Hier kommt Hoeneß!
einer der ersten Ausgaben nach seinem Amtsantritt: »Jungmanager des FC Bayern arbeitet auch im Urlaub durch«. Sein Kumpel Paul machte sich Sorgen um den Rund-um-die-Uhr-Manager: »Wenn er so weitermacht, wird er keine 30. Als er aktiv Fußball gespielt hat, habe ich ihm gesagt: ›Du bist mit 32 ein echter Infarktkandidat.‹ Jetzt ist er bereits mit 30 einer.«
Des Managers erste Transfers schlugen ein, am Ende seiner ersten kompletten Saison als Manager wurde der FC Bayern Deutscher Meister, auch dank der 16 Tore von Dieter Hoeneß, Sturmpartner Karl-Heinz Rummenigge traf gar 26-mal. Der erste Titel in seinem neuen Leben wurde zünftig gefeiert – mit Folklore, so als wäre das Oktoberfest zum Spiel am 31. Mai 1980 gegen Eintracht Braunschweig in das Olympiastadion verlegt worden: Blaskapellen, Schuhplattler, Lederhosen und Dirndl überall – die Party konnte geplant werden, da Bayern schon vor dem letzten Spieltag als Titelträger feststand. Präsident Hoffmann hatte die Zuschauer gebeten, in Tracht zu erscheinen. Schließlich galt es, die erste Meisterschaft seit sechs Jahren zu feiern – mit Hoeneß als Manager, seinem Kumpel Paul als Kapitän und seinem Bruder Dieter als Torjäger. Ein großes Ziel war erreicht, für Hoeneß mit seinen erst 28 Jahren war es aber nur ein Zwischenziel. Dies war jedoch kein Grund, nicht mal richtig die Sau rauszulassen.
Vor seinem Abschied und Weggang 1974 zu Real Madrid hatte Breitner geschimpft, dass man »in diesem Scheißverein nicht mal richtig feiern« könne, zur Meisterfeier 1980 genehmigte er sich bereits in der Halbzeit ein Glaserl Sekt. Dieter Hoeneß öffnete nach dem 2 : 1 eine Magnum-Flasche Champagner und jagte Spieler, Offizielle und Journalisten durch die Stadionkatakomben. Und Uli Hoeneß landete in voller Montur im Entmüdungsbecken. Endlich mal ausgelassen nach all den Zweifeln und all dem Stress. Schnell war das Motto für die Party gefunden: »Wer heute unter zwei Promille bleibt, ist kein richtiger Bayer.«
1981 wiederholte man in beinahe derselben Besetzung die Meisterschaft, 1982 wurde der DFB-Pokal gewonnen, ein Jahr später blieb Bayern titellos. Der Schuldenstand konnte allerdings nicht wesentlich reduziert werden. Als Breitner 1983 aufhörte, musste ein Nachfolger für seine zentrale Position verpflichtet werden. Vier Jahre schon stand Sören Lerby von Ajax Amsterdam auf der Liste, nun schlugen die Bayern zu und engagierten den Dänen für eine Ablöse von zwei Millionen Mark. Nun waren die Schulden auf neun Millionen DM gestiegen.
Und Hoeneß hatte einen Freund weniger. Denn in diesem Sommer sollten sich die Wege von Hoeneß und Breitner für lange Zeit trennen. Die Freundschaft zu Paul hatte nicht in der ersten, schwierigen Anfangszeit gelitten – auch wenn sich die Kumpel ab und an richtig gestritten hatten. Breitner, der Manager der Mannschaft, kontra Hoeneß, den Manager des Vereins. Gab es Ärger, saß Uli im Bus ganz vorne bei den Trainern und Paul ganz hinten in der letzten Reihe. Doch bald danach waren die Dinge meist wieder ausgeräumt. Nicht so im Juni 1983. Hoeneß hatte in einem ungeraden Jahr, einer Saison ohne EM oder WM, eine lukrative Südostasientournee vereinbart: Singapur, Bangkok, Hongkong. Für den Manager eine überlebenswichtige Maßnahme, da die Asiaten eine Antrittsgage von 300 000 DM bezahlten und Flüge, Hotels und Spesen übernahmen. Für die Spieler war die Reise am Ende einer langen Saison allerdings eine Zumutung, alles andere als eine Vergnügungsreise.
Auch Breitner wollte nicht mit, schließlich hatte er Ende Mai mit einem Abschiedsspiel gegen eine Weltauswahl seine Karriere beendet. Doch die Gastgeber aus Asien hatten Konventionalstrafen von 10 000 Dollar in die Verträge einbauen lassen, falls die Bayern auf einen ihrer Superstars verzichten sollten. Hoeneß köderte seinen Freund damit, dass er doch seine Frau Hilde mitnehmen und das Ganze als netten Abschiedstrip verstehen könne.
»Im Grunde war es ein wunderbarer Ausflug«, erinnert sich Breitner. Bis auf die lästigen Spiele. Schon in der ersten Partie, beim 1 : 2 gegen eine Singapur-Auswahl, kommt es zum Streit. Der Mannschaft steckt ein 18-Stunden-Flug in den Knochen, es herrschen tropische 35 Grad mit 95 Prozent Luftfeuchtigkeit. Dieter Hoeneß beschreibt die Qualen so: »Zum Jetlag und der Klimaumstellung kam noch dieser unwürdige Rasen, irgend so ein Tundragras, in das du bei jedem Schritt fast bis zum Knöchel eingesunken bist. Nervig waren
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