High Heels im Hühnerstall
und Wendy umgehen soll, und anstatt mit dir darüber zu reden, mich auf dich zu verlassen, habe ich dich ausgeschlossen. Ich habe dich im Stich gelassen und meine Töchter ebenfalls – dabei hatte ich geschworen, es nie wieder zu tun. Du hast im Moment wenig Veranlassung, mir zu glauben, aber ich verspreche dir, dass ich mich um dich, um Bella und Izzy und um unser Baby kümmern werde. Und um Seth, falls er mich lässt. Und ich weiß, dass ich es nicht verdient habe, aber das Einzige, was du mir jetzt sagen könntest und was mich glücklicher machen würde als alles andere, ist, dass du mich heiratest, obwohl ich ein so verfluchtes Arschloch war.«
Sophie starrte ihn an und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
»Seth hat mich geküsst«, erzählte sie ihm. »In der Nacht, als er mit in die Pension gekommen ist, da hat er mich geküsst, und ich habe es zugelassen. Es waren nur ein paar Sekunden, aber angesichts der Umstände war es wahrscheinlich nicht angebracht. Ich sage dir das, weil ich versuche, an all die Leichen zu denken, die ich möglicherweise in meinem Keller habe, bevor wir irgendwie weitermachen.«
»Okay«, sagte Louis. »Das ist ein bisschen seltsam, aber es spielt keine Rolle. Solange du mich noch immer haben willst, spielt nichts eine Rolle.«
»Und als ich in London war, bin ich mit Jake zum Essen ausgegangen, und er hat mir gesagt, dass ich unglaublich sexy und schön wäre, und auch er hat mich geküsst. An einer Mauer, und das war falsch, ich weiß, aber es hat mir zu der Erkenntnis verholfen, dass ich von keinem anderen als von dir geküsst werden will. Nicht einmal von einer jüngeren Ausgabe von dir.«
Louis atmete langsam aus.
»Okay«, sagte er. »Dieser Jake kotzt mich wirklich an, und vielleicht werde ich ihn ausfindig machen und ihm den Hals umdrehen müssen, aber ich hab’s kapiert. Ich war nicht da. Ich war nicht für dich da, und du warst verwirrt. Und was Seth anbelangt, na ja, wenn ich etwas über ihn weiß, dann, dass er impulsiv ist, zuerst handelt und dann erst nachdenkt. Außerdem würde ich an seiner Stelle auch versuchen, dich zu küssen, weil du die Schönste auf der ganzen Welt bist. Deshalb spielt das alles keine Rolle. Ich verzeihe dir.«
»Oh, Kumpel«, sagte der Sanitäter, als sie gerade vor dem Krankenhaus anhielten, »bis zu diesem Augenblick hattest du es richtig gut gemacht.«
Sophie starrte auf die verschwommene dunkle Masse auf dem Monitor. Mitten in dem Grau, das wie die tosenden Wolken einer Gewitternacht aussah, lag eine kleine schwarze Perle, ganz rund, eine heitere dunkle Welt, die Welt, die ihr Baby bewohnte.
»Es ist zu früh, um viel zu erkennen«, erklärte ihr die Krankenschwester. »Aber alles sieht so weit gut aus, und wenn Sie ganz genau hinschauen, dann können Sie das Herz schlagen sehen. Sehen Sie das kleine Flackern da?«
Sophie spähte auf das Bild und kam sich vor, als versuche sie, sich ihre eigene Zukunft auszumalen, und dann sah sie es auf einmal, genau wie die Bilder von Tieren und Gesichtern auf der gemusterten Resopalplatte des Küchentischs ihrer Mutter früher immer aufgetaucht waren, auf einmal war es da. Nur ein Funken Leben, das ganz leichte Flackern einer Kerze, die jede Sekunde verlöschen konnte, die jedoch weiterbrannte.
»Wow«, sagte Louis von der Tür, wohin Sophie ihn verbannt hatte, wenn er keinen zweiten Schlag riskieren wollte. »Schau dir das an, Sophie, das ist fantastisch.«
Er wagte sich ein bisschen näher heran und beugte sich vor, damit er besser sehen konnte.
»Können wir ein Foto haben?«, fragte Louis die Schwester.
»Na ja, Sie werden darauf nicht viel erkennen, aber Sie können eines haben.« Die Schwester lächelte ihn an. Vorsichtig streckte Louis den Arm aus und ergriff Sophies Hand. Sie zog sie sofort zurück.
»Tut mir leid«, sagte er. »Es ist einfach herausgeplatzt. Du bist diejenige, die mir verzeihen sollte, nicht umgekehrt. Ich weiß das jetzt, vor allem, nachdem du mir die Ohrfeige verpasst hast. Für eine eben noch bewusstlose Schwangere schlägst du ganz ordentlich zu.«
Louis rieb sich vorsichtig die Wange.
»Also …« Sophie warf einen Blick zur Schwester hinüber.
»Lassen Sie sich nicht stören«, sagte diese und reichte Sophie ein Stück Zellstoff, damit sie sich das Gel vom Bauch wischen konnte. »Ich gehe kurz rüber und gebe den Ärzten die Ergebnisse durch. Dann haben Sie ein paar Minuten, um sich zu besprechen.«
»Also«, hob Sophie erneut an, als sie allein waren,
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