High Heels im Hühnerstall
lehrbuchmäßige Antwort, wenn es um Heiratsanträge geht«, stellte Louis lächelnd fest. »Aber sie übertrifft den niederschmetternden Schrecken, den du mir eingejagt hast.«
Sophie lachte, stand auf, ergriff Louis’ Hand und zog ihn auf die Füße, sodass sie sich gegenüber standen.
»Ich fühle mich verängstigt und nervös und ziemlich zittrig, und mir ist ein bisschen übel«, sagte Sophie. »Und ich komme mir wie ein halb psychotischer Vollidiot vor. Bist du wirklich sicher, dass du mich heiraten willst?«
»Trotz deiner ziemlich lockeren Bekanntschaft mit dem gesunden Menschenverstand möchte ich, dass du meine Frau wirst, Sophie«, erklärte ihr Louis mit leiser, ernst klingender Stimme. »Und? Willst du mich heiraten?«
Sophie nickte. »Ja«, sagte sie. »Ja, ich glaube schon.«
Sophie saß mit klopfendem Herzen kerzengerade im Bett. Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, und sie atmete ein paar Mal tief durch, während sie darauf wartete, dass der Traum, der sie aufgeschreckt und in Panik aus dem Schlaf gerissen hatte, verschwand. Und dann wurde es ihr klar. Es war kein Traum. Louis hatte ihr tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht, und sie hatte ihn angenommen. Sie hatte eine Entscheidung für den Rest ihres Lebens getroffen. Sie hatte Ja gesagt.
»Guten Morgen«, murmelte Louis verschlafen. Sophie spürte, wie seine Finger ihren nackten Rücken hinaufwanderten, er ihre Haare sanft um seine Finger wickelte und sie wieder aufs Bett zog. Es stellte sich heraus, dass ihre Sorge über die Lücke zwischen den Betten berechtigt gewesen war. Nach mehreren Versuchen und einem Zwischenfall, durch den sie beide in der Notaufnahme hätten landen können, wo sie jede Menge zu erklären gehabt hätten, hatten sie das mit den beiden Betten sein lassen und sich am Ende in nur einem Bett eng aneinandergeschmiegt. Genau wie in der allerersten Nacht, in der sie miteinander geschlafen hatten, fiel Sophie ein. In der Nacht, nachdem sie die Mädchen nach St Ives zurückgebracht hatten. Es war ein schwieriger, düsterer Tag gewesen, ein Tag voller Schmerz, aber auch mit Durchbrüchen und sogar Freude. Es war der Tag gewesen, an dem Sophie ihrem alten Freund endgültig Adieu gesagt hatte, der Tag, an dem sie tatsächlich glaubte, sterben zu müssen. In jener Nacht war die Mischung aus Anziehung, Wut, Misstrauen und Sehnsucht nach Louis übergekocht, und sie war mit ihm ins Bett gestiegen, unsicher, wohin es führen würde, weil es ihr zumindest für ein paar Stunden egal war, solange sie seine Arme spürte. Am nächsten Morgen war sie mit pochendem Herzen aufgewacht, genau wie an diesem Morgen. Sie war Louis und den Mädchen davongelaufen und hatte ihr Bestes getan, um wieder ihr normales Leben zu führen, als wäre nichts geschehen. Sie hatte es versucht und war gescheitert. Jetzt, an diesem zweiten Morgen mit Louis in einem Einzelbett, erinnerte Sophie sich an all die Ängste und die Gewissensbisse, die sie in jener Nacht geplagt hatten, und sie fragte sich, ob eine Spur davon diesen Morgen befleckte, aber so war es nicht. Wieso pochte ihr Herz dann wie wild?
Sie war nie glücklicher gewesen, überschäumend vor Freude, und trotzdem verspürte sie zugleich mehr Angst als je zuvor.
Louis streckte die Hand nach ihr aus und ergriff ihre linke Hand; er betrachtete den Ring, der im Morgenlicht an ihrem Finger schwach glitzerte.
»Ich war immer der Meinung, du würdest mir am besten gefallen, wenn du ganz nackt bist, aber jetzt stelle ich fest, dass es mir gefällt, wenn du eine Kleinigkeit anbehältst.« Er führte ihre Hand an seine Lippen und drückte einen Kuss darauf. »Leg ihn nie ab.«
»Meinst du wirklich?«, fragte Sophie. »Ich dachte nur, wir wollen wahrscheinlich nicht, dass es alle Welt sofort erfährt, deshalb wäre es vielleicht besser, wenn …«
»Alle Welt weiß es bereits.« Louis lächelte und küsste ihre Fingerspitzen. »Nach dem Auftritt, den wir gestern Abend hingelegt haben, kann es gar nicht anders sein.«
»Tja, das stimmt. Alle diese Leute wissen Bescheid, aber ich meine Bella und Izzy. Mrs Alexander. Die Mütter der Schulkameraden … Für die wäre es ein gefundenes Fressen. Und Carmen! Carmen wird es nicht für sich behalten. Von meiner Mutter und Cal ganz zu schweigen! Cal wird es nicht fassen können. Und dann sind da Christina und meine Freundinnen zu Hause. Und Carries Mutter, wir müssen es Carries Mutter sagen. Es gibt viele Leute, denen
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