High Heels im Hühnerstall
er einen Sohn hat, aber er würde doch nicht einfach alles, was wir miteinander haben, für sie aufgeben, oder?«
»Nein. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Er ist sich doch sicher, nicht wahr?«, fragte Iris.
»Worüber sicher?«
»Dass Seth sein Sohn ist. Weiß er das mit Sicherheit?«
»Na ja, er hat keinen Test gemacht oder so, aber du müsstest ihn sehen, Mum. Er sieht Louis zum Verwechseln ähnlich. Ein bisschen sanfter, einen Hauch runder im Gesicht – aber abgesehen davon … Na ja, sie müssen miteinander verwandt sein.«
»Ich sage ja nur, dass es eine gute Idee sein könnte, die Fakten zu klären, bevor das Leben von so vielen Menschen ernsthaft durcheinandergerät«, stellte Iris fest. »Louis ist groß, dunkelhaarig und gut aussehend, und so, wie es sich anhört, ist auch dieser Seth groß, dunkelhaarig und gut aussehend. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Mutter des Jungen große, dunkelhaarige und gut aussehende Männer bevorzugt.«
»Nein, Seth ist Louis’ Sohn, da bin ich mir sicher. Er hat genau den gleichen Gesichtsausdruck, wenn er wütend ist, das gleiche Lächeln, er küsst sogar wie …« Sophie verstummte und fand Tripods Bemühungen, von ihr gestreichelt zu werden, auf einmal schrecklich niedlich.
»Woher weißt du, wie er küsst?«, fragte Iris, während Sophie Tripod unter dem Ohr kraulte, sodass der arme Hund sich ein wenig zu weit nach links neigte und auf den Fliesenboden fiel.
»Okay … Ich erzähle es dir, da du eindeutig darauf bestehst, es mir mit deinen gemeinen Befragungsmethoden zu entlocken.« Iris zog eine Augenbraue hoch. »Er hat versucht, mich zu küssen, okay? Genau genommen hat er mich kurz geküsst, aber er war sehr betrunken und wütend, und ich war sehr überrascht, deshalb habe ich nicht so schnell reagiert, wie ich es wohl hätte tun sollen. Es ist ja nicht so, dass ich scharf auf ihn bin oder so …«
»Nein, meine Liebe, denn bei deiner Erfolgsgeschichte wäre das eine schlechte Idee«, antwortete Iris sanft.
»Meine Erfolgsgeschichte?«, rief Sophie aus. »Was meinst du damit, Mutter? Ich war praktisch noch Jungfrau, als ich Louis kennengelernt habe.«
»Ich weiß, Darling, ich sag ja bloß. Wenn es darum geht, Beziehungen zu knüpfen, scheinst du immer den etwas komplizierten Weg zu wählen. Theoretisch war Louis der Letzte, in den du dich hättest verlieben sollen. Beziehungsweise der Vorletzte, da ich sagen würde, sein Sohn wäre definitiv der Letzte.«
»Ich habe und hatte zu keinem Zeitpunkt vor, mich in Seth zu verlieben. Ich bin überrumpelt worden, und er ist Louis so ähnlich, beziehungsweise so, wie Louis einst war, frisch und jung und noch nicht vom Leben gezeichnet. Ich habe mich nur für eine Sekunde gefragt, wie es gewesen wäre, wenn ich ihn damals kennengelernt hätte, als er jung und unbekümmert war und keine Vergangenheit hatte, die es mit der von Heinrich VIII. aufnehmen kann.«
»Nach allem, was du mir erzählt hast, klingt es nicht so, als wäre Seth besonders unbekümmert«, überlegte Iris laut. »Mir kommt es eher so vor, als wäre er ein junger Mann mit ziemlichen Schwierigkeiten und einer Mutter, die ihre eigenen Interessen über die seinen stellt.«
»Ich weiß nicht … Ich kenne diese Wendy kaum. Ich weiß nur, dass sie mich wirklich hasst, weil ich in ihrem Leben für Unruhe gesorgt habe, und sie scheint ganz erpicht darauf zu sein, ihren Willen durchzusetzen, egal, was passiert.«
Iris betrachtete ihre von der Oktobersonne beschienene Tochter nachdenklich.
»Na ja, das alles einmal beiseitegelassen, du liebst Louis doch noch, oder?«
»Ja«, antwortete Sophie zögerlich.
»Du klingst nicht gerade überzeugt«, stellte Iris fest, schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein und beobachtete das Gesicht ihrer Tochter genau, als Sophie bei dem Kaffeeduft unbewusst ganz kurz die Nase rümpfte.
»Mum, woher soll ich den Unterschied zwischen Liebe und einfach nur fantastischem Sex und Spaß und Lachen und wirklich gut miteinander auszukommen kennen? Denn vor Louis hatte ich nie wirklich fantastischen Sex, ich mochte Sex nicht einmal wirklich. Aber jetzt, mit Louis, kann ich gar nicht genug davon bekommen. Und ich weiß, dass es ihm mit mir genauso geht. Wir können nicht mehr als fünf Sekunden allein in einem Zimmer sein, ohne einander die Kleider vom Leib zu reißen …«
»Okay«, sagte Iris und hob die Hand, »es freut mich, dass du das Gefühl hast, offen mit mir darüber reden zu können, Darling,
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