High Heels im Hühnerstall
treffen. Louis hat gesagt, ich sollte sie kennenlernen, deshalb habe ich beschlossen, das zu tun. Heute. Ich habe nicht nachgedacht, ich habe nicht geahnt, was für große Sorgen du dir machen würdest. Ich dachte, du würdest beruhigt sein, sobald du wusstest, dass sie mit mir unterwegs sind.«
»Du hast sie hierher gebracht, an den Rand des Kliffs, und du stehst da und redest davon, für immer zu verschwinden!«, rief Sophie aus. »Wie in aller Welt soll mich das wohl beruhigen?«
»Was, du denkst, ich würde …« Seth schüttelte den Kopf. »Ich habe gemeint, aufs College nach Manchester zu wechseln oder so, nicht etwa, mich umzubringen. Die beiden sind wirklich klasse. Ich möchte ihnen keine Schwierigkeiten machen. Oder dir, du scheinst eine wirklich anständige Frau zu sein, weil du sie bei dir aufgenommen hast, als sie niemanden hatten. Weil du dich um mich gekümmert hast, als ich ein bisschen außer Kontrolle geraten bin. Ich möchte, dass ihr die Hochzeit mit den Flügeln bekommt und glücklich werdet, bevor ich und meine verdammte Mutter euch alles verderben. Schau, ich bin dumm. Ich bin wirklich verdammt dumm, aber ich wollte nie …« Er verstummte, und das Bedauern über die Schwierigkeiten, die er verursacht hatte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Oh, mein Gott, es tut mir so leid.«
»Leid?« Sophie stieß wütend den Atem aus. »Du verdammter Idiot, Louis«, schluchzte sie und fiel, die Mädchen noch immer in den Armen haltend, auf das kalte, nasse Gras.
»Tante Sophie!«, kicherte ihr Izzy ins Ohr. »Sei nicht albern. Das ist nicht Daddy, das ist Seth.«
»Ich kriege keine Luft«, japste Sophie, »Ich kriege keine …«
»Aber es ist in Ordnung, jetzt ist alles gut«, erklärte Bella und umfasste Sophies Gesicht, als diese auf dem Boden lag und sich der nassen Grashalme an ihrem Nacken nur vage bewusst wurde.
»Ich spüre … Ich kann nicht …« Sophie fühlte die Körperwärme der Mädchen in ihren Armen, als sie die beiden fester an sich zog, entschlossen, sie nie mehr loszulassen. Dann nichts mehr.
Dann spürte sie gar nichts mehr.
19
Jemand hielt Sophie die Hand, als sie im Krankenwagen wieder zu sich kam, dessen Schaukeln auf dem Weg zum Hospital sie wieder zu Bewusstsein kommen ließ. Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch in ihrem Kopf drehte sich alles, und wann immer sie sich zu bewegen versuchte, war auf einmal alles ganz verschwommen. Sie konnte die Infusion sehen, die in ihren Arm führte, und spürte die kühle Flüssigkeit durch ihre Adern strömen.
»Ich bin schwanger«, platzte sie heraus. »Bitte geben Sie mir nichts, was meinem Baby schadet.«
»Du bist schwanger?«, fragte eine Männerstimme. »Etwa mit einem Baby?«
»Ja, Seth, ich bin schwanger, und deine Eskapaden mit meinen Kindern waren nicht gerade hilfreich, also besten Dank, verdammt, und jetzt verschwinde aus meinem Krankenwagen … Oh, Louis, du bist es.«
Sophie konzentrierte sich sehr, zwang ihre Augen, auf Louis’ Gesicht zu fokussieren. »Aber wie … Wann bist du angekommen … War ich etwa wochenlang bewusstlos? Ist das Baby geboren, ohne dass ich es mitbekommen habe? Wo sind die Mädchen, geht es ihnen gut? Sind sie hier?«
»Hallo«, sagte Louis und starrte sie an, als wäre er sich nicht ganz sicher, wer sie war. »Hallo, Sophie. Den Mädchen geht es gut, sie sind in Sicherheit, Mrs Alexander und Carmen bringen sie nach Hause. Die Polizei hat kurz mit Seth gesprochen, aber sie haben ihn nach Hause gehen lassen. Du warst etwa eine halbe Stunde bewusstlos, aber der Sanitäter sagt, dass alles wieder gut wird. Seth hatte sich in Schwierigkeiten gebracht, ist wegen Trunkenheit und Ordnungswidrigkeiten verhaftet worden, als er versucht hat, in einem Stadtteil, in dem jeder Jugendliche eine Waffe bei sich trägt, eine Schlägerei zu provozieren. Er hat sich wieder betrunken und Wendy erklärt, dass es ihm egal ist, was mit ihm passiert. Wendy hatte solche Angst um ihn, dass sie die Polizei angerufen hat, und die haben ihn über Nacht zur Ausnüchterung in eine Zelle gesteckt. Wir sind am nächsten Tag hingefahren, um ihn abzuholen, aber sie hatten ihn bereits entlassen. Ich hätte nie gedacht, dass er hierher kommen würde. Diese verdammten Studentenkarten und der Preisnachlass bei der Bahn sind daran schuld.« Louis versuchte, Sophie anzulächeln, aber sie starrte ihn bloß an, als würde sie das, was er ihr erzählte, nicht richtig verstehen, als würde sie außer dem einlullenden Schaukeln des
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