Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
schlecht.
»Ziemlich gut geraten! Die beiden sind tatsächlich die Patentanten von Ben und Lisa«, sage ich und zeige auf Emma und Gesine.
Emma hatte zur großen Enttäuschung von Engel-Elke ihre neue Lebensphilosophie gleich wieder über Bord geworfen. Wegen der Trüffel, die ich für Niklas gekauft hatte! Sie hatte sich über die verwaiste Packung hergemacht, und ihr Vorsatz, ein kärgliches Dasein zu fristen, war dahingeschmolzen, wie die edle Schokolade in ihrem Mund. Monk hätte sich ebenfalls auf die teuren Pralinen gestürzt, obwohl er sonst nichts Süßes mag, behauptete Emma. Luxus-Entzugserscheinungen, nennt sie das mit einem breiten Grinsen im Gesicht, wenn ich sie in ihrem schicken Büro in ihrem schmucken Häuschen am Stadtrand besuche. Sie hat längst wieder ausreichend Aufträge, um sich ein angenehmes Leben zu leisten. Da sie noch ihre Schulden abzahlt, hält sich der Luxus allerdings in Grenzen.
Gesine ist inzwischen meine zweitbeste Freundin. Emma meint bisweilen, Gesine und ich sind uns so ähnlich, dass wir uns doch eigentlich schrecklich miteinander langweilen müssten. Ich glaube, sie hat es noch nicht verkraftet, dass sie nicht mehr alleine für mich zuständig ist.
»Und die Dritte? Die mit den tollen roten Locken?«, fragt Pia. »Sie sieht echt cool aus.«
Sie hört sich an, als erahne sie eine Seelenverwandte.
»Das ist Felix’ Ex«, sage ich leichthin.
»Wie cool«, sagt Pia. Diesmal meint sie offenbar mich.
Melanie betreibt weiterhin ihren Hundesalon im Steintor-Viertel. Wenn ich dort vorbeikomme, schaue ich immer rein, um mit ihr zu plauschen. Zum Glück hat sie es Felix nicht sehr krummgenommen, dass er die Verlobung aufgelöst hat. Erstens, weil sie unheimlich beeindruckt war von unsrer Spontaneität. Zweitens, weil verlobt bei genauerer Betrachtung ja das Gegenteil von spontan ist.
»Na, anscheinend können Sie mir direkt dankbar sein, dass ich Ihnen damals den Jörg ausgespannt habe«, meint Pia zufrieden und lehnt sich im Besucherstuhl zurück.
Ich nicke bereitwillig.
Mein Leben ohne Jörg ist tatsächlich viel besser.
Der einzige Haken war die Sache mit Niklas.
Pia nimmt den Kaugummi aus dem Mund und wickelt ihn in ein Taschentuch, das sie aus ihrer Hosentasche hervorgeholt hat.
Niklas und seine scheußliche Sippe …
Inzwischen kann ich an die Nienabers denken, ohne dass mir ein Schauer den Rücken runterläuft. Sie wohnen nicht mehr in ihrem gruseligen Souterrain. Sondern in dem gelben Reihenhaus! Das hat mir Niklas stolz erzählt, als wir vor ein paar Monaten in einer Buchhandlung plötzlich nebeneinanderstanden und an Flucht nicht zu denken war – nur um sich eine Sekunde später kühl von mir zu verabschieden.
»Hm«, meint Pia. »Sie haben sich ja überhaupt nichts zu meinem Bußgeld-Kram aufgeschrieben, Iris. Soll ich Ihnen lieber alles noch mal erzählen?«
O Gott.
Verlegen sehe ich sie an.
»Ach, wissen Sie was«, sagt Pia und überlegt kurz. »Ich bezahl die 30 Euro. Eigentlich … eigentlich war es ja tatsächlich nicht so ganz in Ordnung, was ich da im Auto gemacht habe.«
»Ja?«
»Ja«, sagt Pia und kaut zur Abwechslung auf ihrer Lippe. »Man sollte Kaugummi besser nicht im Auto rumfliegen lassen, hm? Dann bleibt auch keiner auf dem Gaspedal hängen, oder?«
Ach, so meint sie das.
Aber immerhin.
»Gut. Prima Idee«, sage ich.
»Na, dann war’s das wohl.« Pia steht auf.
»Ja«, antworte ich lächelnd. »Ich wünsche Ihnen alles Gute!«
»Ich Ihnen auch!« Pia greift in ihre Handtasche, zieht nach kurzer Suche ein Päckchen Kaugummi heraus und wirft es in meine Bonbonschale.
»Für Sie.« Und schon stakst sie Richtung Tür.
»Danke schön!«
Nachdem die Tür hinter ihr zugefallen ist, betrachte ich eine Weile die Fotos. Felix hat seit zwei Jahren ein kleines Fotostudio, in dem er vormittags arbeitet. Nachmittags kümmert er sich um Ben und Lisa. Zum Glück ist er einer dieser modernen, jungen Väter. Und das ist nur einer der Vorteile seines Alters.
Ich verbringe meine Vormittage mit den Kindern, die Nachmittage im Ordnungsamt. Häufig kann ich mein Glück nicht fassen, dass ich tatsächlich noch Mutter geworden bin.
Und dass Felix mich liebt.
Schließlich gibt es nicht nur Vormittage und Nachmittage, sondern auch ganz wunderbare Abende.
Danksagung
E inige Menschen haben ein riesiges Dankeschön von mir verdient.
Danke an Georg Simader und Vanessa Gutenkunst von der Agentur Copywrite für Euer fabelhaftes Geleit durch das winzige
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