Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
bohren.
»Niklas«, beginne ich noch einmal, diesmal ruhiger.
»Spar dir deine Worte«, unterbricht er mich.
»Wie bitte?«
»Ich weiß genau, was du sagen willst«, sagt er verächtlich.
Ich stocke.
Natürlich.
Niklas weiß, was mir im Kopf herumgeht, genau wie bei Gesine, als sie mit ihm Schluss gemacht hat. Und er hat gemerkt, dass ich es ernst meine, obwohl ich es nicht mal ausgesprochen habe! So wie er gespürt hat, wenn ich geschwankt habe, spürt er jetzt, dass ich es nicht mehr tue.
Eigentlich finde ich das in diesem Moment recht praktisch.
Mein Herzschlag beruhigt sich einigermaßen.
»Gut«, sage ich. »Gut. Dann … dann ist ja alles klar.«
Niklas wirkt plötzlich resigniert.
Er schaut mich niedergeschlagen an.
Ich seufze leise.
Trotz allem tut er mir leid.
Vielleicht sollte ich noch irgendetwas sagen, das eine versöhnliche Note in das Ende unserer Beziehung bringt.
Ja, das wäre mir lieber.
Bevor ich auch nur den Ansatz einer Idee habe, was das sein könnte, dreht Niklas sich um und geht mit langen Schritten Richtung Treppe.
Ich schnappe meine Handtasche und eile hinterher.
Unten an der Treppe habe ich ihn fast eingeholt.
»Niklas, einen Moment noch, bitte!«
Er dreht sich nicht mal um.
Ich folge ihm in die Passage. Inzwischen ist es dort viel leerer, so dass Niklas zügig vorankommt. Ich befürchte schon, dass ich ihn nicht mehr einholen kann, als er wie angewurzelt stehen bleibt. Er scheint etwas entdeckt zu haben.
Ich werde langsamer.
Niklas dreht sich zu mir um.
Er schüttelt fassungslos den Kopf, während ich auf ihn zugehe.
»Was macht denn der hier?«, fragt er mich, als ich vor ihm stehe.
»Wer?«
Niklas nickt zum Ausgang der Passage.
Ich sehe verwirrt dorthin.
Mein Herz macht einen freudigen Satz.
In einiger Entfernung, aber dank seines roten T-Shirts und seiner Größe gut zu erkennen, steht Felix.
Er blickt zu uns rüber.
Unsere Augen treffen sich.
Felix sieht einige Sekunden unschlüssig aus. Dann kommt er auf mich zu. Je näher er kommt, desto besser kann ich erkennen, wie aufgewühlt er ist.
Und wie männlich das bei ihm aussieht.
Ein wohliger Schmerz durchzieht meine Brust.
Gebannt sehe ich Felix zu, wie er den entgegenkommenden Passanten ausweicht, während sein Blick fest auf mich gerichtet ist.
Mein Gott.
Wie kann es sein, dass mir früher nie aufgefallen ist, wie gut Felix aussieht?
»Ich wusste es!« Niklas spuckt die Worte förmlich aus.
Leicht benommen blicke ich ihn an.
Ihn hatte ich beinahe vergessen.
»Ich wusste, dass dieser Clown es auf dich abgesehen hat!«
Fast muss ich lachen.
Noch einer, der es wusste, bevor ich es wusste.
Im nächsten Moment steht Felix neben mir.
»Was macht denn der hier?«, fragt er mich und ignoriert Niklas ansonsten vollkommen. »Ich dachte, du triffst dich mit dessen Ex.«
Mein Gott, Felix ist ja mindestens so eifersüchtig auf Niklas wie der auf ihn!
»Ich habe mich ja auch mit ihr getroffen«, versichere ich Felix rasch. »Und als sie weg war, ist Niklas aufgetaucht. Weil er …«
Ich werfe Niklas einen kurzen Blick zu.
Er stiert Felix an, als könne er nicht fassen, was der sich rausnimmt.
»Weil Niklas mir hinterherspioniert hat.«
Niklas schnaubt laut.
Felix lächelt betreten und seufzt.
»Na ja … das habe ich auch«, sagt er zu mir. »In gewisser Weise. So wahnsinnig toll hat es eben mit meiner Geduld nicht geklappt. Ich habe in der Passage auf dich gewartet, Iris. Weil ich wissen wollte, was … was …«
Er stockt.
»Was meine Ex der guten Iris über mich erzählt hat?«, fragt Niklas freundlich von der Seite.
Felix dreht sich um und sieht ihn einige Augenblicke stumm an.
»Ja. Genau«, sagt er dann.
Niklas lächelt mitleidig.
»Und wozu wollen Sie das wissen?«, fragt er. »Meinen Sie etwa, Iris würde in Ihre starken Arme flüchten, sobald sie gehört hat, was für ein böser Mann ich bin? Sie Bürschchen!«
Felix macht einen Schritt auf Niklas zu.
Niklas reckt sein Kinn.
Erschrocken sehe ich zwischen den beiden hin und her.
Niklas lächelt immer noch. Anscheinend ist er ganz in seinem Element.
»Meinen Sie, eine Frau in Iris’ Alter hätte Interesse an einem Mittzwanziger, der zum Broterwerb unnütze Tierbildchen fabriziert?«, fragt er.
Mein Herz zieht sich zusammen.
Ich sehe, wie Felix nach Luft schnappt.
Oh, wie gemein Niklas ist!
Felix atmet ganz langsam wieder aus.
»Wow, Niklas«, sagt er dann und nickt anerkennend. »Sie sind unheimlich gut darin, die
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