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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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war Stürmerlegende Gerd Müller vor Trainer Pal Csernai in die USA geflohen und hatte sein Glück bei den Fort Lauderdale Strikers gesucht. Gefunden hat er es nie. Gutes Geld gab es, aber das war es auch schon. Während Franz Beckenbauer bei Cosmos New York als »The Kaiser« gefeiert wurde, mit Pele zusammenspielte und den Glamour der Weltstadt genoss, versauerte Müller bei einem unterdurchschnittlichen Provinzverein in Florida. Immerhin erreichten die Strikers mit dem »German Wonderstriker«1980 das Finale um die US-Meisterschaft. Doch sie verloren gegen Cosmos New York mit 0 : 3. Klar – gegen den Franz.
    Wenn Müller heute über seinen USA-Aufenthalt spricht, bekommt man das Gefühl, da erzähle einer von seiner Inhaftierung. Gefangen in Florida, bei oft über 40 Grad im Schatten, mit einem Training pro Tag um neun Uhr morgens. »Das erste Jahr war ganz gut. Ich weiß noch, dass ich ein Mofa bekommen habe, war ja ganz praktisch dort. Die zweite Saison war ganz okay. Aber die dritte, oh mei, das war ganz bescheiden, obwohl der Bernd Hölzenbein und George Best für uns spielten.« Entscheidend für Müllers Lebensgefühl war schon immer die Anzahl seiner Treffer gewesen – und 40 Treffer in 80 Spielen waren gar nicht so schlecht. Andererseits erzielte sie der weltweit größte Stürmer der 70er-Jahre in der Operettenliga NASL, der North American Soccer League. Unterbrach der Schiedsrichter, mussten die Spieler warten. Wegen der Werbeunterbrechungen fürs Fernsehen dauerten die Games oft zweieinhalb Stunden. »Keine reine Spaßliga«, wehrt sich Müller, »vom Niveau wie die Zweite Liga in Deutschland.« Am Schluss verdiente er sein Geld noch bei einem Verein mit einem Namen wie eine Bar: Smith Brothers Lounge. Ein Witz – so als würde Robbie Williams in einer Autobahnraststätte auftreten müssen.
    Dennoch wollte sich Müller mit seiner Frau Uschi und Tochter Nicole in den Staaten eine neue Existenz aufbauen. In München hatte man alle Zelte im wahrsten Sinne des Wortes abgebrochen, den Bungalow, die beiden Eigentumswohnungen und das Sportgeschäft verkauft. Man riet ihm, seine frisch verdienten Florida-Dollar zu vermehren, indem er sie in ein Gastronomiegeschäft investierte. Ein Steakhouse vielleicht? Müller sagte Yes. Er kaufte und taufte es »Gerd Muellers’ Ambry«. In 3016, East Commercial Boulevard wurden daraufhin amerikanische und deutsche Spezialitäten angeboten. Doch was sollte Müller selbst tun? Das Management leiten? Kochen? Servieren? Nichts davon hatte der einstige Bomber der Nation gelernt, der nach der Schule eine Lehre als Weber gemacht hatte. Er war Toremacher, kein Geschäftemacher. Also spielte Müller den Grüßgottonkel. Den ganzen Abend hieß er die Gäste an der Eingangstür willkommen, später gesellte er sich dann zu ihnen an die Bar. Aus Langeweile und Frust begann er zu trinken. Die Müllers vermissten München. Gelegentliche Besuche in der Heimat machten die Sehnsucht nur noch größer. Zwischendrin hatte Müller dann seine Karriere ganz beendet – ein frustrierendes Erlebnis mehr. Damit war für ihn noch weniger zu tun. »Das mit dem Steakhouse war ein Riesenflop, da hab ich ordentlich Geld hergeschenkt«, erzählt Müller, »und am Ende ging mir die ewige Sonne in Florida dann auf den Geist.« Auch weil das stetige Ausnüchtern bei Hitze umso anstrengender ist. Der Alkohol begann zum Trostspender zu werden.
    Nach fünf Jahren in den USA kehrte die Familie Müller im April 1984 nach München zurück – ohne Gewinne, ohne Rücklagen. Der Exstürmer ohne Ziele, ohne Job. »Ich war wieder in München, wusste aber nicht, was ich tun sollte. Wenn du keine Aufgabe hast, keinen Job, dann ist der Tag lang.« Mehr als ein paar Mark für Autogrammstunden waren nicht drin. Er spielte Tennis. Er schaute fern. Er trank. Er stritt sich mit seiner Frau. Bald sollte er immer weniger Tennis spielen. Ab und an wurde er zu einem Benefiz-Kick eingeladen und traf dort die alten Freunde, die alten Weggefährten. Doch Müller war nur noch ein Schatten seiner selbst. »Als wir 1991 gemeinsam in der Uwe-Seeler-Traditionself gespielt haben«, erinnert sich Sepp Maier, »hat man den Alkohol schon gerochen, wenn er ankam. An der Kleidung, am Körper, überall. Manchmal ließ er sich vorzeitig auswechseln, sagte, er habe Beschwerden. Als wir nach dem Spiel in die Kabine kamen, trank er schon fröhlich.« Nun wurde es Maier klar: Müller war alkoholkrank, was dieser natürlich leugnete. Seine Frau

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