Hier stinkt's!
es sowieso immer warm im Zimmer ist, auch wenn es draußen kalt ist.
Ich zerknüllte das Papiertuch und warf es in den Mülleimer. Eine dringende Mission? Cool. Das war aufregend, und auch ein bisschen unheimlich. Ich würde meinen ersten großen Spionageauftrag vom BUM bekommen. Nathan Abercrombie, der Superspion. Dafür wurde ich geboren. Oder besser, dafür bin ich gestorben.
Ich hoffte wirklich, dass es sich diesmal um eine wichtige Mission handelte. Einen Einsatz für das BUM hatte ich schon hinter mir, aber das war nichts Spektakuläres gewesen. Ich war nur über einen Zaun geklettert und hatte ein Paket in ein Gebäude geworfen. Damals hatte ich noch überhaupt keine Ahnung von der Funktion des BUM , aber trotzdem habe ich eine Menge Leute retten können. Das fühlte sich so gut an, dass ich Lust hatte, noch mehr Spionagezeugs zu machen. Ein Spion zu sein ist etwa so, als wenn man mitten in ein Action-Videospiel geworfen wird.
Ich trottete zu unserem Labortisch zurück. Mookie saß wieder auf seinem Stuhl, aber man sah ihm an, dass er nur mit Mühe das Lachen unterdrücken konnte, am liebsten hätte er laut losgeprustet. Er hörte sich an wie eine Dampfmaschine kurz vor der Explosion – eine kleine, runde Dampfmaschine mit dicken, eckigen Brillengläsern und zottigen hellbraunen Haaren.
»So witzig ist das gar nicht«, sagte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Das ist witziger als witzig. Das ist megawitzig. Nein, gigawitzig. Halt – was kommt nach giga?«
»Tera«, sagte Abigail.
»Terawitzig?« Mookie zog die Augenbrauen zusammen, dann sagte er es ein paarmal vor sich hin, als wollte er ausprobieren, wie das Wort sich anfühlte. »Nö. Klingt viel zu ernsthaft. Ich bleibe bei gigawitzig, das hört sich nach ›giga-gigantisch witzig‹ an. Und der Anblick von einem beschissenen Nate ist echt gigantisch witzig!« Er fing schon wieder an zu lachen.
Abigail klopfte mir auf den Arm. »Ich nehme an, die Taube hat eine Nachricht vom BUM überbracht.« Sie und Mookie waren die Einzigen, die etwas von meinem Doppelleben als zukünftiger Spion wussten. Die anderen Kids in der Schule wussten nicht einmal, dass ich ein Zombie war. Für sie war ich bloß der gute alte Nathan Abercrombie, der zweitdünnste Junge der Klasse.
»Genau. Sie haben einen Auftrag für mich. Eine größere Sache. Woran hast du erkannt, dass es kein echter Vogel war?«
»An der Geschwindigkeit und der Bewegung der Flügel«, erklärte Abigail. »Echte Tauben fliegen anders. Und sie stürzen auch nicht ab und verbrennen. Diese ist auf direktem Wege gegen den Telefonmast geflogen und zerschellt.« Sie zeigte aus dem Fenster.
Ich beugte mich zum Fenster rüber und betrachtete die schwelenden Überreste des mechanischen Vogels auf der Straße.
»Warum können sie nicht einfach anrufen oder eine E-Mail schicken?«, fragte ich. Die vom BUM konnten es einfach nicht lassen, alle möglichen Roboter und sonstige High-Tech-Ausrüstung einzusetzen. Es schien ihnen nichts auszumachen, dass fast alles explodierte oder Feuer fing.
Abigail seufzte. »Jungs und ihr Spielzeug. Nicht mal als Erwachsene hören sie auf zu spielen.«
»Hm, na ja«, sagte ich. »Spielzeug ist schon cool.«
Mookie hörte auf zu lachen und stieß mich an der Schulter an. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, konnte sich aber wieder nicht halten vor Lachen.
»Los, sag’s einfach«, forderte ich ihn auf. Ich war teragenervt.
»Hast du schlecht geschlafen?«, fragte er.
»Du weißt doch, dass ich keinen Schlaf brauche.« Das war eigentlich das Beste an meinem Zombie-Dasein: Ich konnte die ganze Nacht aufbleiben und Computerspiele spielen. Oder auch andere Sachen machen – sofern mir irgendwann etwas Besseres einfallen sollte.
»Bist du sicher, dass du nicht richtig schlecht geschlafen hast?«, wiederholte er.
Ich wollte gar nicht nachfragen, aber er war mein bester Freund, und ich sah ihm an, wie gern er diesen Witz machen wollte. »Okay, warum sollte ich schlecht geschlafen haben?«
»Weil du heut richtig beschissen aussiehst!«
Er fiel wieder vom Stuhl. Ms Delambre, die ihren Versuch, das Fenster zu schließen, mittlerweile aufgegeben und sich erneut ihrem Tisch zugewandt hatte, ließ ihn für den Rest der Naturwissenschaftsstunde im Flur sitzen. In Mathe durfte er wieder reinkommen, aber es dauerte nicht lange, bis er wieder rausgeschickt wurde.
»Hast du dich wieder eingekriegt?«, fragte ich, als wir zur Pause rausgingen.
»Ich weiß nicht. Ich meine, du
Weitere Kostenlose Bücher