Hier kommt Hoeneß!
für diesen Verein zu arbeiten. Dann weiß man, wofür man das tut.«
Viele haben tatsächlich wieder zum Verein zurückgefunden, da wirkt der FC Bayern wie ein Magnet. Allerdings endete die zweite Ära eines der jüngsten Rückkehrer ziemlich unglücklich: Jürgen Klinsmann, früher als Profi in München unter Vertrag, überstand nicht einmal das erste seiner beiden Vertragsjahre als Trainer.
Besser lief es bei Christian Nerlinger, der aus der Rolle des Praktikanten innerhalb eines Jahres zum Sportdirektor und zum Nachfolger von Hoeneß aufgestiegen ist. »Für keinen anderen Verein der Welt hätte ich mein Studium der Internationalen Betriebswirtschaft unterbrochen, bei Bayern habe ich wunderbare Voraussetzungen, um mich weiterzubilden«, sagte Nerlinger, als er im Juli 2008 seinen Job antrat.
Die Liste von Exspielern, die im Verein oder für den Verein arbeiten oder ihm zumindest geschäftlich verbunden sind, ist lang. Angefangen bei der Spitze: Franz Beckenbauer als Aufsichtsratsvorsitzender, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge als Vorstand der AG, beraten werden sie von Paul Breitner. Womit vier der besten deutschen Fußballer der 70er- und 80er-Jahre genannt sind. Gerd Müller, der legendäre Torjäger, kümmert sich als Kotrainer um die zweite Mannschaft, die in der Dritten Liga spielt und die seit April 2009 von Mehmet Scholl trainiert wird. Bis Mai 2008 war Sepp Maier, Deutschlands bester Torhüter des 20. Jahrhunderts, als Torwarttrainer für Oliver Kahn & Co. zuständig. Sein Nachfolger ist auch ein Extorwart aus früheren Zeiten: Walter Junghans. Um das Juniorteam kümmern sich die Trainer Björn Andersson, Kurt Niedermayer, Peter Sirch und Stephan Beckenbauer, einer der Söhne von Kaiser Franz. Stephan hat 14 Erstligaeinsätze für den 1. FC Saarbrücken absolviert.
Doch nicht alle Ehemaligen stehen auf dem Trainingsplatz, sie haben Bürojobs oder sind an der Basis aktiv wie Raimond Aumann: Der Exkeeper ist der Fanbeauftragte. Wolfgang Dremmlers Jobbeschreibung heißt Chefscout, in seiner Abteilung Spiele- und Spielerbeobachtung arbeiten außerdem der ehemalige Kotrainer Egon Coordes und Exprofis wie Wolfgang Grobe, Giovane Elber und Paulo Sergio. Die beiden Brasilianer fahnden in Südamerika nach Talenten. Michael Tarnat, bis letzten Sommer noch aktiv bei Hannover 96, ist der jüngste Rückkehrer in dieser Abteilung. Er verstärkt nach seinem Karriereende nun das Dremmler-Team. Hans Pflügler ist für die Merchandising-Abteilung verantwortlich und kümmert sich um die Fanartikel, in seinem Team arbeiten Hans Nowak, Matthias Zimmermann und Jürgen Wegmann, allesamt Exprofis.
Wegmann, Torjäger der 80er-Jahre, der mit Bayern 1989 Meister wurde, steht beispielhaft für Rückholaktionen à la Uli Hoeneß. Nach dem Ende seiner Karriere stürzte Wegmann, Spitz- und Kampfname »Kobra«, tief ab: private Probleme, Scheidung, finanzielle Sorgen. Der launige Spruch, der ihn während seiner Karriere noch populärer gemacht hatte, wurde zur traurigen Realität seines Lebens: »Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.« Wegmann verdingte sich als Lagerist im Fanshop von Borussia Dortmund, wurde wieder arbeitslos und lebte von Hartz IV, von 458 Euro im Monat. Er war verzweifelt, vereinsamte, zog sich immer mehr in seine 44-Quadratmeter-Wohnung in Essen zurück. Seine letzte Hoffnung: Uli Hoeneß. Irgendwann fasste er allen Mut zusammen und rief den Bayern-Manager an. Wegmann flehte: »Nehmen Sie mich bitte wieder mit ins Boot.« Im März 2008 verschaffte der Bayern-Manager dem Exprofi einen Job im Lager des Fan-Shops der Bayern, im Einkaufszentrum Centro in Oberhausen. Er nimmt Lieferungen an, packt Kartons aus – und ist zufrieden. Für Wegmann eine Erlösung, er ist Hoeneß unendlich dankbar: »Ich lebe, weil die Bayern mich ins Leben zurückgeholt haben. Ich steckte tief in der Scheiße, Hoeneß hat mir herausgeholfen.«
Was er im nächsten Leben werden wolle? Auf diese Frage antwortete Hoeneß: Hund bei Hoeneß – so wie Mehmet Scholl einst gewitzelt hatte. Er möchte als ein Mensch in Erinnerung bleiben, von dem man weiß, dass sein Wort zählt und dass er ein Helfer in der Not ist. »Ich bin ein tief sozialer Mensch«, beschrieb er sich einmal selbst und fügte hinzu: «Wer am Boden liegt, hat’s bei mir ganz leicht.«
Wenn sich Spieler schwere Verletzungen zuzogen wie Stürmer Roque Santa Cruz im Oktober 2005 mit seinem Kreuzbandriss, wurde der Vertrag dennoch verlängert
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