Hier stinkt's!
musst doch zugeben, dass es echt lustig war.«
»Wahnsinnig lustig«, sagte ich. »Aber vielleicht könntest du es jetzt mal lassen.«
»Lassen!« Er zeigte auf mein T-Shirt und fing wieder an zu lachen. »Die Taube hat doch schon einen gelassen!«
So war er den ganzen Rest des Tages. Die gesamte Pause hindurch hielt er die Enden seiner Jacke umklammert und breitete seine Arme aus wie Flügel. »Ich bin Mookie-Flugie!«, rief er. »Legt euch nicht mit mir an, sonst leg ich euch was aufs T-Shirt.« Immer wieder flatterte er mit den Armen, rannte auf mich zu und schrie »Plop!«, bis er lachend zu Boden fiel.
»Er sieht aus wie ein Kanarienvogel«, stellte Abigail fest.
Sie hatte recht. Mookie hatte eine hellgelbe Jacke an, die ihm ungefähr zwei bis drei Nummern zu groß war. Seine Mom hatte sie letzte Woche in einem Radio-Quiz gewonnen. Auf dem Rücken prangte das Logo Colonel Esterols frittierte Pizza . Darauf war ein lachendes Stück Pizza zu sehen – mitsamt dünnen Ärmchen und Beinchen –, das glücklich auf dem Rücken in einem Behälter mit heißem Bratfett schwamm. Die anderen Kids machten sich darüber lustig, aber Mookie war das egal.
Am Ende der Pause war er bestimmt zwanzig Mal hingefallen. Aber das war okay. Obwohl er mich den ganzen Tag auslachte, war ich glücklich, weil ich an meinen bevorstehenden Einsatz als Spion dachte.
Na ja, zumindest bis zum Abend war ich glücklich, denn da überfiel mich meine Mom mit der schlimmstmöglichen Nachricht, die es für ein halb totes Zombie-Kind geben kann.
2
FESTGENAGELT
Mom arbeitet in einem Einkaufszentrum in einem Laden, in dem die Leute ihren eigenen Teddybären herstellen können. Oller Teddy heißt der Laden. Wenn mich jemand fragt, was meine Mutter macht, zucke ich mit den Schultern und sage: »Stopfen.« Das stimmt sogar. Sie hilft den Leuten, ihre Teddybären auszustopfen. Sie hilft ihnen auch dabei, die passenden Köpfe, Arme und Beine für die Teddys auszusuchen und niedliche kleine Teddy-Pullis.
Einmal habe ich sie gebeten, mir einen Teddy zu basteln, der aus vier Köpfen besteht und keinen Körper hat, aber irgendwie schien sie nicht zu begreifen, was daran so toll wäre – nicht einmal, als ich ihr erklärte, dass sie alle aussehen sollten, als ob sie schreien.
Dad ist Buchhalter. Er sagt immer, er knabbert an Zahlen. Ichkann ihn mir gut vorstellen, wie er an seinem Schreibtisch sitzt und aus einer großen Schale Zahlen nimmt und an ihnen rumknabbert. Vermutlich schmeckt jede Zahl anders. Dad arbeitet abends oft länger, aber heute war er vor Mom zu Hause.
»Lust auf ’ne Runde Joggen?«, fragte er, nachdem er seine Aktentasche auf dem Küchentisch abgestellt hatte.
»Klar.« Wir hatten uns angewöhnt, zusammen zu laufen, wann immer Dad Zeit hatte. Seit ich nicht mehr atmen musste und meine Muskeln nicht mehr ermüdeten, war Laufen meine liebste Sportart.
»Super. Ich zieh mir schnell die Sportsachen an.«
Während Dad sich umzog, holte ich die Plastiktüte, die ich oben im Bad versteckt hatte. Dort hatte ich ein Stück Schwamm deponiert, das ich in der Küche unter der Spüle gefunden hatte. Der Schwamm war ziemlich trocken, also weichte ich ihn in Wasser ein, bevor ich ihn wieder in die Plastiktüte steckte und in meiner Hosentasche verstaute. Dann ging ich zurück in die Küche und wartete auf Dad.
»Wie war’s in der Schule?«, fragte er, als wir die Straße hinunterliefen.
»Gut. Ich hab eine Eins im Buchstabiertest bekommen.« Ich hatte fast überall gute Noten, seit ich nicht mehr schlafen musste. Ich hatte nachts so viel Zeit, dass ich sie zum Teil mit Lernen totschlug.
»Hervorragend. Wenn du Lust hast, feiern wir das am Wochenende mit einer Partie Bowling. Das haben wir schon ewig nicht gemacht.«
Ich mochte Bowling, aber mir war klar, dass es keine so gute Idee war. Ich hatte schon mehrmals Finger verloren und wieder ankleben müssen. Wahrscheinlich würde meine Bowlingkugelmitsamt dem Daumen und zwei weiteren Fingern die Bahn hinuntersausen. Dann hätte ich gerade noch genug Finger übrig, um das Surferzeichen Rock on! zu machen.
»Irgendwie macht Bowling mir keinen Spaß mehr«, sagte ich. »Ist das okay?«
»Na klar. Wir könnten auch was anderes machen. Sag einfach, worauf du Lust hast, und wir machen es.«
»Egal was?«
»Na ja, mehr oder weniger. Ich bezweifle, dass deine Mom zulassen würde, dass wir Fallschirmspringen gehen oder Tiefseetauchen. Apropos Aufregung, bist du bereit für einen
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