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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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hat zwei Kinder. Obwohl er seinen Schreibwarenladen 2008 aufgegeben hat, beliefert der einst so treue Vasall des Kaisers den FC Bayern nach wie vor mit Büroartikeln. Sein Sohn Martin hat auch geschäftlich mit dem Verein zu tun: »Er arbeitet für eine Firma, die sich um die Bandenwerbung in der Allianz Arena kümmert.« Und seine Tochter Heidi arbeitet direkt in der Geschäftsstelle in der Säbener Straße. Nach einem Praktikum wurde ihr eine Stelle in der Abteilung Fan- und Fanklubbetreuung angeboten. »Es ist ja nicht ganz so einfach heutzutage, einen Job zu bekommen. Deshalb habe ich das Angebot angenommen.« Mittlerweile hat sie in die Abteilung Recht gewechselt. »Das ist doch eine wunderbare Sache«, findet Vater Schwarzenbeck, »und zwar für beide Seiten: Der FC Bayern weiß, was er an seinen Angestellten hat, schließlich kennt er die Verwandtschaft. Er weiß, dass zuverlässig und fleißig gearbeitet wird – etwas anderes kann man sich mit einem prominenten Namen in einem Unternehmen auch nicht erlauben, sonst gibt es gleich Missstimmung. Und wir, die Eltern, wissen, dass die Kinder bei einem guten, seriösen Arbeitgeber angestellt sind.« Unter der Obhut von Uli Hoeneß.
    Gegen den Vorwurf, allein der Name reiche als Bewerbung, wehrt sich der Finanzvorstand des Vereins allerdings, der auch für das Personalwesen zuständig ist. »Die Herkunft hat damit gar nichts zu tun«, sagt Karl Hopfner. Es sei lediglich die Kompetenz für eine Anstellung ausschlaggebend. Aber in einem Punkt funktioniert der FC Bayern wie viele andere Unternehmen auch: Manche Jobs werden nicht öffentlich ausgeschrieben. Früher war das durchaus der Fall, heute nicht mehr. »Weil wir jedes Mal ungefähr 1000 Bewerbungen bekommen haben«, erzählt Hopfner. Viele der externen Bewerber waren unqualifiziert, wollten aber den Stars nahe sein. Also sprachen die Bayern nur noch bestimmte Kandidaten an oder besetzten auf Empfehlung – oft eben von Exspielern oder Mitarbeitern. »Es ist doch leichter, wenn ich für eine Stelle nur zehn qualifizierte Bewerbungen vorliegen habe«, sagt Hopfner. Und außerdem sei doch die Verbundenheit mit dem Verein seit Kindesbeinen keinesfalls hinderlich.
    So sind im Umfeld des FC Bayern viele Sprösslinge von Exstars zu finden, der Verein kommt als großes Familienunternehmen daher. Pauls Breitners Sohn Max hat seit 2007 einen Job in der Presseabteilung. Tina Beierlorzer, die Tochter des ehemaligen Verteidigers Bertram Beierlorzer, arbeitet für den Bereich Sponsoring/Eventmarketing, Sebastian Dremmler, der Sohn des Chefscouts Wolfgang, ist im Juniorteam angestellt. Frank Jeremies, der Bruder von Jens Jeremies, verdient sein Geld als Zeugwart, Sebastian und Margit Pflügler, Sohn und Schwägerin des heutigen Chefs der Merchandising-Abteilung, arbeiten fest angestellt für ihn. Jasmin Gaßner aus dem Serviceteam ist die Enkeltochter von Willy Simmetsreiter, einem Stürmer aus den 30er-Jahren. Seit einem Jahr steht sogar noch ein zweiter Hoeneß auf der Gehaltsliste der Bayern: Benjamin, der Sohn des früheren Stürmers Dieter Hoeneß. Und damit Neffe von Uli Hoeneß. Die lieben Verwandten – ein Familienbetrieb hält eben zusammen.
    Egal, was passiert ist: Familiendramen, Autounfälle, Sportinvalidität, Alkoholprobleme. Für drei Menschen war Uli Hoeneß im wahrsten Sinne des Wortes der Lebensretter. Lars Lunde war mäßig erfolgreich in seiner Zeit beim FC Bayern, in seinen zwei Jahren Bundesliga von 1986 an erzielte der Stürmer nur drei Tore in 30 Spielen. Die Fans verspotteten den Dänen als »Chancentod«. Doch das ist eine Lächerlichkeit verglichen mit dem Schicksalsschlag, der ihn am 12. April 1988 ereilte: Auf dem Weg von Aarau nach Oberentfelden in der Schweiz missachtet Lunde an einem Bahnübergang eine rote Ampel, sein Auto wird von einem Zug erfasst. Lunde erleidet ein Schädelhirntrauma und liegt 240 Stunden im Koma. »Aus meiner Komaphase habe ich nur noch ein Bild im Kopf: Ich bemerkte, dass mein damaliger Trainer bei Aarau, Ottmar Hitzfeld, mit einer roten Krawatte an meinem Krankenbett stand.« Sehr genau kann sich der Däne noch an den Moment erinnern, als er aus dem Koma erwachte: »Alles um mich herum war weiß. Neben meinem Bett standen mein Manager und mein Bruder, der sonst in Dänemark lebt. Ich dachte mir: Was macht mein Bruder hier? Der Arzt beantwortete mir dann ganz behutsam diese und andere Fragen.«
    Lunde musste seine gesamte Motorik neu erlernen. »Mein großes Problem war

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