lockerer Atmosphäre gewisse Gespräche führen und die Zeit im Stadion wunderbar nutzen.« Zum Wohle des Vereins. Zum Wohle der Kasse.
Und da war noch eine auf den ersten Blick fürwahr zweifelhafte Auszeichnung. Eine der Kategorie Krawattenträger oder Brillenbotschafter des Jahres, Felix Magath wurde letztere sonderbare Ehre einmal zuteil. Es geht um den Titel »Botschafter der Deutschen Wurst«. Doch diese Auszeichnung war Hoeneß genauso viel wert wie viele sportliche Trophäen seiner aktiven Zeit. Die Fleischer-Innung veranstaltete 1999 ein Fest in der Böblinger Sporthalle, ein Schlachtfest – um im Jargon zu bleiben. Ehrensache, dass Hoeneß persönlich vor Ort war. Ein Redner sprach davon, dass diesen Titel »nur einer gewinnen kann, der sowohl sein verehrendes als auch verzehrendes Verhältnis zur deutschen Wurst vorbildlich repräsentiert«. Das Verhältnis zur deutschen Wurst – das muss man sich noch mal auf der Zunge zergehen lassen. Als der Redner erklärte, dass dies alles nur auf eine Person, und zwar auf den geladenen Ehrengast zuträfe, bewies Hoeneß Humor. Rasch erhob er sich und tippte sich auf den Bauch – mit feiner Ironie und doch zugleich jenem Stolz, mit dem Profis nach einem Tor das Wappen des Trikots küssen. Hoeneß meinte es grundehrlich, als er zu Protokoll gab: »Sie sehen, dass ich alle Bedingungen erfülle.« Natürlich nahm er die Wahl an, und der Applaus wollte nicht enden.
Als Arbeitgeber ist Hoeneß bislang noch nicht ausgezeichnet worden, dabei hat er zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen durch die Expansion des Unternehmens FC Bayern. 1983 hatte der Verein zwölf Mitarbeiter auf der Lohnliste, mittlerweile hat die Jobmaschine von der Säbener Straße über 400 Angestellte. Viele davon sind Exprofis oder Familienangehörige von ehemaligen Spielern. Natürlich betrachtet Hoeneß den Verein als Konzern, aber dieser Konzern soll auch wie eine große Familie sein, das ist dem Manager wichtig. »Wir werden versuchen, auch in Zukunft ein Verein zu sein, der sich auf die Ressourcen dieses Klubs – und das sind die jetzigen und ehemaligen Spieler – besinnt und sie einbindet. Wenn man einmal diese rot-weiße Orgie miterlebt hat, tut man sich leichter,
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