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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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schwersten inneren Verletzungen wird der Torwart, damals 35 Jahre alt, ins Krankenhaus Ebersberg gebracht. »Erst hatte ich Schleier vor den Augen, war ständig weg. Am Anfang wusste ich in der Klinik gar nicht, was passiert war«, erinnert sich Maier. »Es war innen drin so ziemlich alles kaputt. Psychisch ging’s mir aber zunächst recht gut. Ich dachte, das wird schon alles wieder.«
    Weil es ein Samstagabend ist, bekommt Maier nur eine Notversorgung. »Wir beim FC Bayern sind alle unter Schock«, zitiert die »Süddeutsche Zeitung« Uli Hoeneß nach dem Unfall. »Der Sepp hat Riesenglück gehabt, dass er angeschnallt war, sonst wäre er wahrscheinlich nicht mehr unter uns. Er hat einen schweren Schock und eine Gehirnerschütterung erlitten, war aber ansprechbar.« Dass Alkohol im Spiel gewesen sein könnte, weist Hoeneß energisch zurück: »Wir haben zurzeit Alkoholverbot, und unser Trainer war ja bei dem Bankett nach dem Spiel in Ulm dabei.«
    Am Sonntagmorgen fährt Hoeneß ins Krankenhaus nach Ebersberg und veranlasst sofort die Überweisung in das modernere und besser ausgestattete Klinikum Großhadern. Denn Maier ist schlimmer verletzt als zunächst angenommen. Erst im Krankenhaus am Stadtrand von München stellt man neben den Rippenbrüchen, dem Armbruch und der Gehirnerschütterung noch einen Zwerchfellriss fest. Die Situation ist lebensbedrohlich, der Torwart wird noch am Sonntagabend von Professor Viernstein notoperiert. »Das war höchste Zeit, den Montag hätte ich nicht mehr erlebt«, sagt Maier. Er kann daher ohne Übertreibung sagen: »Der Uli hat mir das Leben gerettet.«
    Nach der OP erholt sich der Torhüter und macht bald wieder Scherze im Krankenhaus. Als ihn ein TV-Team besucht, sagt er: »Sakra, is’ des a saubere Nachtschwester!« Drei Wochen muss Maier in Großhadern bleiben, er wird lange ausfallen. Schon kommen Gerüchte auf, der FC Bayern wolle einen neuen Torhüter verpflichten. Was Hoeneß, ganz im Stile eines Jungmanagers, der seinen Weg sucht, damals energisch dementiert: »Ich habe niemanden beauftragt, einen neuen Torhüter zu suchen – und wenn, dann suche ich selbst einen.« Man habe schließlich vollstes Vertrauen in Ersatztorwart Walter Junghans, obwohl dieser im Sommer 1979 erst 20 war. Zwei Jahre schon war Junghans, den Maier später spöttisch »Althans« taufen sollte, schon im Verein, hatte aber noch kein Bundesligaspiel absolviert.
    Sepp Maier sollte nach dem Autounfall kein einziges Spiel mehr für den FC Bayern bestreiten. Auch wenn er sich herangekämpft hatte, auf eigene Kosten mit einem Freund für 14 Tage nach Teneriffa geflogen war. Am Strand wollte er sich die verloren gegangene Fitness wieder erarbeiten – obwohl eigentlich noch krankgeschrieben. Maier kam bestens gelaunt zurück. Er strebte ins Tor, sein Fernziel hieß WM 1982 in Spanien. Daher kam es für ihn einem Schock gleich, als er feststellen musste, dass Trainer Pal Csernai nicht mehr mit ihm plante. Ausgerechnet Csernai, der Nachfolger von Lorant, den Maier einst gestürzt hatte. »Er schaute mich nicht mehr an und ignorierte mich. Und das, obwohl er mir doch hätte dankbar sein müssen, dass er beim FC Bayern überhaupt Trainer geworden ist. Er hatte mich zuvor nicht einmal im Krankenhaus besucht, nicht einmal das.«
    Maier suchte daraufhin das Gespräch mit Hoeneß. »Du, Uli, was ist denn los mit dem Trainer? Habe ich dem irgendetwas getan?« Hoeneß antwortete: »Du kennst ihn doch!« Maier: »Nein, ich kenne ihn nicht! Nicht mehr!« Hoeneß: »Am besten wird es sein, du hörst sofort auf. Überleg dir das doch noch einmal. Du bist 35 Jahre alt, möchtest du dich da noch so plagen? Und du hast doch eine sehr gute Arbeitsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen.«
    Aber Maier blieb stur, wollte nicht als Abzocker gelten, der nur auf die Versicherungsprämie scharf war. Doch ein Gespräch einige Wochen später mit Professor Viernstein brachte die Entscheidung. Der Arzt sagte zu Maier: »Ganz auszuschließen ist es nicht, dass es gefährlich für Sie sein könnte, Ihre Karriere fortzusetzen. Wenn Ihnen bei einer Flanke einmal ein Gegenspieler in die Seite springt, dann könnte es eventuell sogar lebensgefährlich für Sie werden.« Maier sah das ein und hörte auf. Im Rückblick sagt er: »Wieder einmal hat Uli Hoeneß recht gehabt.«
    Zwölf Jahre später sollte Sepp Maier schließlich selbst zum Helfer in der Not werden. Für einen Mitspieler, den er aus den Augen verloren hatte. Im März 1979

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