High Heels im Hühnerstall
wir es mitteilen müssen, deshalb sollte ich den Ring vielleicht bis dahin lieber nicht tragen … Nicht, bis wir ganz offiziell …«
»Unsinn«, erwiderte Louis. »Sag es einfach allen. So macht man das, man verlobt sich, und dann erzählt man es allen, und alle sind ganz aufgeregt und freuen sich für dich.«
»Ja, ich weiß.« Sophie streckte die Finger, um den Ring zu betrachten. »Es ist nur, dass es so öffentlich ist, nicht wahr? Ein Verlobungsring – die Leuten schauen ihn an und wissen alles über dich.«
»Tja, sie wissen, dass du verlobt bist«, stellte Louis fest und drehte den Ring um ihren Finger. »Er sitzt allerdings ein bisschen locker. Ich möchte nicht, dass du ihn verlierst. Weißt du was, wir bringen ihn heute nach Newquay und lassen ihn enger machen. Wir können die Mädchen mitnehmen, die werden ganz aus dem Häuschen sein. Sie haben sich in den letzten beiden Tagen wirklich sehr bemüht, in deiner Anwesenheit nicht über Brautjungfernkleider zu reden, aber ich muss dich warnen, es ist ein Kampf zwischen pink und zartlila entbrannt, und es war von Flügelchen die Rede.«
»Flügelchen?«, fragte Sophie geistesabwesend, während sie den Ring betrachtete, der mit einem Mal so viel über sie verriet. »Das klingt nett.«
Louis stützte sich auf den Ellenbogen und sah ihr ins Gesicht.
»Sophie, wenn du dir irgendwelche Sorgen machst oder unsicher bist, dann bitte, sag es mir jetzt«, forderte er sie mit einem trägen Lächeln auf den Lippen auf, das, wie Sophie wusste, bedeutete, dass er keine Sekunde glaubte, es könnte tatsächlich der Fall sein.
»Es ist nur, dass der Rest unseres Leben eine lange Zeit ist«, antwortete Sophie bedächtig. Sie bemerkte, wie sich zwischen Louis’ Brauen eine schwache Falte bildete, und wünschte sich sogleich, diese möge wieder verschwinden.
»Ich meine nicht, dass ich dich nicht heiraten will, ich will bloß sagen: Bist du dir sicher, Louis? Bist du dir sicher, dass du mich gut genug kennst? Schließlich sind wir noch nicht lange zusammen und stecken noch immer in dieser ersten Phase der von Sex berauschten Liebe. Vielleicht sollten wir ein bisschen warten …«
»Warten, bis wir anfangen, uns zu langweilen und keinen Sex mehr haben?«, fragte Louis lachend.
»Nein, es ist nur … Du sollst es nie bereuen«, antwortete Sophie auf einmal ernst. »Ich möchte, dass du dir sicher bist, weil ich es nicht ertragen könnte, wenn du es bereuen würdest, mich geheiratet zu haben.«
»Sophie«, Louis strich ihr mit dem Finger über die Wange, »das Leben verrinnt wie im Flug, im Handumdrehen, und dann ist es vorbei. Ich bin mir sicher. Ich liebe dich, und ich brauche dich, und ich will dich, solange ich auf der Erde bin, bei mir haben. Ich könnte mir nicht sicherer sein. So sicher, wie ich dich jetzt küsse.«
Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, während Louis sie küsste, seine Hände unter der Decke ihren Körper wieder erkundeten und er sie fest an sich zog, und genau genommen konnte Sophie überhaupt nur daran denken, wie sehr sie ihn begehrte, als sie seine Lippen auf ihren Brüsten und seine Finger zwischen ihren Schenkeln spürte. Doch es blieb dennoch eine Frage, nur der Funke eines Zweifels, der in ihrem Hinterkopf schwach aufflackerte. Ein Funke, der in dem Augenblick erlosch, als Louis in sie eindrang.
Die Frage, die sie sich gestellt und nach einer Sekunde schon wieder vergessen hatte, lautete: War sie sich sicher? Ihr war keine Zeit für die Antwort geblieben.
4
In Newquay herrschte an diesem Samstagvormittag hektische Betriebsamkeit. Die Zahl der Touristen hatte zwar deutlich nachgelassen, aber die Studenten waren wieder in der Stadt, und Sophie, die den Sommer zum größten Teil in einer mit Urlaubern zum Bersten angefüllten Kleinstadt verbracht hatte, stellte fest, dass sie sich schwer an die Hektik der pulsierenden Stadt gewöhnen konnte, was eigentlich albern war. Schließlich kam sie aus der Großstadt, war in London geboren und aufgewachsen, wo es zum Alltag gehörte, sich den Weg durch Menschenmengen zu bahnen. Doch irgendetwas hatte sich bei ihr verändert, seit Bella und Izzy in ihr Leben geplatzt waren. Zum ersten Mal fühlte sie sich verwundbar, als könnte der geringste Hieb sie ernsthaft verletzen. Die Außenwelt schien auf einmal ein Furcht einflößender Ort zu sein, an dem an jeder Ecke mehr Gefahren lauerten, als Sophie sich zum Glück bewusst gewesen war, bevor sie sich um zwei Kinder zu sorgen hatte. Carries
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