High Heels im Hühnerstall
darüber hinaus wohlfühlen würde. Augenblicklich vergaß sie Jake und erinnerte sich daran, was sie Cal unbedingt erzählen wollte.
»Ja«, unterbrach Cal ihre Gedanken. »Du kannst Jakes Herz nicht wirklich gebrochen haben, als du verschwunden bist, weil wir ihren Auftrag nicht verloren haben. Es hat sich herausgestellt, dass du keineswegs unersetzlich bist. Jedenfalls wird die Madison Corporation eine große, den Atlantik überspannende Weihnachtsfeier für ihre transatlantischen Büros ausrichten, die wir organisieren. Das ist ein umfangreicher Auftrag, und deine Ex-Nemesis, meine neue Chefin Eve, hat ihn an mich delegiert, deshalb blühe ich inzwischen auf, nachdem ich endlich aus deinem ziemlich großen Schatten getreten bin. Das Leben als dein Privatassistent hat mich geradezu verkümmern lassen, weißt du. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Eve mich gegen Ende des Jahres befördern wird. Sie liebt mich, vor allem, weil ich nicht du bin.«
»Ja, schön, sie hat mich gehasst, weil ich meinen Job besser gemacht habe als alle anderen dort, also, wenn sie dich mag …«, sagte Sophie ungeduldig, und auf einmal zögerte sie, ihre Neuigkeiten überhaupt zu erzählen. »Jedenfalls, sag Jake liebe Grüße von mir – ich meine, richte ihm Grüße aus, wenn du ihn siehst, ja?«
»Mache ich, aber das wird ihm egal sein«, erwiderte Cal fröhlich. »Als er sich mit Eve getroffen hat, hat er seine hypersexy Verlobte mitgebracht, eine Tussi aus New York mit einer unglaublichen Oberweite und wahnsinnig aufgedonnert – fantastisch und ein bisschen unheimlich. Du kennst diesen Typus.«
»Wirklich? Das ist ja großartig«, antwortete Sophie ziemlich überrascht und war in Anbetracht des Anlasses für ihren Anruf reichlich pikiert. »Ich freue mich für ihn.«
»Großartig, jeder freut sich für jeden – und jetzt erzähle mir, was du auf dem Herzen hast, damit ich dir sagen kann, dass du aufhören sollst, so lächerlich zu sein, und wir zur Tagesordnung übergehen können.«
Einen Augenblick herrschte in Sophies Kopf absolute Leere, dann fiel es ihr wieder ein.
»LouishatmirgesternAbendeinenHeiratsantraggemachtundichhabeihnangenommen«, sprudelte es aus ihr heraus, weil sie darauf erpicht war, den Satz loszuwerden und in den Äther zu schicken, bevor sie die Nerven ganz verlor.
Sophie wappnete sich, aber nichts geschah – am anderen Ende der Leitung herrschte lange bloß Schweigen.
»Und ich brauchte mir nicht einmal Gummistiefel zu kaufen«, fügte Sophie mit einem Anflug kindlichen Triumphgefühls hinzu, das vermutlich einer sittsamen zukünftigen Braut überhaupt nicht zu Gesicht stand.
Sie wartete auf eine Antwort von Cal, aber er schwieg.
»Cal? Bist du noch dran?«, fragte Sophie ungeduldig.
»Louis. Hat. Dir. Einen. Heiratsantrag. Gemacht.« Cal sprach jedes Wort langsam und feierlich aus, und jedes verriet seine Fassungslosigkeit. »Wow!«
»Ja, das ist großartig, nicht wahr?«, versuchte Sophie, ihm auf die Sprünge zu helfen. »Nicht wahr?«
»Aber warum? «, wollte Cal wissen.
Sophie hatte von Cal viele Reaktionen erwartet: Sarkasmus natürlich; so zu tun, als hätte er das trotz seiner wiederholten Behauptung, dass Sophie niemals vor den Altar treten würde, schon längst kommen sehen; und schließlich hatte sie sich auf jene Herzlichkeit gefreut, die unter der dünnen Schicht von Bosheit und Sarkasmus ihrer langjährigen Freundschaft zugrunde lag. Aber mit dieser Gegenfrage hatte sie nicht gerechnet.
» Warum? Weil ich ihn liebe und er mich glücklich macht – Cal, ehrlich, ich war in meinem ganzen Leben nie glücklicher. Er war bei seinem Antrag so süß und nervös, und du müsstest den Ring sehen, den er für mich ausgesucht hat. Vintage 1930er-Jahre – er ist vollkommen …«
»Nein, ich meine nicht, warum du Ja gesagt hast«, unterbrach Cal sie. »Selbstverständlich hast du Ja gesagt. Und natürlich hat er dich gefragt, er ist ja ganz verrückt nach dir. Ich meine, warum hat er dir jetzt einen Heiratsantrag gemacht? Du bist erst seit sechs Monaten dort. Du hast dir noch nicht einmal Gummistiefel zugelegt. Bist du etwa schwanger?«
»Cal! Nein, ich bin nicht schwanger! Und ich brauche keine Gummistiefel, um zu wissen, dass ich ihn heiraten will, und offenkundig ist er auch nicht der Meinung, dass ich welche brauche, damit er mich heiraten möchte«, antwortete Sophie. »Es ist ja nicht so, als wären wir unschuldige Teenager. Ich bin fast dreiunddreißig, und er wird sechsunddreißig
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